Wiener Hotellerie kämpft um Touristen

Es ist paradox: Die Zahl der Nächtigungen in Wien ist 2013 auf einem Rekordniveau gewesen - doch immer mehr Wiener Hotels kämpfen mit sinkender Auslastung und fallenden Preisen. Touristiker und Hoteliers bewerten das unterschiedlich.

Man könnte meinen, die Wiener Hoteliers reiben sich angesichts der rund 12,7 Millionen Nächtigungen allein im Vorjahr die Hände. So viele Nächtigungen wie 2013 wurden noch nie gezählt - mehr dazu in Neues Rekordjahr für Wiener Tourismus (wien.ORF.at; 18.12.13). Doch parallel zu den Nächtigungszahlen steigt auch die Zahl der Betten jährlich um gut 3.000. Und diese sind bei weitem nicht alle ausgelastet - mehr dazu in Trotz Gästerekords „nicht restlos glücklich“ (wien.ORF.at; 19.7.12). Während Wien Tourismus davon ausgeht, dass sich die Lage einpendeln wird, zeigt sich die Hoteliervereinigung eher skeptisch.

Wien Tourismus: „Kurzfristiges Problem“

„Das ist immer so, wenn die Bettenzahlen in einem Ausmaß steigen, so wie es der Fall war, dann ist kurzfristig die Auslastung im Sinken. Das pendelt sich aber gleich wieder ein, immer wieder aber auf einem höheren Niveau. Wir sehen das im jahrelangen Vergleich“, gibt sich Vera Schweder von Wien Tourismus optimistisch. In zwei bis fünf Jahren werde die Bettenauslastung wieder besser sein. Wobei Wien im Vergleich zu London, Paris und Barcelona immer noch nachhinke. Dort gebe es deutlich mehr Fünfsternehäuser und -betten.

Hotellerie

APA/Herbert Neubauer

Wiener Hotellerie zieht Investoren an

Der Schub, der in den vergangenen zwei Jahren in Wien aufgekommen sei, habe das Image der Destination gehoben, so Schweder. Dieser Erfolg ziehe immer wieder neue Investoren an, die die Situation einschätzten. Es sei im Grunde ein positives Zeichen, wenn diese Wien noch mehr zutrauen als zurzeit. „Und dann wird investiert. Bei stagnierenden Destinationen gibt es keine Investition“, sagte Schweder weiter.

Ein Problem sieht sie allerdings darin, dass die Preise nicht stimmen: „Wien könnte ruhig höherpreisig sein. Aber das muss man den Hoteliers überlassen. Will man die Auslastung oder will man den Preis? Die Wiener Hoteliers entscheiden sich lieber für die Steigerung der Auslastung.“

Hoteliers: „Auf innovative Konzepte setzen“

Anders sieht das hingegen die Hoteliervereinigung: „Wenn die Nächtigungen um vier Prozent im Jahr und die Bettenzahlen um zehn Prozent im Jahr steigen, dann ist es für jedes Hotel im Moment eine ernste Situation“, so Michaela Reitterer von der Hoteliervereinigung. Auch wenn sich die Situation nach drei oder vier schlechten Jahren wieder einpendeln könnte, könnten diese Jahre für ein Unternehmen existenzgefährdend sein.

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Neue Konzepte sind gefragt

„Wir haben auch im internationalen Vergleich wieder gesehen, dass Wien wieder hinten nachhinkt bei den Preisen. Wir hoffen, dass sich das ändert“, so Reitterer. Eine Möglichkeit dafür seien innovative Hotelkonzepte: „Das tragische sind große Hotelburgen mit 1.000 Zimmern, wo jedes Zimmer gleich ausschaut.“ Wien vertrage immer eine „innovative und tolle Hotellerie“. Wie überall in der Wirtschaft seien jene Konzepte, „die ein bisschen was versprechen, die erfolgreicheren“.

Und gute Konzepte seien auch notwendig, um sich auf dem heißumkämpften Hotelmarkt behaupten zu können. Denn auch wenn die Zahl der Nächtigungen weiter steigt, die Zahl der neuen Hotelbetten steigt in jedem Fall noch viel stärker: 2014 und 2015 kommen laut Reitterer 6.000 neue Hotelbetten in Wien in allen Kategorien hinzu.

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