Meteorit von Ensisheim im NHM

Der Meteorit von Ensisheim, der älteste bezeugte Meteoritenfall Europas, ist im Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien zu sehen. Von einer Garde bewacht, ist der 54 Kilogramm schwere Meteorit im vor einem Jahr eröffneten Meteoritensaal zu sehen.

Am 7. November 1492 stürzte ein „Donnerstein“ mit einem gewaltigen Knall auf ein Feld bei Ensisheim im Elsass. Das Ereignis verewigte der Autor und Humanist Sebastian Brant in seinem Flugblatt „Von dem donnerstein gefallen im 1492 jar“. Zum Zeitpunkt des Aufpralls war er im rund 40 Kilometer von Ensisheim entfernten Basel. Das Naturschauspiel wurde so in ganz Europa bekannt. Kaiser Maximilian I. machte wenige Tage später in Ensisheim Halt. Er befahl, den Stein in Ketten zu legen und in der Kirche aufzuhängen.

Heute vergleicht NHM-Direktor Christian Köberl das Ereignis von 1492 mit der Explosion des Meteoriten von Tscheljabinsk über Russland am 15. Februar dieses Jahres.

Meteorit von Ensisheim

APA/Helmut Fohringer

4,6 Milliarden Jahre alter Meteorit

Gezeigt wird der Meteorit aus Anlass des ersten „Geburtstages“ des neuen Meteoritensaales im NHM. Darin ist die älteste und größte Meteoritensammlung der Welt beherbergt. Der Meteorit von Ensisheim ist an sich eher „nicht außergewöhnlich“, so Köberl. Es handle sich um einen 4,6 Milliarden Jahre alten „gewöhnlichen Chondriten“.

Ältester Meteorit in Japan

Der älteste bisher bekannte Meteoritenfall soll 861 in Japan passiert sein. In Nogata auf der Insel Kyushu wird laut Köberl ein Meteorit aufbewahrt, in den diese Jahreszahl eingraviert ist.

300 Jahre lang hing der Meteorit in der Kirche von Ensisheim, bevor er während der Französischen Revolution in ein Museum nach Colmar gebracht wurde. In dieser Zeit wurde der ursprünglich 130 Kilogramm schwere Meteorit in mehrere Teile zerschlagen. Einige Bruchstücke befinden sich auch in der Meteoritensammlung des NHM.

Albrecht Dürer als Zeuge des Geschehens

Im Meteoritensaal sind nun die Bruchteile und der in einer historischen Vitrine aus dem Jahr 1840 liegende „Donnerstein“ nebeneinander zu sehen, gemeinsam mit einigen historischen Darstellungen und Faksimiles des Meteoritenfalls.

So malte etwa Albrecht Dürer, der sich während des Einschlags in Basel aufhielt, Jahre später auf die Rückseite seines Gemäldes „Büßender Heiliger Hieronymus“ und 1514 auf einen Kupferstich einen explodierenden Himmelskörper. Man geht davon aus, dass Dürer den Meteoriten gesehen und dieses Ereignis auf den Bildern dargestellt hat. 1528 untersuchte Paracelsus den Meteoriten, 1771 besuchte Johann Wolfgang von Goethe den Stein, worüber er in seiner Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“ berichtete.

Meteorit von Ensisheim

APA/Helmut Fohringer

Meteorit fiel zweimal auf die Erde

Der „Donnerstein“ dürfte der einzige Meteorit sein, der zweimal auf die Erde fiel: Denn Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er wieder in der Kirche von Ensisheim aufgehängt. 1854 stürzte er wieder auf die Erde, als der Kirchturm zusammenbrach. Seither wird er im Gemeindeamt von Ensisheim in einem eigenen Museum aufbewahrt.

Noch eine Besonderheit, die auch in Wien zu sehen ist, zeichnet den „Donnerstein“ aus. Er wird von einer 1984 gegründeten „St. Georgs-Bruderschaft des Meteoriten von Ensisheim“ bewacht. In ihrer rot-weißen Tracht sind Mitglieder der Bruderschaft nach Wien gekommen. Jean-Marie Blosser, der Großmeister der Bruderschaft, wird den Stein auch im Meteoritensaal nicht aus den Augen lassen.

Größte Meteoritenschau der Welt

Vor einem Jahr wurde im NHM der neue Meteoritensaal eröffnet. Besucher können seitdem wieder die mit Abstand größte Meteoritenausstellung der Welt bewundern - mehr dazu in Neue Heimat für „Außerirdische“ eröffnet.

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