„Happy Pepi“ Josef Staribacher tot

Der frühere Handelsminister Josef Staribacher (SPÖ) ist am Samstag im 93. Lebensjahr in Wien verstorben. In den 1970er Jahren führte der als „Happy Pepi“ bekanntgewordene Langzeitminister den „autofreien Tag“ in Österreich ein.

Staribacher starb an den Folgen einer Lungenentzündung in Wien. Das teilte die Familie des Verstorbenen am Sonntag mit. Er sei letztlich „ruhig eingeschlafen“, hieß es. Ein Begräbniszeitpunkt stehe noch nicht fest. Es sei geplant, ab Mittwoch Kondolenzbücher im Regierungsgebäude am Stubenring, in der ÖGB-Zentrale und am Sitz der SPÖ-Bezirksorganisation Landstraße aufzulegen.

Undatiertes Archivbild des frueheren  Handelsministers Josef Staribacher

APA/Roland Schlager

Der als „Happy Pepi“ bekanntgewordene Minister führte das Ressort 13 Jahre

Einige Monate im KZ Buchenwald

Staribacher wurde am 25. März 1921 in Wien geboren. Sein Vater, der als Straßenbahner bei der „Partei“ im 3. Bezirk mitgearbeitet hat, prägte ihn politisch. Staribacher war bei den Kinderfreunden, ab dem Bürgerkriegsjahr 1934 dann bei den Roten Falken.

Nach dem Pflichtschulbesuch erlernte Staribacher den Beruf des Stein- und Offsetdruckers. Den folgenden Besuch der technischen Mittelschule musste er wegen seines frühzeitigen „linken“ politischen Engagements in der Dollfuß-Ära abbrechen, er wurde mit 15 Jahren sogar zeitweilig inhaftiert.

Acht Tage nach Kriegsbeginn wurde er wieder verhaftet und für einige Monate ins KZ Buchenwald deportiert. Nach einer schweren Kriegsverwundung im Herbst 1941 nutzte er die restlichen Kriegsjahre für einen Studienurlaub im niederländischen Groningen, um im Februar 1945 das Studium der Staatswissenschaften mit der Prüfung zum Diplomvolkswirt abzuschließen.

Josef Staribacher und Bruno Kreisky

ORF

Staribacher mit Bruno Kreisky

Von Kreisky in Regierung geholt

1952 wurde Staribacher zum Doktor der Staatswissenschaften promoviert. 1959 war er Obmann der Gewerkschaft der Lebens- und Genussmittelarbeiter, zog 1961 in den Nationalrat ein und wurde sieben Jahre später zum Direktor der Wiener Arbeiterkammer ernannt. Als Handelsminister in die Regierung geholt hatte Staribacher am 21. April 1970 der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ).

Zum Nachhören: Verordnung „autofreier Tag“

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Eine seiner aufsehenerregendsten Maßnahmen war die Einführung eines „autofreien Tages“ im Jänner 1974 als Antwort auf das Ölembargo der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC). Weniger erfolgreiche Unterfangen - wie den Bau des Atomkraftwerks Zwentendorf und die Planung des Donaukraftwerks Hainburg - untermauerte der „Energieminister“ mit seiner Verantwortung für eine effiziente Energieversorgung.

Politisches Interesse ungebrochen

Zu Ende ging seine Regierungszeit mit der SPÖ-Wahlniederlage 1983 und der sich abzeichnenden Kleinen Koalition. In die Pension hatte er sich damit aber noch nicht verabschiedet. So stand Staribacher noch bis zur Neuformierung des ÖIAG-Aufsichtsrats im April 2000 diesem Gremium als Präsident vor. Zudem bekleidete er über lange Jahre verschiedene Spitzenpositionen innerhalb des ÖGB.

In den vergangenen Jahren wollte er zwar die aktuelle Politik nicht mehr kommentieren, sein politisches Interesse und Engagement hatte er aber nicht verloren. So nahm Staribacher etwa im Jänner 2006 an einer Demonstration gegen die Postprivatisierung teil.

„Hat mit Bruno Kreisky eine Ära geprägt“

Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) zeigten sich vom Ableben Staribachers betroffen. Mit seinem Tod sei „ein ebenso erfolgreicher wie volkstümlicher und über Jahrzehnte bewährter Politiker von uns gegangen“, teilte Fischer am Sonntagnachmittag mit. Faymann sagte, Staribacher habe „zusammen mit Bruno Kreisky eine Ära geprägt, er hat dabei die Konsumentenpolitik neu strukturiert und sich für mehr soziale Gerechtigkeit eingesetzt“.

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