Ärzteprotest gegen Kürzungen

An den Wiener Universitätskliniken protestieren die Ärzte gegen weitere Streichungen bei Nachtjournaldiensten. Die Medizinische Universität (MedUni) verwies auf die Anstellung von Medizinern für Tagdienste, die Ärztekammer unterstützt die Ärzte.

Zwölf Nachtjournaldienste sollen gestrichen werden, so Thomas Perkmann, Betriebsratsobmann des wissenschaftlichen Personals. Rektor Wolfgang Schütz müsste laut Perkmann die Ärzte aktiv informieren: „Das ist nicht erfolgt“. Bei einer Betriebsversammlung am Dienstag wurde einstimmig eine Protestresolution verabschiedet.

Darin wird etwa gefordert: die sofortige Rücknahme aller geplanten Journaldienstreduktionen, eine Aufstockung des Personals laut der geltenden Betriebsvereinbarung „ohne Zuhilfenahme von Tauschgeschäften“ und eine Zusicherung, bei unverändertem medizinischen Leistungsangebot keine weiteren Einsparungsmaßnahmen bei Personal und Journaldiensten vorzunehmen.

Einschränkungen bei Leistungen

„Was jetzt passiert, hatten wir bereits einmal im größeren Ausmaß im Jahr 2011, als 24 ärztliche Journaldienste gestrichen wurden. Jetzt sollen weitere zwölf Nachtjournaldienste gestrichen werden. Das erfolgt ‚stückerlweise‘“, so Perkmann.

Skurril sei zunächst einmal die mangelnde Information der Abteilungschefs der betroffenen Kliniken. Der Betriebsratsobmann: „Wir sind durch das elektronische Dienstplanungssystem draufgekommen. Darin trägt man einen Monat oder noch länger vorher die geplanten Dienste ein. Und das konnte man bei bestimmten Diensten nicht mehr.“ Eine Sekretärin habe bei der EDV-Abteilung nachgefragt und die Antwort bekommen, dass es die Dienste im Jahr 2014 nicht mehr geben werde.

Für den Betriebsrat und die bei der Betriebsversammlung am Dienstag anwesenden Ärzte ist die Sache prekär, weil es offenkundig zu Leistungseinschränkungen kommen müsse. Perkmann: „Es gab bisher einen Anästhesisten in einem eigenen ‚Schmerzdienst‘ für alle Kliniken im Haus, zum Beispiel für Tumorpatienten in der Nacht. Der soll gestrichen werden. Es gab einen Psychiater in der Nacht für die Betreuung von psychiatrisch auffälligen Patienten auf anderen Kliniken, zum Beispiel auf der Unfallchirurgie. Auch der soll gestrichen werden.“

MedUni: Einsparungen abgesprochen

Ein Sprecher der MedUni meinte, dass alle Einsparungen mit den Klinikchefs abgesprochen waren: „Diese haben die einzusparenden Journaldienste vorgeschlagen. Es ist nicht so, dass sie einfach durch die EDV gesperrt wurden. Es ist Aufgabe der Klinikchefs, einsparbare Journaldienste vorzuschlagen. Der Rektor ist diesen Vorschlägen gefolgt. Am Freitag gibt es ein Gespräch mit dem Betriebsrat.“ Die Klinikchefs hätten auch die Aufgabe, ihre Mitarbeiter zu informieren.

Das Rektorat der MedUni Wien argumentierte die Nachtdienst-Einsparungen mit dem Inkrafttreten der Betriebsvereinbarung über die Dienstzeiten vor einigen Wochen. Damit wurde gemäß dem Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz die durchgängig mögliche Arbeitszeit eines Arztes am Patienten von 32 Stunden auf höchstens 25 Stunden reduziert. Das betrifft die Nachtdienste. Damit sind aber am Tag nach dem Nachtdienst weniger Ärzte vorhanden.

Das Rektorat will offenbar über die Einsparung der Nachtdienste die Besetzung am Tag erhöhen. Der Sprecher der MedUni Wien: „Für jeden Journaldienst, der gestrichen wird, werden zusätzlich zwei Ärzte eingestellt.“ Damit wären jeden Vormittag für einen weggefallenen Nachtdienst drei Ärzte mehr vorhanden.

Unterstützung der Ärztekammer

Betriebsrat Perkmann hingegen sprach von ganz anderen „Tauschgeschäften“: „Prof. (Peter) Husslein (Chef der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Anm.) soll den Journaldienst des Oberarztes auf der Geburtshilfeabteilung einsparen und im Gegenzug drei Sekretärinnen dazubekommen.“ Zu einer Aufstockung von Ärzten käme es nicht. Der Standesverteter: „Das ist eine extreme Fehlentwicklung.“

Der Präsident der Wiener Ärztekammer, Thomas Szekeres, selbst ehemals Betriebsrat an der MedUni Wien, unterstützte am Dienstag die Aktionen seiner Kollegen: „Die Wiener Ärztekammer ist vollkommen solidarisch mit den Ärzten der Universitätskliniken im Wiener AKH. Wir unterstützen sie.“

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