Private Bestatter gehen in die Offensive

Auch fast zwölf Jahre nach der Liberalisierung des Bestattungswesens dominiert die städtische Bestattung Wien den Wiener Markt. Um das zu ändern, planen fünf der privaten Wiener Bestatter jetzt eine gemeinsame Marketingoffensive.

Eine Informationsplattform im Netz, Veranstaltungen und Pressemeldungen: So wollen fünf der privaten Wiener Bestatter ab März gemeinsam ihr Angebot bewerben. Noch immer wüssten viele Wiener nämlich nicht, dass es Alternativen zur städtischen Bestattung Wien gibt, so die Bestatter. Der Wettbewerb in Wien sei nicht fair, kritisierte etwa Manuela Manour von der Bestattung Teufel im Gespräch mit „Radio Wien“.

Die meisten Filialen der Bestattung Wien seien sehr nah bei den Standesämtern, zu denen man müsse, um einen Todesfall beurkunden zu lassen, so Manour. Dort werde man zum Teil direkt zur Bestattung Wien weitergeschickt, berichtete sie aus eigener Erfahrung: „Man kriegt von den Standesbeamten den dezenten Hinweis: Im Stockwerk unter uns ist gleich die nächste Bestattung.“

Zentralfriedhof Wien Gräber

APA/Herbert Pfarrhofer

Bis 2002 war die Bestattung Wien die einzige in der Stadt

Bestattung Wien begrüßt Marktbelebung

Dass die Bestattung Wien viele Büros in den Bezirksämtern habe, sei historisch gewachsen, erklärte Bestattung-Wien-Sprecher Florian Keusch gegenüber wien.ORF.at. Auch andere Firmen könnten sich dort einmieten - die Bestattung Wien sei ebenfalls nur Mieter. Diese Möglichkeit bestätigte die zuständige MA 34. Derzeit hat jedoch keine einzige Privatfirma ein Geschäftslokal in einem Bezirksamt.

Die gemeinsame Marketing-Initiative der privaten Bestatter sehe die Bestattung Wien „neutral“, so Keusch. Eine Marktbelebung begrüßen sie sogar: „Prinzipiell ist Wettbewerb ja nichts Schlechtes, sondern setzt generell neue Impulse.“

Zahl der privaten Bestatter steigt

2002 wurde das österreichische Bestattungswesen liberalisiert. Davor war es Sache der Gemeinden, ob und wie viele Privatbestatter erlaubt waren. Mittlerweile sind laut Fachvertretung der Bestatter in der Wiener Wirtschaftskammer 15 private Bestattungsunternehmen in Wien tätig. In den vergangenen Monaten ist die Zahl stark gestiegen - allein seit Herbst 2012 sind sieben neue Firmen dazugekommen.

Nicht alles, was privat klingt, ist es jedoch auch: Die Bestattung „Pax“ gehört seit 2009 zur Bestattung und Friedhöfe GmbH der Wiener Stadtwerke. Nach eigenen Angaben haben die Bestattung Wien und PAX bei den Bestattungsdienstleistungen gemeinsam einen Marktanteil von 85 bis 90 Prozent. Von den rund 13.600 Beisetzungen in Wien im Jahr 2012 führte die Bestattung Wien etwa 10.300 durch.

Größter Privatbestatter nicht dabei

Dass bei der gemeinsamen Marketing-Initiative nicht alle Privatbestatter dabei sind, erklärten die Beteiligten damit, dass einige der anderen Unternehmen ihr Hauptgeschäft in Niederösterreich hätten oder auf Überführungen ins Ausland spezialisiert seien. Dabei sind jedenfalls die Bestattungen Teufel, Furtner-Grubmüller, Walter, Himmelblau und Etl - die Bestattung Ried denkt noch über eine Teilnahme nach.

Der größte private Bestatter Altbart will nicht Teil der gemeinsamen Plattform sein. Als Grund gab Anja Altbart an, dass der Initiator der neuen Plattform kein Bestatter sondern die Internet-Agentur „11media“ ist. „Wir brauchen keinen externen Vermittler“, so Altbart. 11media betreibt auch das Online-Trauerportal „Aspetos“.

Links: