Bundes-ÖVP gegen „Wiener Mittelschule“

Mit dem Vorschlag, die Neuen Mittelschulen bundesweit zu „Wiener Mittelschulen“ zu machen, ist die Wiener ÖVP bei der Bundespartei vorerst abgeblitzt. Positiv reagierte hingegen Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ).

Zu den Vorteilen der „Wiener Mittelschule“ zählt für Wiens ÖVP-Chef Manfred Juraczka vor allem, dass es ein Kurssystem gebe, in dem begabte und weniger begabte Schüler in getrennten Kleingruppen unterrichtet werden, sagte er am Mittwoch im Ö1-Morgenjournal - mehr dazu in oe1.ORF.at. In den Neuen Mittelschulen (NMS) werde hingegen zu wenig nach Leistung differenziert - dort gibt es statt Kursen jeweils zwei Lehrer in der Klasse.

Die Wiener Mittelschule wurde 2009 nach einem Kompromiss zwischen SPÖ und ÖVP als eine spezielle Variante der NMS eingeführt. 25 Schulen in Wien arbeiten derzeit nach diesem Modell, darunter neben ehemaligen Hauptschulen auch acht Gymnasien. Das von Juraczka erwähnte Kurssystem ist der größte Unterschied, in der „normalen“ NMS gibt es stattdessen zwei Lehrer in der Klasse.

Manfred Juraczka

APA/HERBERT P. OCZERET

Will „Wiener Mittelschule“ in ganz Österreich: Manfred Juraczka

Bundes-ÖVP gegen Ausbau der „Wiener Mittelschule“

Noch vor eineinhalb Jahren warnte Juraczka davor, jede neue Schule in Wien als „Wiener Mittelschule“ zu führen. Das sei eine „gefährliche Drohung gegenüber den Gymnasien“. Für die ÖVP-Landtagsabgeordnete Isabella Leeb hat die „Wiener Mittelschule“ „nichts am System geändert und die Bildungserfolge nicht verbessert“. Bei der Bundespartei blitzte die Wiener Wiener ÖVP mit ihrem Wunsch vorerst ab. ÖVP-Bildungssprecherin Brigitte Jank wolle zunächst die Evaluierung von NMS und „Wiener Mittelschule“ abwarten, sagte sie im Ö1-„Mittagsjournal“.

Ministerin: Bundesweite Umsetzung bereits möglich

Positiv reagierte hingegen Heinisch-Hosek, sie lobte das Modell. Eine bundesweite Umsetzung sei allerdings ohnehin schon jetzt möglich, sie werde nur von den Gymnasien wenig genutzt. Das von Juraczka gelobte Kurssystem könne ebenfalls schon jetzt an den NMS umgesetzt werden.

Die Wiener SPÖ sieht in den Aussagen Juraczkas nur einen „halben ersten Schritt“: Um mehr Wiener Mittelschulen zu führen, müssten auch mehr AHS-Standorte mitmachen können, so Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch und Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (beide SPÖ) in einer Aussendung. Deswegen wäre es nötig, die dort für eine Umstellung gesetzlich erforderliche Zweidrittelmehrheit der Schulgemeinschaft abzuschaffen. Juraczka solle sich daher auf Bundesebene für deren Ende einsetzen.

Kritik von FPÖ und Grünen

Kritik setzte es von FPÖ und Grünen: Der Wiener FPÖ-Bildungssprecher Dominik Nepp vermutet in einer Aussendung, dass sich „die Stadtschwarzen für die SPÖ aufmascherln“ und nach „der sicherlich urwichtigen Homoehe nun auch den Rest des Wiener SPÖ-Parteiprogramms ungefiltert übernehmen“. Der grüne Bildungssprecher Harald Walser ortete „bildungspolitische Chaostage in der ÖVP“ - Juraczka habe immer noch nicht verstanden, dass das Problem nicht in der Ausgestaltung der NMS liege, sondern in der grundsätzlichen Trennung der Kinder mit zehn Jahren.

In einer Aussendung brachte der Wiener ÖVP-Landesgeschäftsführer Alfred Hoch am Mittwoch noch eine weitere Forderung seiner Partei ins Spiel: Er plädierte für mehr Wettbewerb der Schulstandorte, indem die Ergebnisse der einzelnen Schulstandorte bei den Bildungsstandard- und PISA-Testungen veröffentlicht werden. Voraussetzung sei jedoch mehr Autonomie für die Schuldirektoren, um wettbewerbsfähiger werden zu können.

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