Die Lesegewohnheiten der Wiener

Für die Social Media-Betreuerinnen der Büchereien Wien ist jeden Tag „Welttag des Buches“. Am Mittwoch wird er auch offiziell gefeiert. Ein guter Anlass, um mit den beiden über die Lesegewohnheiten der Wienerinnen und Wiener zu sprechen.

„Ich habe gestern das Buch ‚Bauch weg‘ bestellt. Bitte löschen Sie die Reservierung, ich brauche es nicht mehr. - Die Diät würde mich jetzt allerdings interessieren.“

Für dieses und weitere humorvolle Postings auf den offiziellen Facebook- und Twitter-Kanälen der Büchereien Wien sind die Mitarbeiterinnen Katharina Bergmayr und Monika Reitprecht verantwortlich. Auf Facebook hat die Seite mittlerweile fast 20.600 Likes, auf Twitter 2.800 Follower, Tendenz steigend. Dass sich eine Bibliothek so affin für soziale Medien zeigt, ist nicht alltäglich, steuert aber dem „staubigen“ Ruf einer solchen stark entgegen.

Hauptbücherei Wien

APA/GUENTER R.ARTINGER

Der Arbeitsplatz der zwei Social Media-Betreuerinnen - die Hauptbücherei Wien.

Viele Veranstaltungen während des Jahres

„Das dient auch der Imagekorrektur“, so Reitprecht über die Vorteile der Nutzung. „Es ermöglicht im Gegensatz zu klassischer Öffentlichkeitsarbeit den direkten Kontakt. Außerdem kann man damit auch die öffentliche und veröffentlichte Meinung mitgestalten. Gerade mit Social Media-Monitoring kann man beobachten, was über einen geredet wird. Wenn man da präsent ist, kann man auch Bezug darauf nehmen.“ Reitprecht und Bergmayr betreuen die Facebook-Seite seit fünf Jahren.

Was lesen die Seher von „Wien Heute“ derzeit?

Ingeborg Bachmann „Malina“, Michael Köhlmeier „Madalyn“, Leo Tolstoi „Krieg und Frieden“, Frank McCourt „Die Asche menier Mutter“, Dieter E. Zimmer „So kommt der Mensch zur Sprache“ und Haruki Murakami „1q84“.

Der Welttag des Buches wird in der Hauptbücherei heuer nicht speziell zelebriert. Das liegt nicht nur daran, dass eine Bibliothek ohnehin jeden Tag im Zeichen des Buches steht, sondern ganz einfach auch daran, dass so kurz nach Ostern nicht viel organisiert werden kann und das Interesse der Besucher dementsprechend geringer ausfällt.

Das mache aber nichts, meint Katharina Bergmayr, die seit sieben Jahren in den Büchereien Wien arbeitet. „Wir haben auch sonst viele Reihen und Festivitäten. Es gibt die Büchereiwochen im März, für Kinder gibt es mitunter den Kirango Sommer-Leseclub und die Frühleseförderung.“ Aber auch abseits der Büchereien gibt es am Welttag des Buches verschiedene literarische Veranstaltungen (siehe Links).

Kinderbücher

dpa/dpaweb/dpa/Jens Wolf

Angebote für Kinder gibt es in den Büchereien Wien reichlich.

Vormarsch der E-Books

Den Welttag des Buches gibt es in seiner heutigen Form übrigens bereits seit 1995. Damals ernannte die UNESCO den 23. April auf Antrag Spaniens zum Welttag des Buches und des Urheberrechts. Die UNESCO möchte damit weltweit das Lesen von Büchern fördern. In Barcelona ist dieser Tag ein Kulturereignis, das wie ein Volksfest gefeiert wird. Es werden überall Stände auf den Straßen aufgebaut und den ganzen Tag unterschiedliche Feste gefeiert.

„Natürlich geht Unterhaltungsliteratur immer besser“, so Reitprecht über die Präferenzen der Wienerinnen und Wiener. Am häufigsten wurden 2013 unter anderem Daniel Glattauers „Ewig Dein“ und „Das Washington Dekret“ von Jussi Adler Olsen entlehnt. So auch das „Guiness Buch der Rekorde“ sowie das Kinderbuch „Gregs Tagebuch“ von Jeff Kinney, das den ersten Platz unter den haptischen Entlehnungen belegt.

Auf die Frage, ob sich die generellen Lesegewohnheiten der Österreicher in den letzten Jahren verändert hätten, erwähnt Reitprecht, die seit 15 Jahren bei den Büchereien Wien ist, dass in letzter Zeit selbstverständlich verstärkt E-Books ausgeliehen beziehungsweise aus dem digitalen Katalog heruntergeladen werden. Rita Falks „Grießnockerlaffäre“ war beispielsweise eines der beliebtesten E-Books des letzten Jahres.

Buch und E-Book

dpa/Marc Tirl

E-Books werden immer öfters ausgeliehen beziehungsweise downgeloadet.

Online-Petition für präzises Urheberrecht

Das Verhältnis der Entlehnungen von Büchern und E-Books lässt sich laut Reitprecht noch nicht genau bestimmen. „Das kann man so nicht beantworten, weil das haptische Angebot viel größer ist. Die Downloads steigen an, aber wir reden von 30.000 E-Books im Vergleich zu 1,4 Millionen haptischen Medien.“ Dass das digitale dem Angebot im Regal so weit nachsteht, liegt in geringem Maß an der kurzen Zeit, in der es dieses erst gibt, sondern vor allem daran, dass Bibliotheken am Ankauf und Verleih von E-Books gehindert würden.

Demnach würden sich einige Verlage weigern, die notwendigen Lizenzen an Bibliotheken zu verkaufen. Dies betreffe angeblich über 50 Prozent der E-Book-Bestseller. Außerdem würden Verlage oft zu hohe Preise verlangen. Gerald Leitner, Geschäftsführer des Büchereiverbandes, schlug am Dienstag im Namen der österreichischen Büchereien Alarm und ruft zur Unterzeichnung einer Online-Petition auf, für die sich 65.000 Bibliotheken europaweit zusammengeschlossen haben. Darin wird von der EU-Kommission ein präzises Urheberrecht gefordert.

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