„Beleidigung“: Peichl kritisiert Dachausbauten

Alte, historische Dächer werden in der Wiener Innenstadt immer seltener. Gläserne Dachausbauten und Aufstockungen prägen heute das Stadtbild. Stararchitekt Gustav Peichl kritisiert die Verschandelung der Bausubstanz und spricht von einer „Beleidigung der Gebäude.“

Egal ob in der Innenstadt, in der Babenbergerstraße oder entlang der Zweierlinie, man findet in Wien immer mehr alte Häuser, auf denen moderne Glasausbauten thronen. Sündteure Wohnungen in besten Lagen mit Blick Wien werden so geschaffen und lukrativ verkauft. Viele Wienerinnen und Wiener stören sich an der optischen Verschandelung historischer Gebäude.

Auch für den Architekten Gustav Peichl sind die vielen Dachausbauten ein bedenklicher Trend. „Die Investoren wollen immer nur Quadratmeter schaffen und finden immer wieder Wege, wie man auf bestehende Gebäude - ob historisch oder nicht - oben etwas draufpfropfen kann. Und das ist meistens nicht sehr glücklich“, sagt Peichl.

„Es geht nur um Gewinnmaximierung“

Für Auftraggeber und Bauherren würden bei solchen Dachausbauten oft nur wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen, sagt Peichl. „Es ist eine Beleidigung der Gebäude, eine Beleidigung der ganzen Gegend, und das ist die Krux. Es geht nur um Gewinnmaximierung, und nicht um Aussehen und gute Architektur.“ Peichl fordert deshalb strengere Baugesetze, und die Behörden sollten genauer prüfen, ob Dachausbauten sinnvoll sind und ins Stadtbild passen.

Dachausbau auf Altbau

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Stadt gegen strengere Baugesetze

Auf Seite der Stadt Wien weist man die Einwände zurück. Die Dachausbauten würden alte Häuser nicht verschandeln, sondern verbessern, sagt Gerhard Cech, Leiter der Baupolizei. „Es wird bei solchen Ausbauten ja beispielsweise auch die Wärmedämmung erneuert, was auch insgesamt die Energiekosten für die Häuser senkt. Also insgesamt gesehen tut das den Häusern eher gut, als dass es die Bausubstanz schädigt.“

Auch die Kritik, dass die Behörden Dachausbauten nicht genau prüfen, stimme nicht, sagt Cech. „Die Prüfverfahren dauern lange und sind sehr genau. Es werden zum Beispiel Ingenieurbefunde verlangt, die zeigen, dass so ein Haus einen Ausbau überhaupt verträgt. Es kann mit ruhigem Gewissen gesagt werden, dass diese Ausbauten allen Standards entsprechen.“ Strengere Baugesetze hält Cech deshalb nicht für notwendig.