Steyr baut rund 200 Stellen in Wien ab

Der angekündigte Jobabbau beim heimischen Panzerbauer Steyr ist nun fix. Die Produktion am Standort Wien-Simmering wird eingestellt, von 310 Mitarbeitern verlieren 160 bis 210 in den nächsten Monaten ihren Job.

Steyr-Werk, Tochter des US-Waffenkonzerns General Dynamics (GD), in Wien-Simmering

ORF

Ein Sozialplan wurde bereits ausverhandelt. Vorgesehen sind unter anderem Frühpensionierungen und die Nichtverlängerung von befristeten Jobs. 120 Mitarbeiter wurden laut Betriebsrat bereits beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet. „Aufgrund noch laufender, gesetzlicher Konsultationsprozesse können zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Details genannt werden“, heißt es in der Mitteilung von Steyr, Tochter des US-Waffenkonzerns General Dynamics (GD).

In Wien nur noch Wartung und Reparatur

Aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen auf dem europäischen und internationalen Verteidigungsmarkt sei eine Restrukturierung des Unternehmens notwendig. Nach Abschluss des Restrukturierungsprozesses soll der Standort Wien anstatt der Panzerproduktion nur noch Wartung, Reparatur und Serviceleistungen für SK-105-, Ulan- und Pandur-Fahrzeuge anbieten. Außerdem sollen in Wien weiter Prototypen entwickelt und gebaut werden.

Betriebsrat sorgt sich auch um Standort

Betriebsrat Manfred Bauer geht davon aus, dass die Kündigungen im April erfolgen werden, die zweite Kündigungswelle dann im Laufe des Jahres 2014. Der Betriebsrat macht sich auch Sorgen um den Standort Wien. Die Belegschaftsvertreter weisen darauf hin, dass für die rund 100 Mitarbeiter, die ihren Job behalten sollen, noch kein Konzept vorliegt. Bauer: „Aus meiner Sicht ist der Standort nicht gesichert, auch wenn betont wird, dass die Systemfähigkeit erhalten bleibt.“

Steyr Pandur II , 8X8" (Radpanzer) von Steyr-Daimler-Puch

APA/Steyr Daimler Puch

Pandur-Panzer von Steyr

Laut den Unternehmensangaben hat der Panzerbauer in Wien 310 Mitarbeiter. Dem Betriebsrat zufolge wurde aber in den vergangenen Wochen bereits der Großteil der rund 80 Leiharbeiter abgebaut.

Folgeaufträge fehlten

Der Rüstungskonzern begründet die Kündigungen mit dem Ausbruch der Finanzkrise, die Staaten hätten die Militärausgaben gekürzt. Für den Betriebsrat ist das aber nur die halbe Wahrheit: Wien habe seine Panzer Pandur und Ulan in den letzten Jahren de facto nicht mehr anbieten dürfen. Die GD-Sparte European Land Systems habe andere Fahrzeuge forciert, so der Vorwurf. Bei der Steyr-Schwestergesellschaft Mowag baut General Dynamics den Piranha, einen dem Pandur ähnlichen Radpanzer.

„Steyr schreibt seit 2006 rote Zahlen, und es ist nichts unternommen worden“, kritisiert Bauer. Der Standort sei heruntergewirtschaftet worden, die Chefetage alle zwei Jahre ausgetauscht. Für den Betriebsrat ist es kein Wunder, dass man jetzt vor dieser Situation steht. Der Stellenabbau zeichnete sich bereits 2013 ab. Demnächst läuft für das Werk in Wien-Simmering ein großer Serienauftrag aus Kuwait für den Pandur aus. Danach fehlt es an größeren Folgeaufträgen.

2.400 Mitarbeiter in Europa

Das Unternehmen betonte „die hohe strategische Bedeutung und Rolle des Standorts Wien innerhalb der europäischen Konzerngruppe sowie gegenüber dem österreichischen Bundesheer und anderen Kunden in Zentral- und Osteuropa“. Die General-Dynamics-Sparte European Land Systems fertigt neben Wien auch in Deutschland, Spanien und der Schweiz und beschäftigt mehr als 2.400 Mitarbeiter.

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