„Franz is here“: Thronfolger auf Sightseeingtour

Vielen ist nur seine Ermordung ein Begriff, die als Auslöser des Ersten Weltkrieges gilt: Doch als junger Mann hat Erzherzog Franz Ferdinand eine Weltreise unternommen und Tausende Souvenirs mitgebracht. Davon erzählt ab Mittwoch eine Ausstellung im Weltmuseum.

Die Weltreise, die von 1892 bis 1893 dauerte, führte Franz Ferdinand zum Beispiel nach Indien, Australien, China Japan, in die Südsee und nach Nordamerika. Dabei sammelte er 14.000 Souvenirs, die er zurück nach Wien brachte. 900 davon sind in der Ausstellung zu sehen.

Der Titel „Franz Is Here!“ verweist auf die Schlagzeile einer amerikanischen Tageszeitung zur Weltreise. Der Schauspieler Cornelius Obonya sprach für die Ausstellung Tagebucheinträge von Franz Ferdinand ein. Diese sind über Lautsprecher in den drei Schausälen zu hören.

Franz Ferdinand mit Elefant

KHM mit MVK und ÖTM

Franz Ferdinand und der erste von ihm geschossene Elefant - in Sri Lanka

Waffen, Tiere und Kinderspielzeug

„Franz Ferdinand hat dezidiert verboten, dass die Objekte beschrieben werden“, erläuterte Christian Schicklgruber, der die Schau gemeinsam mit Axel Steinmann kuratiert hat, beim Pressegespräch am Dienstag. An diese Praxis von einst wolle man auch aktuell anschließen. „Hier geht es um Franz Ferdinand und seine Sicht der Welt.“

Waffen und Figuren, Stoffe und Tiere, Bilder und Masken - die Sammlung sei deshalb einmalig, „weil er alles gesammelt hat“, so Schicklgruber. „Es sind Souvenirs, wenn man so will“, ergänzt Steinmann, „Banales neben Sublimem, Kinderspielzeug neben Kunstwerken.“ Ob dann nicht auch ein Haufen Ramsch dabei war, wird gefragt. „Ramsch ist keine nette Bezeichnung, aber ja - und wir stellen diesen Ramsch auch aus“, so Schicklgruber. Franz Ferdinand war das auch bewusst, fügt Steinmann hinzu: „Er hat es Tand genannt.“

Fotogalerie: Imperiale Souvenirs und Bekanntschaften

Ermordung des Thronfolgers jährt sich zum 100. Mal

Vor den Schausälen zeichnet eine große Weltkarte die Reise Franz Ferdinands nach. In einer Vitrine davor sind Rechnungen und Quittungen ausgestellt, von Basaren und Kunsthandwerksläden ebenso wie von renommierten Kunstverkäufern. Die gesammelten Objekte waren stets für ein Museum vorgesehen - „für meine Museomanie“, wie Franz Ferdinand es selbst nannte.

Als die Mitbringsel schließlich nach der Reise im Belvedere ausgestellt wurden, veröffentlichte die „Wiener Zeitung“ damals täglich die Eintrittszahlen. Das fände er auch angesichts der „Wiederaufnahme“ angebracht, schmunzelte Schicklgruber.

„Franz Is Here!“

Die Ausstellung im Weltmuseum Wien ist von 9. April bis 2. November 2014 zu sehen.

Damals seien auch alle Eintrittsgelder wohltätigen Zwecken zugute gekommen - was Weltmuseum-Direktor Steven Engelsman ebenfalls schmunzelnd zur Kenntnis nahm. Er hofft auf viele Besucher in jenem Jahr, in dem sich die Ermordung von Franz Ferdinand und der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal jährt. Im Weltmuseum zeige man: „Es gab auch ein Leben vor dem Tod.“

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