Berufsverbot: Arzt weist Vorwürfe zurück

Ein mit Berufsverbot belegter Arzt aus Wien-Favoriten hat am Mittwoch gegenüber „Wien heute“ alle Vorwürfe zurückgewiesen. Er ist der Arzneimittelfälschung, des Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz und der Hehlerei verdächtig.

„Es waren so viele Leute, die sind Schlange gestanden.“ - „Dieser Arzt war immer gut und nett zu allen Patienten.“ Unverständnis und Überraschung herrscht bei den Patienten, die am Mittwoch vor der Praxis in der Laxenburger Straße anzutreffen waren. Sie wussten nichts davon, dass die Praxis geschlossen ist. Der aus Syrien stammende Arzt war sehr beliebt, weil er mehrere Sprachen spricht.

Das Gesundheitsamt verhängte bereits Ende Februar ein Berufsverbot gegen den Arzt. Die Gebietskrankenkasse stoppte wegen des befristeten Berufsverbots für den Arzt die Abrechnung über die E-Card. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Mann wegen Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz und wegen Hehlerei.

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Patienten warten vor der geschlossenen Arztpraxis.

Arzt: „Von Fälschung nichts gewusst“

Der Arzt beriet sich mittlerweile mit seinem Anwalt und weist alle Vorwürfe zurück. Es sei ihm nicht bewusst gewesen, gefälschte Medikamente angenommen zu haben, sagte der Arzt im Interview mit „Wien heute“: „Der Patient schuldete mir Geld. Er hat mir kein Geld gebracht, sondern er hat mir eine Schachtel Potenzmittel gegeben und habe ich bei mir gelassen für den eigenen Bedarf. Ich habe nicht gewusst, dass es eine Fälschung war, sondern ich habe einfach angenommen und nichts weitergegeben oder verwendet.“

TV-Hinweis:

Den „Wien heute“-Beitrag dazu sehen Sie am 12. März um 19.00 Uhr in ORF2 und danach sieben Tage on Demand.

Der Arzt ist auch mit dem Vorwurf der Hehlerei konfrontiert. Er soll von Patienten Laptops, Mobiltelefone und andere elektronischen Geräte angenommen haben. Zu diesem Vorwurf sagte er, dass er die Dinge von Patienten als Honorar für Behandlungen geschenkt bekommen habe. Es seien Patienten darunter gewesen, die nicht versichert seien. Auch habe er Spenden für einen Verein in Syrien gesammelt, seine Praxis sei eine Art Sammelstelle gewesen. „Ich habe über die Herkunft der Sachen nichts gewusst“, sagte er.

Mehr als 6.000 Patienten behandelt

Die Praxis in der Laxenburger Straße war für mehr als 6.000 Patienten eine Anlaufstelle. Das sind weit mehr als die üblichen 1.000 bis 2.000. Er habe mehr als 6.000 Patienten behandelt, die bei der Gebietskrankenkasse versichert sind. Dazu seien noch rund 250 von kleineren Kassen gekommen sowie rund 300 Sozialfälle wie etwa Flüchtlinge, die keine Versicherung haben, sagte der Arzt.

Diese Vielzahl von Patienten zu behandeln sei nur dadurch möglich gewesen, dass die Praxis circa zwölf Stunden geöffnet gewesen sei. Außerdem habe er mehrere Mitarbeiter und auch Vertretungsärzte gehabt. Am Mittwoch war die Praxis geschlossen. Sie soll aber schon bald wieder geöffnet sein.