Immer weniger bei Schulskikursen

Immer weniger Schüler nehmen an Schulskikursen teil. Allein in Wien sind seit dem Schuljahr 2009/10 in der Oberstufe um zehn Prozent weniger Kinder mitgefahren. Die Gründe: hohe Kosten und viele Migrantenkinder.

Im Oberstufenrealgymnasium in der Anton-Krieger-Gasse fährt dieses Jahr nur eine Klasse auf Schulskikurs. Das liegt jedoch nicht am milden Winter, denn vor zwei Jahren waren es noch fünf Klassen. Wintersportwochen zu finanzieren, werde für Eltern in Kombination mit kostenintensiven Sprachreisen immer schwieriger, heißt es aus dem ORG 23. Ein Schulskikurs kostet zwischen 350 und 400 Euro. „Im Zweifelsfall wird die Sprachreise bevorzugt“, erklärt Direktor Friedbert Lattacher gegenüber wien.ORF.at.

Stadtschulrat: Migrantenkinder als Grund

Die Zahlen des Stadtschulrates bestätigen diesen Trend. Sind 2009/10 in der Oberstufe noch etwa 15.650 Kinder auf Skikurs gefahren, waren es 2012/13 nur noch 14.250 Kinder. Für den Stadtschulrat scheinen die Gründe für den stetigen Teilnehmerrückgang woanders zu liegen. In einem aktuellen Bericht wird der steigende Anteil von Migrantenkindern an Wiener Schulen als Erklärungsansatz angegeben. Jugendliche, denen die österreichische Wintersporttradition in ihren Familien weniger vermittelt wird, würden Wintersport eher ablehnen.

Als Gegenmaßnahme hat die „Servicestelle Wintersportwoche“ bereits 2011 einen „Tag im Schnee“ unter dem Fokus der Integration veranstaltet. Bei dem Projekt hatten islamische Religionslehrer die Möglichkeit, den Skisport kennenzulernen oder bestehende Fähigkeiten zu erweitern.

„Nun erhofft man sich, dass die übermittelten Emotionen dazu beitragen, den Stellenwert der Wintersportwochen zu steigern“, heißt es in einer Aussendung der Initiative. Die Religionslehrer sollen ihre Kinder für den Skisport begeistern. Sie plant, den „Tag im Schnee“ im März oder April diesen Jahres wieder zu veranstalten.

Kinder fahren eine Piste hinunter

APA/Gindl

Wiener Skiverband: Projekte abhängig von Schneelage

Auch der Wiener Skiverband versucht, mehr Schüler auf die Piste zu bringen. 2008 gab es die Aktion „Turnstunde auf der Hohen Wand Wiese“. „Die Nachfrage war groß“, erzählt der Präsident, Hermann Gruber, es habe keinen Platz mehr gegeben. Solche Projekte seien aber abhängig von der Schneelage. Für ähnliche Aktionen außerhalb Wiens fehlt aber das Geld. „Der Skiverband kann Wintersportwochen nicht fördern, weil wir keine finanziellen Reserven haben“, so Gruber.

Abgesehen von den Wetterbedingungen und den Geldmitteln scheinen die Möglichkeiten des Wiener Skiverbandes begrenzt. Präsident Hermann Gruber nennt es ein „ewiges Bemühen, in den Schulen Stimmung zu machen“. Oft scheitere es daran, dass zu wenige Schüler mitfahren wollen. Bei mehrtägigen Schulveranstaltungen müssen mindestens 70 Prozent der Schüler einer Klasse teilnehmen.

schulskikurs

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Kostenfaktor: Skikurs, Ausrüstung, Skibekleidung

Auch im Bundesoberstufenrealgymnasium „borg3“ auf der Landstraßer Hauptstraße ist die Teilnehmerzahl gesunken. Dieses Jahr fahren anstatt vier Klassen - wie in den vergangenen Jahren - nur zwei Klassen auf Wintersportwoche. Auch hier sei es eine Frage des Geldes, heißt es aus dem Schulsekretariat.

Neben den Kosten für den Skikurs müssen Eltern auch für die Ausrüstung aufkommen. Als Unterstützung der Stadt Wien können sich Schüler für die Wintersportwoche alles - von den Skischuhen bis zum Helm - zu vergünstigten Preisen im Sportamt der MA 51 ausleihen. Oft ist aber nicht nur die Ausrüstung, sondern auch die notwendige Skibekleidung eine finanzielle Hürde für die Eltern, heißt es aus dem Bundesoberstufengymnasium „borg3“.

Einkommensschwache Familien können eine finanzielle Unterstützung vom Bund beantragen. Anträge liegen in den Direktionen der Schulen auf. Die Schülerbeihilfen für Wintersportwochen betragen zwischen 60 und 180 Euro. „Es kann aber auch sein, dass man gar nichts bekommt, wenn das Einkommen zu hoch ist“, erklärt Petra Kases, Leiterin des Referats für Schülerbeihilfen des Stadtschulrates Wien.

Christina Mühlparzer, wien.ORF.at

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