Wirtschaft fordert Ladenöffnung am Sonntag

Der neue Wirtschaftskammerchef, Walter Ruck, fordert ganzjährige Schanigärten und die Sonntagsöffnung, um mittelständische Tourismusbetriebe zu unterstützen. Die Gewerkschaft protestiert.

Mehr als 13.000 Tourismus- und Freizeitbetriebe sorgen in Wien täglich für das Wohl der Einheimischen und Touristen. Obwohl die jährliche Wertschöpfung des Tourismus bei etwa 3,2 Mrd. Euro liegt, haben es laut Wiener Wirtschaftsbund vor allem mittelständische Betriebe schwer, positiv zu bilanzieren.

Wirtschaft für ganzjährige Schanigärten

Um die aktuelle Situation der Wiener Tourismusbetriebe zu verbessern, arbeitete das „Team Mittelstand“ des Wiener Wirtschaftsbundes fünf Kernpunkte aus: Um die Umsätze zu steigern, forderte Walter Ruck, designierter Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, etwa eine ganzjährige Öffnung der Schanigärten. Dies sei in Graz und Linz bereits möglich. Die Grünen und die ÖVP wollen die Wintersperre für Schanigärten aufheben, die SPÖ zeigt sich ablehnend - mehr dazu in Schanigärten: Vassilakou gegen Wintersperre.

Ein weiterer Punkt betrifft die Sonntagsöffnung diverser Geschäfte in Tourismuszonen. „Wir haben in Wien eine große Anzahl an Betten in zahlreichen Hotels. Diesen Gästen muss aber auch etwas geboten werden. Wir wollen in der nächsten Zeit eine Haltung dazu ausarbeiten und die betroffenen Handelsbetriebe und Arbeitnehmer miteinbinden“, so Ruck.

Dritte Piste am Flughafen gefordert

Um die Mobilität der Urlauber zu verbessern, sollen zudem infrastrukturelle Maßnahmen ergriffen werden. Der Flughafen soll besser an den Bahnverkehr angebunden, der Bau der dritten Piste am Flughafen Schwechat vorangetrieben werden. „Diese infrastrukturellen Maßnahmen sind wichtig im Zeichen einer Internationalisierung der Stadt. Wien muss sich noch weiter an Weltmetropolen anpassen“, erklärte Ruck. Dies soll auch helfen, den Wirtschaftsstandort Wien für internationale Headquarter attraktiver und wettbewerbsfähiger zu machen.

Der Wiener Wirtschaftsbund wünscht sich von der Stadt auch eine „Tourismusgesinnung“: „Wien muss wieder stolz darauf sein, den Gästen unsere schöne Stadt zu zeigen“, forderte der designierte Wirtschaftskammer-Präsident.

Sechste Urlaubswoche „nicht realisierbar“

Ebenfalls verbesserungswürdig ist laut Berndt Querfeld, Obmann-Stellvertreter des Wiener Wirtschaftsbundes und Obmann der Fachgruppe Kaffeehäuser der Wirtschaftskammer Wien, die Unterstützung der öffentlichen Partner für Tourismusbetriebe: „Die Gebührenlawine ist gewaltig. Um das Überleben eines Betriebes zu sichern, müssen Leistungen verrechnet werden. Ob ein Wirt für ein Glas Leitungswasser einen Preis verrechnet, soll ihm überlassen sein.“

Die Forderung der Gewerkschaft nach einer Arbeitszeitverkürzung und der Einführung einer sechsten Urlaubswoche hält Querfeld in Tourismusbetrieben für „gefährlich und nicht realisierbar“.

Gewerkschaft gegen Sonntagsöffnung

„Unsere Position zu einer Ausweitung der Ladenöffnungszeiten ist bekannt: Die bestehenden Ausnahmeregelungen sind völlig ausreichend“, erklärte Manfred Wolf, der stellvertretende Leiter des Geschäftsbereichs Interessenvertretung in der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus (GPA-djp), in einer Aussendung am Donnerstag.

Weitere Ausnahmeregelungen in Tourismusgebieten seien nur dann diskutabel, wenn sie nach bestehenden Gesetzen überhaupt erlaubt seien. Außerdem müssten sie sozialpartnerschaftlich ausverhandelt werden und faire Rahmenbedingungen für die Beschäftigten inkludieren, betonte er.

Generell sehe man die offenbar propagierte Annäherung der Handelsvertreter mit den Tourismusvertretern in der Wiener Wirtschaftskammer problematisch. Es stelle sich auch die Frage, was den Handelsvertretern der Kammer die Sozialpartnerschaft zukünftig wert sei, so Karl Proyer, der stellvertretende Bundesgeschäftsführer der GPA-djp - der versicherte: „Mit uns wird es keine Sonntagsarbeit im Handel geben.“

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