„Kosmopolit und Ur-Wiener“: Arik Brauer wird 85

Als Protagonist der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“ hat Arik Brauer Weltkarriere gemacht. Am 4. Jänner wird er 85. Wenige Tage später erscheint ein von ihm illustriertes Pessach-Buch, ein Theaterauftritt folgt.

Arik Brauer

APA/Georg Hochmuth

Arik Brauer feiert Geburtstag.

Er arbeite „die ganze Zeit, wenn ich nicht gestört werde“, sagte Brauer wenige Wochen vor seinem Geburtstag in einem Interview für die APA. Kurz nach seinem Geburtstag sind nun die Früchte seiner Arbeit zu sehen und zu hören. So wird er am 21. Jänner im Wiener Jüdischen Museum seine neue, im Amalthea Verlag erscheinende Pessach-Haggada präsentieren. Brauer illustrierte das Buch, das am Sederabend, der den Beginn des jüdischen Pessach-Fests markiert, gelesen wird, schon einmal im Jahr 1979.

An dem neuen, 24-teiligen Bilderzyklus „hat auch unser Rabbiner mitgewirkt, und das wird im Jänner im Jüdischen Museum ausgestellt. Die Bilder dazu habe ich erst malen müssen. Ich male den ganzen Tag“, so Brauer im Interview im vergangenen Oktober. Das Buch ist bis 25. Mai ausgestellt.

„Mit Bleistift und Gitarre“

Am 6. Februar wird Brauer wieder auf die Bühne treten. Im stadtTheater walfischgasse gibt er einen Abend unter dem Titel „Mit Bleistift und Gitarre“. Dabei zeigt er Karikaturen, „aber nicht Strichzeichnungen sondern voll ausgezeichnete Figuren, in denen sich der Unterschied zwischen Surrealismus, Expressionismus und Karikatur vermischt, und dazu erzähle ich Geschichten und singe G’stanzln.“ Brauer als Multitalent: „Das mache ich, weil ich finde, das kann nur ich machen. Weil der Peichl ist ein Spitzenkarikaturist, aber singen kann er überhaupt nicht.“

Im Herbst folgt ab 14. November im Leopold Museum eine große Geburtstagsausstellung, die Arik Brauer als „Kosmopolit und Ur-Wiener“ gewidmet sein wird.

Von Wien nach Paris und wieder zurück

Arik Brauer wurde am 4. Jänner 1929 in Wien als Erich Brauer in eine russisch-jüdische Handwerkerfamilie geboren. Der Nationalsozialismus beendete seine Kindheit im Wien der 30er Jahre, über die er in seinem auch vom Fernsehen ausgestrahlten Solo-Programm „A Gaude war’s in Ottakring“ berichtet hat. Brauers Vater starb in einem Konzentrationslager, er selbst überlebte in einem Versteck.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges inskribierte der damals 16-Jährige an der Akademie der bildenden Künste in Wien (1945 bis 1951). Dort waren u.a. Albert Paris Gütersloh und Herbert Boeckl seine Lehrer. Nach Abschluss seines Studiums unternahm Brauer ausgedehnte Reisen, besonders Eindrücke aus dem Orient sollten sein späteres Werk prägen. Mit seiner Frau Naomi ließ er sich in Paris nieder, wo das Paar mit Singen seinen Lebensunterhalt verdiente.

Als der Austropop entstand

Wenig später stellten sich auch erste Ausstellungserfolge ein. Als Brauer 1964 die Pariser Boheme verließ und wieder nach Wien zurückkehrte, genossen die Protagonisten der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“ bereits große Popularität. Stolz ist er auch auf seine Erfolge als Sänger.

Brauers Gesangskarriere erreichte in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt: Mit Dialektliedern wie „Sie ham a Haus baut“ und „Hinter meiner, vorder meiner“ war er an der Geburt des Austropops maßgeblich beteiligt. „Ich habe mich nie als Austropopper gesehen, obwohl ich da wirklich am Anfang dabei war“, sagt Brauer. Er habe kritische Texte singen wollen. „Diese Liedtexte sind teilweise zu unserem großen Leidwesen aktuell geblieben. Einige davon wurden richtige Volkslieder, die man beim Heurigen oder auf einer Schutzhütte singen hört.“

Erfolge auf vielen Ebenen

Der Maler, Grafiker, Bühnenbildner, Sänger und Dichter hat in vielen Genres Erfolge zu verzeichnen. So stattete er etwa 1975 „Die Zauberflöte“ (Kostüme und Bühnenbild) an der Pariser Oper aus. Anfang der 1990er Jahre beschäftigte sich der Künstler wie seine Kollegen Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser mit Architektur.

Arik Brauer

APA/Georg Hochmuth

Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien

1993 entstand auf der Wiener Gumpendorfer Straße ein „Brauer-Haus“, 1996 gestaltete Brauer die Fassade einer katholischen Kirche in Wien-Leopoldstadt. Im September 1997 zog er sich nach zwölfjähriger Lehrtätigkeit als Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste zurück.

Vielfach ausgezeichneter Künstler

Brauer erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das Österreichischen Ehrenkreuz 1. Klasse, den Preis der Stadt Wien für Malerei und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien im Jahr 2011. Der begeisterte Wanderer und Radfahrer Arik Brauer lebt und arbeitet heute in Wien und Israel.

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