„Causa Schillerplatz“: Noch kein Urteil

In der „Causa Schillerplatz“ hat es am Freitag kein Urteil geben, ein Zeuge ist krank. Vier Angeklagten wird Untreue vorgeworfen, der frühere ÖBB-Chef Martin Huber soll frühzeitig an einem Immobilien-Deal beteiligt gewesen sein.

Huber und seine Ehefrau Barbara Huber-Lipp hatten von der Telekom Anteile eines Palais am Schillerplatz um 5,4 Millionen Euro gekauft, unterzeichnet wurde die Option auf den Kauf von den Ex-Telekomvorständen Heinz Sundt und Stefano Colombo. Die Staatsanwaltschaft ist der Meinung, dass das Innenstadtgebäude zu billig verkauft wurde, denn ein Jahr später verkaufte das Ehepaar Huber seine Anteile um fast den doppelten Preis. Die Angeklagten weisen alle Vorwürfe zurück.

Ex-ÖBB-Chef Martin Huber, der ehemalige Telekom-Finanzchef Stefano Colombo und der ehemalige Telekom-Chef Heinz Sundt vor Gericht

APA/Roland Schlager

Ex-ÖBB-Chef Martin Huber, der ehemalige Telekom-Finanzchef Stefano Colombo und der ehemalige Telekom-Chef Heinz Sundt bestreiten die Vorwürfe

Ein Zeuge schilderte am Freitag, dass Huber bei Vorgesprächen zu einem Kauf von drei Telekom-Immobilien bei seinem Unternehmen als möglicher Partner dabeigewesen war. Dann hatte die Telekom den Schillerplatz aus dem Paket ausgeschieden und Huber hatte das Objekt selbst gekauft. „Hat Huber sein Wissen dann verwendet, um es alleine zu erwerben?“, fragte die Richterin. „Ja“, bestätigte der Zeuge.

Huber war „Golfpartner“

Seine Firma hatte sich für drei von der Telekom offerierten Immobilien interessiert, unter anderem das Objekt am Schillerplatz, sagte der Zeuge aus. Huber sei „Golfpartner“ eines Firmenmanagers gewesen. Der habe damals gemeint, „holen wir uns einen Profi dazu“. Huber hatte als ehemaliger Porr-Manager Erfahrung im Bau-Geschäft und sei dann als möglicher Partner für das geplante große Geschäft geholt worden.

Mit Mitarbeitern aus der Telekom-Immobilienabteilung wurden dann Besichtigungen des Objekts am Schillerplatz und der beiden anderen Häuser vorgenommen und Gespräche mit der Telekom geführt. Bei zwei Telekom-Gesprächsrunden habe er das Gefühl gehabt, „wir bekommen es“. Eigentlich sei alles gut gelaufen. Die Firma hatte am 12. Februar 2004 ein Angebot für die drei Immobilien im Paket in Höhe von 23,1 Mio. Euro gelegt. Darin waren alle drei Häuser zur Gänze einbezogen.

Dann habe die Telekom das Objekt am Schillerplatz nicht mehr verkaufen wollen. „Wir waren ziemlich angefressen, dass das Projekt dann weg war“, schilderte der Zeuge. Einen Grund habe die Telekom nicht genannt. „Ab wann hat der Schillerplatz nicht mehr mitgespielt?“, hakte die Richterin nach. „Auf alle Fälle nach den Gesprächen mit Huber“, so der Zeuge. „Das nächste, was ich dann gehört habe, ist, dass der Herr Huber es gekauft hat.“ Sein eigenes Unternehmen hatte keine Chance, vielleicht mit einem höheren Angebot nachzubessern und die Schillerplatz-Immobilie doch zu erwerben, schilderte er.

Barbara Huber-Lipp, Ex-ÖBB-Chef Martin Huber und der ehemalige Telekom-Chef Heinz Sundt

APA/Roland Schlager

Barbara Huber-Lipp, Martin Huber und Heinz Sundt

Colombo zahlte 1,18 Mio. Euro in bar

Stefano Colombo bestätigte am Freitag, dass er von 2005 bis 2007 rund 1,18 Mio. Euro in Bar auf ein Konto der Deutschen Bank in Österreich eingezahlt hat. Auf die Frage der Staatsanwaltschaft, woher diese großen Bargeldsummen kamen, verweigerte Colombo mit Verweis auf Ermittlungen der Finanzbehörden die Aussage: „Ich bin dabei, das dem Finanzamt zu erklären.“ Er bestätigte aber die Höhe der Summe und auch, dass er die Beträge in mehreren Tranchen eingezahlt hat. Der höchste einmalige Betrag lag bei 400.000 Euro.

Bekannt wurden die Bareinzahlungen durch eine Geldwäsche-Verdachtsmeldung der Deutschen Bank im Jahr 2012. Colombo und Heinz Sundt hatten für die Telekom Austria 2006 das Schillerplatz-Verkaufsangebot an Huber bzw. dessen Projektentwicklungsgesellschaft unterschrieben, ohne ein aktuelles Verkehrswertgutachten einzuholen. Laut dem Vertreter der Telekom im Prozess wurden im Verdachtszeitraum 49 Immo-Objekte von der Telekom verkauft. 48 Verträge wurden nicht von Sundt und Colombo unterzeichnet, lediglich beim Schillerplatz besiegelten die beiden den Deal.

Überraschungszeuge krank

Anfang März hatte der Staatsanwalt mit Anträgen auf neue Zeugen für eine Überraschung gesorgt. Denn der Geschäftsführer eines Mitbieters um die Telekom-Immobilie Schillerplatz hatte sich überraschend mitten im Prozess per E-Mail gemeldet. Ihm sei damals von Telekom-Mitarbeitern mitgeteilt worden, dass sein Angebot keine Chance habe, weil das Geschäft auf höherer Ebene gedealt worden sei, schrieb der Mann an die Staatsanwaltschaft.

Er sollte am Freitag vom Gericht befragt werden, ebenso der damalige Telekom-Mitarbeiter, auf den sich dieser Überraschungszeuge beruft. Wegen einer Erkrankung kam er dann doch nicht in den Zeugenstand. Damit wird es auch kein Urteil geben. Das Gericht verzichtet nicht auf die Befragung, stellte Richterin Claudia Moravec-Loidolt klar.

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