U-Bahn-Chaos: Drei Linien betroffen

Der Ausfall des automatischen Stellwerks hat am Dienstag zu einem Chaos im Wiener U-Bahnnetz geführt. Die U3 und die U6 standen komplett still, die Linie U4 teilweise. Nach einer Stunde fuhren die Züge wieder, die U6 fiel aber ein zweites Mal aus. Ein Zug musste evakuiert werden.

Es war wohl der größte Ausfall in der Geschichte der Wiener Linien: Gleich drei der fünf U-Bahnlinien standen komplett oder teilweise still. Die Chronologie des Ausfalls, der zu einem Chaos in der Stoßzeit führte: Knapp vor 16.00 Uhr fiel die automatische Stellwerkssteuerung in der Zentrale in Erdberg aus. Die Züge bekamen kein automatisches Signal zur Weiterfahrt und mussten in den Stationen stehenbleiben.

Ein Zug auf freier Strecke evakuiert

Die U3 stand deshalb auf der gesamten Strecke, die U6 war „nur sehr unregelmäßig bis gar nicht unterwegs“ und die U4 fuhr nicht zwischen den Stationen Hietzing und Hütteldorf. Zwischen Meidling Hauptstraße und Hütteldorf wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Dort wurde eine Garnitur auf freier Strecke evakuiert.

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„Man kommt nach Wien und steht im Chaos, typisch“

Tausende Fahrgäste mussten auf andere Linien umsteigen, warten oder auf ein Taxi hoffen. Viele Straßenbahnlinien waren überfüllt. Trotz der zahlreichen Durchsagen wussten zahlreiche Fahrgäste nicht, auf welche Linien sie ausweichen sollen, auch weil mobile Fahrpläne auf Smartphones keine Ausweichrouten ausweisen. Wer sich informieren wollte, stieß auf weitere Probleme: Die Homepage der Wiener Linien war zeitweise überlastet und nicht erreichbar. In der Stadt war es auch schwierig, ein freies Taxi zu bekommen.

„Fragen sie mich nicht, weil meine Antwort wäre nicht ladylike. Ich weiß gar nicht, warum es nicht weitergeht, es wird auch nichts gesagt, jetzt stehen wir da“, sagte eine Dame in der U3. „Man kommt nach Wien und steht im Chaos, das ist typisch für die Stadt. Diese Linie hat noch nie funktioniert. Fragen sie mich nicht, wie es mir geht, ich möchte heim“, meinte ein männlicher Fahrgast.

U-Bahn

ORF

Die Wiener Linien versuchten, Fahrgäste zu beruhigen

Die Wiener Linien schickten Mitarbeiter zu den Stellwerken, damit sie diese manuell steuern. Normalerweise werden die Weichen und Signalanlagen per Fernsteuerung betrieben. Nach einer knappen Stunde, kurz vor 17.00 Uhr, waren die U-Bahnen im manuellen Notbetrieb wieder unterwegs, allerdings in sehr unregelmäßigen Intervallen.

U6 fiel ein zweites Mal aus

Als viele mit einer langsamen Entspannung rechneten, die nächste Störungsmeldung: Kurz nach 17.30 vermeldeten die Wiener Linien auf dem Kurznachrichtendienst „Twitter“ den neuerlichen Ausfall des automatischen Stellwerks. Dieses Mal stand die U6 still. „Die automatische Steuerung der Signale, die wichtig ist für die Sicherheit, funktioniert nicht. Wir versuchen, Leute hinzuschicken, die das manuell steuern. Wir beeilen uns, dass es rasch wieder funktioniert“, versicherte Answer Lang, Sprecher der Wiener Linien. Nach einer halben Stunde rollten die Züge der U6 dann wieder schleppend an. Die Wiener Linien rechneten am Abend bis Betriebsschluss mit unregelmäßigen Intervallen, vor allem auf der U6.

Stehende U6

ORF/Kobler

Ein Zug der U6 zwischen Nußdorfer Straße und Währinger Straße

Wiener Linien: „Darf sich nicht wiederholen“

„Wir möchten die Fahrgäste für die entstandenen Unannehmlichkeiten um Entschuldigung bitten. Unsere Mitarbeiter haben ihr Bestes gegeben, um die Störung rasch zu beheben und die Fahrgäste zu informieren“, so der Geschäftsführer der Wiener Linien, Günter Steinbauer. Techniker und Experten der Wiener Linien werden in den nächsten Stunden und Tagen den Ursprung des Problems analysieren. Ein derartiger Vorfall dürfe sich nicht wiederholen, sagte Steinbauer nach dem ersten Ausfall des automatischen Stellwerks.

Erst vergangene Woche sorgte derselbe technische Defekt für Verzögerungen im Abendverkehr. Die U6 stand komplett still - mehr dazu in U6 auf gesamter Strecke ausgefallen.

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