Praterbrücke: Massiver Kostenanstieg

Sie ist die meistbefahrene Brücke Österreichs und bereitet der ASFINAG Probleme: Die Generalsanierung der Praterbrücke wird mindestens um die Hälfte mehr kosten, als ursprünglich geplant war. Das hätte man wissen können, kritisieren Experten.

Die Generalsanierung hätte laut Plan knapp über 22 Millionen Euro kosten sollen. Doch nachdem voriges Jahr im Frühling krebserregendes Asbest im Anstrich des Stahltragwerkes gefunden worden war und nun nach einer Probeuntersuchung auch klar ist, dass die Stahlkonstruktion verstärkt werden muss, sind die Kosten massiv angestiegen - mehr dazu in Ausschreibung muss geändert werden.

„Es gibt eine Kostensteigerung. Wir haben jetzt Gesamtkosten von 33,1 Millionen Euro geschätzt“, bestätigte ASFINAG-Gruppenleiter Thomas Pils gegenüber „Wien heute“. Der Anteil für das Asbest liege derzeit „aus unserer Schätzung heraus bei 1,7 Millionen Euro“, der Rest der Kostensteigerung entfalle auf bauliche Maßnahmen wie die Verstärkung des Tragwerks.

Praterbrücke

ORF

Sanierung der Praterbrücke wird teurer als geplant und verzögert sich

„Je früher Untersuchungen stattfinden, desto besser“

Die ASFINAG will bei den Vorbereitungen zur Sanierung keine Fehler gemacht haben. „Zum Zeitpunkt der Ausschreibung war nicht bekannt, dass in der Farbe Asbest enthalten war“, sagte Pils. Doch dass sich der krebserregende Stoff in der Brücke befindet, hätte bekanntsein können, schließlich wurde die Brücke zwischen 1967 und 1970 gebaut - einer Zeit in der Asbest am Bau gang und gebe war, kritisieren Experten.

„Solche Gefahrenstoffe aus dieser Zeit sollten auf jeder Checkliste stehen, wonach diese Bauwerke zu untersuchen wären“, sagte Peter Bauer von der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und das Burgenland.

Und auch der Kostenanstieg, der nicht auf den Asbestfund zurückgeht, hätte der ASFINAG schon früher bekannt sein können. „Ich möchte der ASFINAG nicht vorschreiben was sie zu tun hat. Aber man kann diese Untersuchungen vorher machen, dass diese Kosten auch vorher bekannt sind. Je früher solche Untersuchungen stattfinden, desto besser“, so Bauer gegenüber „Wien heute“.

Praterbrücke: Eine der ersten veröffentlichten Zahlen zu den Sanierungskosten

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Anfangs wurden geringere Sanierungskosten veranschlagt und veröffentlicht

ASFINAG: „Wir haben daraus gelernt“

Die Arbeiter jenes Kärntner Bauunternehmens, die bei den Vorarbeiten Asbeststaub ausgesetzt waren, werden nun regelmäßig medizinisch untersucht - mehr dazu in A23-Sanierung: Arbeiter Asbeststaub ausgesetzt. Das Arbeitsinspektorat in Klagenfurt sagte zu den Ergebnissen der bisherigen Untersuchungen der Arbeiter aus Datenschutzgründen nichts. Laut Medizinern brechen die asbestbedingten Krankheiten aber erst nach mehreren Jahren aus.

TV-Hinweis: Den „Wien heute“-Beitrag sehen Sie am Montag um 19.00 Uhr in ORF2 und danach on demand.

Auch wenn die ASFINAG nichts falsch gemacht haben will, hat die Autobahnbetreibergesellschaft aus dem Asbestfund gelernt: „Für zukünftige Ausschreibungen für Brückentragwerke haben wir unsere Erkenntnisse, die wir daraus gewonnen haben, berücksichtigt, um frühzeitiger auf solche Themen reagieren zu können“, sagte Pils. „Wir haben daraus gelernt“.

Praterbrücke

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Die Praterbrücke ist Teil der Südost-Tangente

Beginnen sollen die Sanierungsarbeiten dann im Herbst - ein halbes Jahr später als geplant. Auch die Dauer der Sanierungsarbeiten wird sich laut ASFINAG verlängern. Die gute Nachricht für Autofahrer: Die Brücke soll auch während der Sanierung immer befahrbar sein.

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