Rettungsgasse: Funktionieren „oft Zufall“

Die Rettungsgasse wird durchschnittlich nur bei jedem dritten, vierten Mal erfolgreich gebildet, ziehen die Wiener Einsatzkräfte Bilanz. Denn ob sie funktioniere oder nicht, sei oft Zufall. Eingeführt wurde die Rettungsgasse vor zwei Jahren.

Auf der Donauufer- und Flughafen-Autobahn funktioniert die Rettungsgasse besser, auf der Südosttangente, der meistbefahrenen Autobahn Österreichs, eher weniger. „Das stellt die Autofahrer vor große Probleme. Es ist aber auch verständlich, weil hier sehr viele Auf- und Abfahrten sind, und es wirklich manchmal auch durch das Fehlen eines durchgehenden Pannenstreifen unmöglich ist“, sagte Josef Binder von der Wiener Verkehrspolizei. Ob die Rettungsgasse gebildet wird, sei oft reiner Zufall.

Rettungsgassenschild

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Rettungsgasse seit 1. Jänner 2012 in Kraft

Werden Einsatzfahrzeuge von Autofahrern behindert, straft die Polizei. Gut über hundert Anzeigen hat es deshalb im vergangenen Jahr gegeben, schätzt Binder. Allerdings gebe es eine positive Entwicklung, die nicht nur der Polizei sondern auch der Rettung aufgefallen ist: Durch die Rettungsgasse sei im städtischen Verkehr die Bereitschaft deutlich gestiegen, für Autos mit Blaulicht auszuweichen.

Österreichweit bessere Bilanz

In Summe sind die Rettungsorganisationen aber mit der Rettungsgasse zufrieden. In der Mehrheit der Fälle klappt die Rettungsgasse für die Unfallhelfer gut oder sogar sehr gut. Das ergab eine Evaluierung durch das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV), deren Ergebnis am Dienstag bei einer Pressekonferenz der ASFINAG in Wien präsentiert wurde.

Was noch nicht ganz funktioniert: der Zeitpunkt, zu dem die Rettungsgasse gebildet werden muss, nämlich nicht erst dann, wenn sich die Einsatzfahrzeuge schon nähern, wie es in knapp der Hälfte der Fälle geschieht - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Psychologe: Rettungsgasse muss scheitern

Das Projekt Rettungsgasse scheitere am vielen Eigenheiten der menschlichen Psyche, analysiert der Verkehrspsychologe Gregor Bartl im Ö1-Gespräch. Die Politik sollte sich lieber anderer Themen der Verkehrssicherheit annehmen, wie etwa der Unaufmerksamkeit im Verkehr, so Bartl - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Grafik  Erklärung der Rettungsgasse für Einsatzfahrzeuge auf Autobahnen und Schnellstraßen

APA

Jahrelange Vorbereitungen gingen Projekt voraus

Die österreichische Straßenverkehrsordnung (StVO) hat vor der Einführung der Rettungsgasse am 1. Jänner 2012 lediglich vorgeschrieben, dass sich Autofahrer so verhalten müssen, dass sie Einsatzfahrzeuge nicht behindern. Klare Vorgaben, wie das Freimachen einer Fahrspur erfolgen soll, gab es nicht.

Die Rettungsorganisationen waren damit unzufrieden und forderten wiederholt eine einheitliche Regelung. Nach jahrelangen Vorbereitungen unter Einbeziehung aller Rettungsorganisationen und Verkehrsexperten ist 2011 mit einem einstimmigen Beschluss aller Parlamentsparteien die Einführung der Rettungsgasse beschlossen worden.

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