AK: „Zu wenig sozialer Wohnbau in Wien“

150.000 Menschen werden in den nächsten zehn Jahren nach Wien ziehen, die leistbare Wohnungen brauchen. Die Stadt setzt auf sozialen Wohnbau. Zu wenig, kritisiert die Arbeiterkammer, es würden 2.000 geförderte Wohnungen pro Jahr fehlen.

Es war der erste große Spatenstich des Jahres, viele werden noch folgen. Auf dem Gelände der ehemaligen Inzersdorfer Konservenfabrik in Liesing entstehen bis 2016 mehr als 200 geförderte Mietwohnungen. „Es gibt keine Stadt in Europa, wo mehr geförderter Wohnbau errichtet wird. Es sind derzeit 14.000 Wohneinheiten in Bau und Planung, die von der Stadt Wien gefördert werden. Wir werden auch heuer 6.500 bis 7.000 Wohnungen errichten können“, sagt Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ).

Visualisierung Draschestraße

schreinerkastler

Der Neubau umschließt einen parkähnlich gestalteten Innenhof.

„Wien wächst in der Größe von Salzburg“

Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske findet jeden Spatenstich erfreulich, insgesamt mache Wien aber zu wenig im sozialen Wohnbau: „Wir wissen, dass Wien in den nächsten Jahren in etwa um die Stadt Salzburg wächst. Es muss mehr in den sozialen Wohnbau investiert werden. Wir schätzen, dass hier etwa 2.000 geförderte Wohnungen pro Jahr fehlen.“ Daher sei es notwendig, dass die Länder die 276 Millionen Euro, die die Regierung zusätzlich für Wohnbau verspricht, auch abholen und in sozialen Wohnbau investieren, sagt Kaske.

In die neue Wohnhausanlage harmonisch integriert: Der „Meierhof“, dessen denkmalgeschützte Fassade erhalten bleibt.

PID/Schaub-Walzer

Die denkmalgeschützte Fassade des „Meierhofs“ bleibt erhalten und soll an die 130-jährige Geschichte dieser berühmten Lebensmittelfabrik erinnern.

Ludwig fordert Mietgesetznovelle

Wien sei bemüht, alle Mittel vom Bund zu lukrieren, sagt Ludwig, für Wien würden das etwa 70 Millionen Euro zusätzlich bedeuten. Die Stadt sorge für ausreichend und hochqualitative neue Wohnbauten und setze auf ein vielfältiges Angebot, etwa für Singles oder ältere Menschen, denn gerade diese Menschen können sich die Mieten in der Stadt oft nicht mehr leisten. „Im privaten Wohnbausbereich gibt es starke Mietsteigerungen. Dort ist es sicher notwendig, dass wir eine Neubauoffensive unterstützt durch die Stadt durchführen. Aber gleichzeitig muss es eine Novelle des Mietrechtsgesetzes geben, hier ist der Bundesgesetzgeber gefordert“, erklärt Ludwig.

Im Schnitt 997 Euro für 90 Quadratmeter

In diesem Punkt stimmt die Arbeiterkammer zu, zusätzlich fordert sie im privaten Wohnbau eine Senkung der Betriebskosten, indem Versicherung und Grundsteuer nicht mehr der Mieter zahlt, und ein Verbot von befristeten Mietverträgen. „Mieten senken heißt auch im Mietgesetz etwas zu tun. Das heißt: Richtwert plus maximal 20 Prozent. Da ist der Justizminister gefordert“, sagt Kaske.

Immerhin betrage die Durchschnittsmiete für eine Wiener Familie, wenn sie 90 Quadratmeter im Altbau mieten will, derzeit laut AK 997 Euro - eine Belastung, die für viele nicht mehr leistbar ist, denn die Hälfte des Einkommens einer Durchschnittsfamilie gehe im Schnitt für Wohnen, Essen und Energie drauf, so Kaske.

Immobilienverband fordert neues Mietrecht

Ein neues Mietrecht für Österreich forderte auch Anton Holzapfel vom Verband der Immobilienwirtschaft im Wien heute-Interview. Das Interview können Sie on Demand nachsehen.

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