Erster schwuler Bezirksvorsteher

Mariahilf stellt künftig Wiens ersten schwulen Bezirksvorsteher: SPÖ-Bezirksrat Markus Rumelhart übernimmt das Amt bekanntlich mit Ende April von Noch-Bezirkschefin Renate Kaufmann. Der 38-Jährige will den Bezirk „noch bunter“ machen.

Er wolle den gesellschaftspolitischen Kurs Kaufmanns, die den Aspekten Frauen und Gender viel Raum gegeben habe, weiterführen und das Thema Diversität - „das Nebeneinander verschiedener Kulturen, Generationen und sexueller Orientierungen“ - noch vertiefen, meinte Rumelhart, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt. Neben Jobs bei der Aidshilfe Wien und dem Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen organisiert Rumelhart seit 2010 das Bezirksfest „andersrum ist nicht verkehrt in Mariahilf“, bei dem u.a. gegen Homophobie angefeiert wird.

Markus Rumelhart Mariahilf

APA/GEORG HOCHMUTH

Rumelhart übernimmt Ende April das Amt von Noch-Bezirkschefin Kaufmann

„Wichtiges Signal, weit über Bezirksgrenzen“

Der designierte Vorsteher wurde am gestrigen Dienstagnachmittag in einer Ausschusssitzung der SPÖ-Mariahilf gewählt. Laut Bezirksparteichef Peko Baxant gab es bei 35 Stimmberechtigten nur eine Enthaltung. Er sei sehr stolz darauf, dass gerade seine Bezirkspartei den ersten offen homosexuellen Bezirksvorsteher stelle, freute sich Baxant: „Das ist zwar kein Qualitätsmerkmal, jedoch ein ganz wichtiges Signal, das weit über die Bezirksgrenzen wahrgenommen wird“.

Rumelhart ist in Floridsdorf aufgewachsen und wohnt seit gut einem Jahrzehnt in Mariahilf. In seiner neuen Funktion wird er sich künftig auch mit der monatelangen Causa prima Mariahilfer Straße beschäftigen müssen. Das Ja für Querungen findet er positiv. Wo diese kommen sollen, darauf wollte er sich heute aber noch nicht festlegen.

Fest stehe jedenfalls, dass trotz Querungsöffnungen und eventueller Änderungen bei den Einbahnregelungen der Durchzugsverkehr nicht gefördert werden dürfe. Er selbst wolle den Blick aber sowieso auf den ganzen Bezirk beziehungsweise auf diverse andere Grätzelprojekte legen, sagte er. Die offizielle Amtsübergabe erfolgt am 30. April.

Kaufmann: „Habe alle Projekte umgesetzt“

Kaufmann hatte ihren Rückzug bereits vor eineinhalb Wochen bekannt gegeben. Sie hatte den Posten der Vorsteherin vor dreizehn Jahren übernommen. „Ich habe alle meine Projekte, für die ich seit 2001 kämpfe, umgesetzt“, sagte Kaufmann einen Tag nach dem Erfolg bei der Bürgerbefragung. „Einschließlich der Mariahilfer Straße.“ „Ich hinterlasse einen schuldenfreien Bezirk, bin knapp 60 Jahre alt, ich denke es ist Zeit, dieses Amt in jüngere Hände zu geben“, so Kaufmann - mehr dazu in Mariahilf: Kaufmann tritt zurück.

Die Verkehrsberuhigung sah Kaufmann immer als ihr „Kind“. Für die damit verbundenen Einbahnregelungen musste sie im Bezirk viel parteiinterne Kritik einstecken. Jetzt will sie die Diskussionen über die Querungen nur noch von außen verfolgen. „In dem Fall ist es schwierig, wenn der eine Bezirk eine Querung öffnet und der andere nicht, dann wird es einen Verkehrsstau der Sonderklasse geben. Die beiden Bezirke müssen sich natürlich einigen, da kann es dazu kommen, dass die Stadt entscheidet.“

„Bezirksvorsteher sind die ärmsten Würstel“

Schon bei ihrem Amtsantritt machte sich Kaufmann für einen autofreien Samstag stark. Bis zur jetzigen Lösung dauerte es 13 Jahre. „Ich würde nie wieder eine Versuchsphase wie bei der Mariahilfer Straße machen. Ich habe wirklich geglaubt, jeder kann sich vorstellen, wie die Fußgängerzone ausschauen würde.“

Renate Kaufmann wird ihre Geschäfte Ende April übergeben. Dann will sie ihr erstes Buch vollenden und in die Gastronomie einsteigen, beides mit mehr Entscheidungskompetenz. „Wir Bezirksvorsteher sind eigentlich die ärmsten Würstel überhaupt. Jeder kleine Bürgermeister einer Gemeinde am Land hat mehr Rechte und Möglichkeiten als wir.“ Das wird nicht die einzige Botschaft sein, die sie Rumelhart mitgibt.

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