Facultas-Vorstand: Kein Verständnis für Aufregung

Thomas Stauffer, Vorstand des im Eigentum von Studentenvertretungen stehenden Facultas-Verlags, kann die Aufregung um seine hohen Bezüge nicht verstehen. Die Höhe sei angesichts dessen, was aus dem vormaligen WUV Universitätsverlags geworden ist, „angemessen“, so Stauffer.

In einer Stellungnahme gegenüber dem Magazin „profil“ meinte Stauffer nun: „Ich weiß eigentlich nicht, was an meinen Bezügen aufregen kann, wenn man die richtigen Fakten und insbesondere das Ergebnis meiner Führung der Facultas AG betrachtet.“ Der Alleinvorstand erklärte weiters: „Die Höhe meines Einkommens halte ich, an dem was aus dem vormaligen WUV Universitätsverlag geworden ist, für angemessen. Noch dazu, weil sie zu einem erheblichen Teil erfolgsabhängig ist.“

458.600 Euro Verdienst

Laut einem „profil“-Bericht der Vorwoche kam Alleinvorstand Stauffer 2012 auf ein Bruttoeinkommen von 458.600 Euro. Die HochschülerInnenschaften an der Uni Wien und der Wirtschaftsuniversität (WU) hatten sich daraufhin überrascht gezeigt und erklärt, man halte die Bezüge für überhöht. In einer Aussendung der Universität Wien hieß es, man sehe diese Verdiensthöhe als „problematisch“ an.

„Ich weiß eigentlich nicht, was an meinen Bezügen aufregen kann, wenn man die richtigen Fakten und insbesondere das Ergebnis meiner Führung der Facultas AG betrachtet. Wenn man es so darstellt, als ob ich ÖH-Funktionär beziehungsweise Politiker wäre, dann kann es rasch empören, weil aus einer solchen Fehlberichterstattung der falsche Eindruck erweckt wird, dass mein Gehalt aus öffentlichen Geldern stammen würde. Der Unmut ist wohl geschürt, ich bin Vorstand einer Aktiengesellschaft! Und nicht ÖH-Funktionär, nicht Subventionsempfänger und nicht staatlich. Wir leben auch nicht von Mitgliedsbeiträgen und schon gar nicht von Förderungen“, wird Stauffer im „profil“ zitiert.

Weit höherer Verdienst als Bundeskanzler

Die aus einem in den 70er-Jahren gegründeten Studenten-Copyshop hervorgegangene Facultas AG umfasst mehrere Verlage, Zeitschriften sowie Buchhandlungen und Kopierstandorte. Mit seinem Einkommen, das 2012 neben dem Grundgehalt noch eine Gewinnbeteiligung und eine Nachzahlung aus dem Jahr 2011 beinhaltet, lag Stauffer laut Einkommensbericht des Rechnungshofs weit vor Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ).

Die Studentenvertreter sehen nun Handlungsbedarf. „Wir erwarten uns, dass hier eine Verhältnismäßigkeit von Aufgaben und Bezügen hergestellt wird“, so Cathy Schneider (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS) vom Vorsitzteam der ÖH Uni Wien. Die Hauptaufgabe des Unternehmens liege darin, Studierenden von Nutzen zu sein - wie es jetzt auch beispielsweise durch die jährlichen Gewinnausschüttungen gewährleistet sei. In der Neuverhandlung des Vertrages des Vorstandes, der 2015 ausläuft, würden „diese Anforderungen oberste Priorität haben“.

ÖH: Aufsichtsrat ist gefordert

An der ÖH der WU zeigte man sich „überrascht“ über die Bezugshöhe Stauffers. Zwar habe dieser in den vergangenen Jahren „zweifelsohne viel zur Entwicklung der Facultas AG beigetragen, die eine der größten Erfolgsgeschichten der ÖH ist“, so Vorsitzende Chiara Werner-Tutschku (Aktionsgemeinschaft/AG). Unabhängig davon sei die Bezugshöhe aber „keinesfalls adäquat, geschweige denn auf Basis der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens nachvollziehbar“. Nun sei der Aufsichtsrat gefordert, der wiederum dem Eigentümer ÖH gegenüber verantwortlich sei.

Die FPÖ sieht einen „Skandal“ und zieht Parallelen zum „Cafe Rosa“ der ÖH Uni Wien. „Überall dort, wo man die selbst ernannten Revolutionäre unbeaufsichtigt arbeiten lässt, hinterlassen sie leere Kassen und Chaos“, so Wissenschaftssprecher Andreas Karlsböck.

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