Neue Vorwürfe gegen Wiener Polizei

Hohe Wellen haben die Vorwürfe gegen die Wiener Polizei nach einem Einsatz beim Partyschiff auf dem Donaukanal im November geschlagen. Mittlerweile meldeten sich mehrere Menschen mit ähnlichen Anschuldigungen.

Erniedrigung, Demütigung, Verlust der Menschenwürde: Zwei Betroffene, die sich an die „Thema“-Redaktion wandten, erzählten von polizeilichen Übergriffen. So berichtete eine ehemalige Schauspielerin von Schikanen nach einem Polizeieinsatz. Sie wurde nach einem Streit mit einem Taxifahrer festgenommen, obwohl sie selbst die Polizei gerufen haben will. Die 57-Jährige wurde nach eigener Aussage im Wachzimmer am Deutschmeisterplatz vom Opfer zur Täterin gestempelt.

Betroffene: „Stieg mit einem Schuh in mein Genick“

Der Polizist wollte ihr angeblich nicht glauben, schrie sie an und provozierte sie, bis „ich zu ihm gesagt habe: Herr Inspektor, Sie sind für mich ein Arschloch. Er lässt mich daraufhin sofort verhaften. Man wirft mich auf den Boden und steigt mit einem Schuh in mein Genick. Jemand Zweiter fixiert mich mit dem Fuß an der Hüfte, ich bekomme Handschellen. Man bringt mich zu einem hellen Kleinbus. Bevor ich einsteigen muss, bekomme ich irgendetwas über den Kopf, es war aus Stoff, wie eine Kapuze“, erzählte die 57-Jährige im Interview.

Ihr Anwalt übermittelte eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft wegen Missbrauchs der Amtsgewalt und Quälens und Vernachlässigens eines Gefangenen. Vonseiten eines Wiener Polizeisprechers heißt es zu diesem und den anderen von „Thema“ angesprochenen Fällen, zum jetzigen Zeitpunkt könne keine Aussage zu den Vorwürfen gemacht werden, „da im Augenblick jegliches sachliches Substrat, das eine objektive Beurteilung möglich macht, fehlt“.

Stundenlang ohne Wasser und Toilette

Die ehemalige Schauspielerin berichtete im Interview auch davon, geschlagen worden zu sein: „Plötzlich ging die Zellentür auf, und zwei Polizisten stehen draußen. Ich hatte zuvor Leibesvisitation und war noch halb ausgezogen. Einer kam herein, und so was von blitzschnell hab ich einen Schlag gegen meine Nierengegend erhalten. Irgendetwas, ein nasser Fetzen oder ein nasses Handtuch, glaube ich. Aber ordentlich. Und die Tür ist wieder zugeflogen.“

Zudem soll sie stundenlang in der Zelle gesessen sein, ohne Wasser und ohne die Möglichkeit, auf die Toilette zu gehen. Für ihren Anwalt ein klarer Verstoß der Beamten gegen die Grundrechte. Gegen die 57-Jährige selbst läuft übrigens ein Verfahren wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt.

Student zu Boden geworfen

Ähnliche Vorwürfe wie die Schauspielerin erhebt ein Student im „Thema“-Interview. Seine Geschichte begann am 16. Juli 2011 um 3.00 Uhr. Die Security eines Innenstadtlokals verwehrte ihm den Eintritt und winkte Polizisten in der Nähe heran: „Die haben gesagt, ich soll mich niederknien und so. Ich habe gefragt, warum.“ Daraufhin hätten die drei Polizisten ihn zu Boden geworfen, und er habe aus dem Ohr geblutet. Statt Antworten habe es nur wüste Beschimpfungen gegeben. Er selbst wurde zu vier Monaten Haft bedingt auf drei Jahre verurteilt.

Polizeiautos nach Prügelei vor Partyschiff am Donaukanal

Heute.at

Polizeieinsatz am 19. Oktober

Aufregung nach Partyschiff-Vorfall

Begonnen hatten der Wirbel und die Vorwürfe mit einem Polizeieinsatz auf einem Partyschiff auf dem Donaukanal. In der Folge soll ein Paar im Polizeikommissariat Deutschmeisterplatz misshandelt worden sein - mehr dazu in Anwalt: Paar von Polizei misshandelt. Die Polizei wies die Vorwürfe zurück, die beschuldigten Beamten sind weiter im Dienst - mehr dazu in Misshandlung: Polizei dementiert.

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