Schülerdemo gegen Zentralmatura

Tausende Schülerinnen und Schüler haben am Donnerstagvormittag gegen die Einführung der Zentralmatura demonstriert. Die Schülerinnen zogen lautstark vom Parlament zum Ballhausplatz. Dort gab es die Abschlusskundgebung.

Rund 4.000 Schüler beteiligten sich an der Kundgebung. Der Demonstrationzug mit zahlreichen bunten Plakaten und Transparenten reichte vom Schottentor bis weit in die Herrengasse hinein.

„Klares Zeichen für notwendige Reformen“

Bei der von Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS), „Red Revolution“, Sozialistischer Linkspartei (SLP) und „Funke“ organisierten Veranstaltung zogen Schüler mit Pfeif- und Kreischkonzert und einzelnen Böllerschüssen vom Parlament zum Bundeskanzleramt, wo gerade die abschließenden Verhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP zum Koalitionspakt liefen. Die SJ sah in den Demonstrationen laut einer Aussendung ein „klares Zeichen für notwendige Reformen“.

Kein „Sturm auf Unterrichtsministerium“

„Zentralmatura - Nein Danke!“, „Experimentiert nicht mit unserer Zukunft“ und „Eure Erwartungen sind wie Asymptoten - nie zu erreichen“ war auf Bannern zu lesen, in Sprechchören forderten die Demonstranten mehr Mitbestimmung und eine Wahlmöglichkeit zwischen bisheriger und Zentralmatura.

Einige Burschen nutzten die Demo für Körperkontakt, indem sie „Free Hugs“ anboten. Die SLP hatte zwar im Vorfeld die Vorbereitung eines „Sturms des Unterrichtsministeriums“ angekündigt, davon war allerdings außer verstärkter Polizeipräsenz vor dem Gebäude nichts zu bemerken.

Keine Unterstützung von Bundesschülervertretung

Linke Schülervertreter kritisierten auch die von der ÖVP-nahen Schülerunion dominierte Bundesschülervertretung (BSV), von der die Demonstrationen nicht unterstützt wurden. Die BSV hatte zwar ebenfalls mit einem Streik gegen die Zentralmatura gedroht, diesen allerdings abgesagt.

Denn die BSV hatte sich mit dem Unterrichtsministerium und dem für die Zentralmatura zuständigen Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE) unter anderem auf geänderte Beurteilungskriterien in Mathematik und lebenden Fremdsprachen sowie mehr Vorbereitungszeit zwischen schriftlicher und mündlicher Prüfung geeinigt. Die BSV verteidigte in einer Aussendung die Einigung: „Nahezu in allen im Vorhinein formulierten Kritikpunkten gab es Änderungen.“

Zentralmatura nach Protesten bereits verschoben

Die AKS fordert allerdings weitergehende Änderungen wie eine „tatsächliche Überarbeitung des Beurteilungsschlüssels in Mathematik“, eine klare Definition des Lernstoffs, die Erlaubnis, das Wörterbuch zu verwenden, und für Schüler mit negativer Klausur mindestens zwei Wochen Vorbereitungszeit bis zur mündlichen Prüfung. Außerdem will die AKS ein Streikrecht für Schüler. Derzeit müssen Schüler, die wegen einer Demonstration die Schule ausfallen lassen, damit rechnen, diese Zeit als unentschuldigte Fehlstunden angerechnet zu bekommen.

Die neue Matura, bei der die Aufgaben der schriftlichen Prüfungen von zentraler Stelle vorgebenen werden, startet 2015 an den AHS und 2016 an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS). Sie war nach Protesten wegen angeblich mangelnder Vorbereitung im Fach Mathematik bereits um ein Jahr verschoben worden. Zuletzt gab es vor allem in Wien vermehrt Nicht genügend bei nach Vorbild der Zentralmatura konzipierten Mathematikschularbeiten.

Demo sorgte für Verkehrschaos

Der Ring war wegen der Demo zwischen der Operngasse und der Schottengasse gesperrt. Zahlreiche Staus und Verkehrsverzögerungen waren die Folge: Auf der Zweierlinie und anderen zahlreichen Straßen ging zeitweise nichts mehr. Am Ring selbst reichte der Stau bis zum Franz-Josefs-Kai zurück. Verkehrsbehinderungen gibt es auch auf der Praterstraße, der Schüttelstraße und der Unteren Donaustraße.

Die Demo hatte auch Auswirkungen auf die öffentlichen Verkehrsmittel. Die Wiener Linien leiteten die Linie 1 und D über den Franz-Josefs-Kai um, die Linie 2 über die Reichsratsstraße. Die Linie 71 wird in Richtung Börse über den Schwarzenbergplatz kurzgeführt.

Video: Die Schüler zogen vom Parlament zum Ballhausplatz

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

150 Teilnehmer bei Demo am Freitag

Die sozialistische Gruppe „Red Revolution“ hatte am Freitag zu einer Demo gegen die Zentralmatura auf dem Stephansplatz aufgerufen. Etwa 150 Schüler nahmen daran teil. Die Bundesschülervertretung unterstützte den Aufruf nicht - mehr dazu in Zentralmatura: 150 Teilnehmer bei Demo.

Präsidentin gibt Tipps gegen Schülerstreik-Verbot

Während die Lehrer zu Dienststellenversammlungen aufriefen, wurde Schülern offiziell verboten, gegen die Zentralmatura zu demonstrieren. Die Stadtschulratspräsidentin war persönlich aber anderer Meinung und gab Tipps, das Verbot zu umgehen - mehr dazu in Schülerstreiks: Präsidentin gibt Tipps gegen Verbot.

Salzburg, Innsbruck, Dornbirn und Klagenfurt

Auch in der Stadt Salzburg demonstrieren mehrere hundert Schüler für eine Änderung bei der geplanten Zentralmatura. Der Demonstrationszug führt vom Kongresshaus zum Amtssitz des Landesschulrates am Mozartplatz - mehr dazu in Schüler fordern Änderung (salzburg.ORF.at). Streiken trotz Streikverbots hieß es für Schüler in Innsbruck. Viele wollen sich trotz Verbots des Landesschulrats gegen die neue Zentralmatura wehren - mehr dazu in Schüler wehren sich (tirol.ORF.at).

Rund 3.500 Lehrer und Schüler gingen in Dornbirn auf die Straße, um gegen die Bildungspolitik der Bundesregierung zu protestieren. Die Lehrer wehren sich gegen das geplante neue Lehrerdienstrecht, die Schüler gegen die Zentralmatura - mehr dazu in Lehrer und Schüler demonstrierten in Dornbirn (vorarlberg.ORF.at). In Klagenfurt wurde eine nicht genehmigte Schülerversammlung von der Polizei wegen der Bannmeile um den Landtag aufgelöst - mehr dazu in Streik in Klagenfurt aufgelöst (kaernten.ORF.at).

Links: