Gedenken bei Peres-Besuch

Israels Präsident Schimon Peres und Bundespräsident Heinz Fischer haben gestern auf dem Judenplatz zum Gedenken an die Opfer der Schoah einen Kranz niedergelegt. Peres weilt zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Wien.

„Ich bin schon oft hier in Wien vor diesem Mahnmal für die jüdischen Opfer der Schoa in Österreich gestanden, habe einen Kranz niedergelegt, habe voll Betroffenheit der Opfer gedacht und mich für die Täter geschämt. Aber heute ist ein ganz besonderes Gedenken, weil es in Gegenwart des Präsidenten des Staates Israel erfolgt“, meinte Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Ansprache.

Simon Peres und Heinz Fischer bei Kranzniederlegung am Judenplatz

APA/Herbert P. Oczeret

Schimon Peres und Heinz Fischer vor der Gedenkstätte am Judenplatz

Fischer erinnerte daran, dass der Judenplatz in Wien ein besonderer Ort für das Gedenken sei, „ist er doch auf vielfache Weise eng mit der jahrhundertealten jüdischen Geschichte in Österreich verbunden. Er erinnert nicht nur an die lange Tradition einer jüdischen Gemeinde in Wien, sondern auch an die schlimmen Verfolgungen, denen Jüdinnen und Juden im Lauf der Jahrhunderte immer wieder ausgesetzt waren“.

Gedenkfeier mit Heinz Fischer, Shimon Peres und  Chaim Eisenberg

APA/Herbert P. Oczeret

Bundespräsident Heinz Fischer, der israelische Staatspräsident Schimon Peres und Oberrabiner Chaim Eisenberg

Empfang durch Außenminister Kurz

Der bald 91-jährige Peres absolviert einen dreitägigen Staatsbesuch in Wien. Am Beginn stand ein Generationentreffen: Der älteste amtierende Staatspräsident wurde vom jüngsten Außenminister empfangen. „Es ist mir eine besondere Ehre, einen Staatsmann und Friedensnobelpreisträger wie Schimon Peres begrüßen zu dürfen, der auf Einladung von Bundespräsident Heinz Fischer zu Besuch in Österreich ist“, sagte der 27-jährige Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) nach der Begrüßung auf dem Flughafen Wien-Schwechat samt kurzem Meinungsaustausch.

Empfang des israelischen Staatspräsidenten Simon Peres (li) durch Außenminister Sebastian Kurz

APA/Dragan Tatic

Außenminister Sebastian Kurz empfing Schimon Peres auf dem Flughafen Wien-Schwechat

Treffen mit Faymann und Prammer

Am Montag stehen für den israelischen Präsidenten dann die offiziellen Gespräche mit dem Bundespräsidenten und dem Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) auf dem Programm. In der Folge wird Peres auch den Generaldirektor des Wiener UNO-Büros, Jury Fedotov, und IAEO-Generalsekretär Yukiya Amano treffen. Die Rückreise ist für Dienstag vorgesehen, zum Abschluss gibt es ein Gespräch mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ).

Platzverbote als „Vorsichtsmaßnahme“

Wegen der Gedenkfeier am Judenplatz galt ein Platzverbot, das auch die umliegenden Gassen umfasste. Für das Bundeskanzleramt, die Präsidentschaftskanzlei, den Ballhausplatz und den Inneren Burghof gilt wegen des Staatsbesuchs ein Platzverbot ab Montag, 8.30 Uhr. Der Josefsplatz wird am Montag ab 18.00 Uhr gesperrt.

Ein Sprecher der Wiener Polizei bezeichnete die Platzverbote gegenüber Radio Wien als „reine Vorsichtsmaßnahme“: „Es kann natürlich immer passieren, dass Aktionismus gestartet wird und Spontankundgebungen stattfinden. Auf diese möglichen Ereignisse wollen wir vorbereitet sein, daher die erhöhte Präsenz der Polizei.“ Die Polizei wird mit „einigen hundert“ Beamten - teils in Zivil, teils in Uniform - im Einsatz sein.

Nahost-Konflikt im Mittelpunkt

Vor dem Hintergrund von Befürchtungen eines erneuten Scheiterns der Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern wird vor allem der Nahost-Konflikt im Mittelpunkt der Gespräche stehen. „Ich schätze sein ausgewogenes Urteil auch zum Frieden im Nahen Osten,“ sagte Bundespräsident Fischer im Vorfeld des Besuchs gegenüber der APA. „Ich weiß, dass es eine intakte Gesprächsbasis zwischen Peres und (dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud, Anm.) Abbas gibt.“

Heinz Fischer und Shimon Peres 2006 in der Hofburg

APA/Dragan Tatic

Schimon Peres bei seinem Wien-Besuch 2006 mit Bundespräsident Heinz Fischer

Belastetes Verhältnis wegen Abstimmungen

Der letzte Besuch von Peres in Österreich fand im Februar 2006 statt. Im April 2013 traf der damalige Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) Peres in Jerusalem, Fischer sah Peres zuletzt bei seiner Nahost-Reise im Dezember 2008.

Das Verhältnis beider Staaten war nicht immer frei von Konflikten, zuletzt äußerte Israel etwa Unmut über den Abzug Österreichs vom Golan. „Die Beziehungen waren in den vergangenen Jahren sonderbar. Das Verhalten Österreichs bei UNO-Abstimmungen belastet das Verhältnis zu Israel“, sagte Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, in einem „Kurier“-Interview. Auch Deutsch wird mit Peres zusammentreffen.

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