Neues Logistikcenter: Stauraum für den Tod

Seit Anfang März ist das neue Logistikzentrum der Bestattung Wien in Simmering in Betrieb. Der Bau beherbergt neben Werkstätten für Leichentruhen ein großes Uniformendepot, die Leichenwagenflotte und eine eigene Sargwaschmaschine.

Rund 13 Millionen Euro hat sich das städtische Unternehmen das - vorwiegend in Schwarz gehaltene - neue Logistikzentrum kosten lassen, so der Geschäftsführer von Bestattung & Friedhöfe Wien, Christian Fertinger. Das 6.000 Quadratmeter große Gebäude befindet sich hinter dem erst 2012 eröffneten Unternehmenssitz und ist seit Anfang März in Betrieb. Damit ist die Zusammenführung der diversen Betriebsstandorte so gut wie abgeschlossen.

Viel Platz beansprucht die Sarglogistik. Holzbehältnisse in diversen Größen und aus verschiedenem Holz stapeln sich im Lager. Sie werden von externen Herstellern zugekauft - die Eigenproduktion wäre zu teuer, so Fertinger - und in Simmering für die Aufbahrungen vorbereitet. Kartons voller Holzkreuze oder metallener Christusfiguren, Stellagen mit Polstern und gesäumten Decken - im Bestattungsjargon „Bettzeug“ genannt - und jede Menge Werkzeug geben einen Eindruck von der Dauerpräsenz des Sterbens im Arbeitsalltag.

Metallsärge sind am teuersten

Made in Simmering sind lediglich die Metallsärge. Sie dienen ausschließlich in Grüften als letzte Ruhestätte. Demnach ist die Zahl mit rund 250 Särgen - bei insgesamt 15.000 Einsargungen pro Jahr - recht überschaubar. Zinkplatten werden dabei in einer eigenen Werkstätte zugeschnitten, abgekantet und gebogen, die Einzelteile werden dann zusammengelötet und im angrenzenden Raum lackiert, erklärt Sarglogistik-Chef Helmut Bauer. Diese Stücke sind teurer als das hölzerne Pendant: „Da steckt viel Handarbeit dahinter.“

Das billigste Modell kostet etwa 2.000 Euro, die teuerste Kategorie ist der „S2“ genannte „Kardinalssarg“, ein auf Hochglanz poliertes Kupferschwergewicht. „Kardinal König wurde in so einem Ding bestattet“, erinnert sich Fertinger. Zwei Wochen werken die Spengler an diesem Meisterstück. Kostenpunkt: ein hoher fünfstelliger Betrag. Die genaue Summe will man nicht nennen.

Tote werden in Schichtbetrieb abgeholt

Der Simmeringer Standort ist auch Stützpunkt des Abholdienstes, gut 50 Mitarbeiter holen in einem Schichtbetrieb rund um die Uhr Verstorbene von zu Hause oder vom Krankenhaus ab. Bei Unfällen und dergleichen rückt das Personal mit Sanitätssärgen aus, die nach dem Transport wiederverwendet werden. Für Reinigung und Desinfizierung sorgt eine eigene Waschmaschine. In 20 Minuten entferne die röhrenförmige Anlage - eine Spezialanfertigung - jegliche Rückstände, versichert Fertinger.

Logistikzentrum

APA/Fohringer

Die Wäscherei für Särge

Etwas gespenstisch wirkt auch das Kleidungsdepot der Bestattung. Auf vielen Metern Stange hängen rund 500 schwarze Anzüge und Hosen, 280 Talare und Dutzende Jacken, die im Außendienst getragen werden. In einem eigenen Schneidereikämmerchen werden beschädigte Stellen repariert bzw. nötige Hosenkürzungen oder Taillenanpassungen vorgenommen. Die Reinigung erfolgt außer Haus.

Sonderwünsche für Särge werden erfüllt

Sargträgerinnen oder Leichenabholerinnen gibt es bei der Wiener Bestattung übrigens nicht. „Sie müssen sich vorstellen: So ein Sarg mit einem Verstorbenen drinnen wiegt 160 Kilo“, verweist Geschäftsführer Fertinger auf die körperlichen Herausforderungen des Jobs. Wiewohl es doch immer wieder vorkomme, dass sich weibliche Interessenten meldeten.

Was die Särge anbelangt, erfüllt das Unternehmen durchaus Sonderwünsche. „Wir hatten schon Särge, die in Rapid-Grün-Weiß oder Milka-Lila gewünscht waren“, erzählt Bauer. Ob es auch Grenzen in Sachen Extravaganz gebe? Sicher, meinen die Bestattungsprofis. Eine nackte Frau würde man beispielsweise nicht auf den Sargdeckel applizieren - wobei eine derartige Anfrage noch nie gestellt worden sei, versichern sie.

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