Zahlreiche Gäste bei Wiener Stadtgespräch

Geht es den alten Wiener Heurigengrätzln in Döbling an den Kragen? Historische Baujuwele werden durch neue Wohnbauten ersetzt. Die Erhaltung historischer Winzerhäuser war Thema beim Stadtgespräch von ORF Wien und „Kurier“ am Dienstag.

Der Andrang war groß beim „Stadtgespräch“ zum Thema „Wird das Stadtbild der historischen Heurigenorte in Döbling zerstört?“ Gekommen waren die Vertreter aus Politik und aller Initiativen, was mitunter zu einer äußerst hitzigen Debatte führte. Die Emotionen gingen hoch, die Stadtpolitik musste sich viele Vorwürfe anhören.

Fotos vom Stadtgespräch:

„Betonkobel“, „Rennbahn“, „Großfeldsiedlung“

„Natürlich kann man auch was Neues bauen, das annähernd wieder wie ein Winzerhaus ausschaut, und nicht unbedingt ausschauen muss wie ein Betonkobel“, sagte Gerhard Pfeiffer von der ÖVP-Döbling. Der Weinhauer und FPÖ-Bezirksrat Michael Eischer: „Die Straße wird breiter, wir bekommen eine Rennbahn, und der Charakter von Neustift stirbt.“ „Die Gäste kommen nicht wegen der Großfeldsiedlung zu uns. Die Gäste kommen wegen der Ortskerne zu uns. Und das soll weiterhin so sein“, so Albert Holub, langjähriger SPÖ-Gemeinderat.

Neben der Politik kam unter anderem auch die „Initiative Denkmalschutz“ zu Wort. Deren Sprecher, Markus Landerer, verlangte mehr Schutz für die historischen Winzerhäuser: „Auch so kann man einen Ortskern vernichten, wenn man die Schutzzone ständig verkleinert.“

Bauordnung wird verschärft

Die Antwort der Politik findet sich in veränderten Regeln: In der ersten Jahreshälfte soll eine verschärfte Bauordnung kommen, die höhere Strafen und strengere Instrumente für die Baupolizei vorsieht, um der Spekulation einen Riegel vorzuschieben. Die technische Abruchreife wird erschwert, es gibt eine Erhaltungspflicht. SPÖ-Wohnbaustadtrat Michael Ludwig: „Wenn er diese Verantwortung nicht ausübt, dann haben wir natürlich auch Möglichkeiten, diese Erhaltungspflicht auch einzufordern.“

Sendungshinweis:

Einen TV-Beitrag dazu sehen Sie in Wien heute am 15.1. 2014 und danach on Demand.

Die für drei Jahre verhängte Bausperre werde man für eine Bestandsaufnahme und neue Kriterien für Schutz und Widmungen nützen, kündigte die grüne Planungsstadträtin Maria Vassilakou an: "Mit der Bausperre hat die Stadt hier sehr wohl die Möglichkeit, einzugreifen und sie hat auch die Möglichkeit, die Entwicklung in den nächsten Jahren sehr sehr viel strenger zu kontrollieren.

Diskussion wohl noch lange nicht zu Ende

Erhalten, Bewahren, aber auch Weiterentwickeln: Über die Ziele war man sich einig. Über die Wege dahin wird wohl noch öfters gestritten werden.

Mit den hunderten Interessierten im Buschenschank Wolff diskutierten Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne), Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) und Markus Landerer von der Initiative Denkmalschutz. Die Diskussion wurde moderiert von Wien-heute-Moderatorin Elisabeth Vogel und Martina Salomon, der stv. Chefredakteurin der Tageszeitung „Kurier“.

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