Grätzelspaziergänge als Event

Bewohner eines Stadtteils treffen sich, gehen ein paar Runden miteinander und erzählen sich Anekdoten. Darum geht es bei der Initiative „Jane’s Walks“, bei der von 2. bis 4. Mai Wien erstmals teilnimmt. Vorbild sind Städte aus aller Welt.

“Als ich vor zwei Jahren an einem Jane’s Walk in Vancouver teilnahm, war mir rasch klar, dass ich dieses Projekt nach Wien bringen will. Besonders begeistert mich der Grundsatz, dass Jane’s Walk ein ehrenamtliches Projekt ist, das alle Bewohner und Bewohnerinnen einlädt, ihre Stadt zu erkunden und am urbanen Diskurs teilzunehmen," so Andreas Lindinger, der City Organizer von „Jane’s Walk“ in Wien. Die Initiative findet dieses Jahr am 2. Mai in Grinzing sowie am 3. Mai in Ottakring am Brunnenmarkt statt. Weitere Termine können noch folgen.

Was dann passiert? Man geht spazieren. Recht viel komplizierter ist es tätsächlich nicht. Auf der Webstite von „Jane’s Walk“ gibt es die Möglichkeit, einen Spaziergang anzulegen. Haben Interessierte also eine Idee bezüglich eines Stadtteils und eines bestimmten Themas, zu dem sie gerne einen Spaziergang organisieren möchten, dann müssen sie diese nur eintragen und ein paar Eckpunkte, wie beispielsweise vier bis fünf Zwischenstopps auf der Route angeben.

Grinzing

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Ein abendlicher Spaziergang durch Grinzing ist bereits für den 2. Mai geplant.

Bloß keine Touristenführungen

Derjenige, der den Spaziergang organisiert hat, legt auch einen Treff- und Zeitpunkt fest. Während des gemütlichen Rundgangs werden persönliche Anekdoten zum Grätzel erzählt, es wird über die Stadtentwicklung diskutiert, über die Leistbarkeit des Wohnens sowie Gentrifizierung geplaudert. Es sollen Gespräche unter den Teilnehmern und mit den Organisatoren entstehen.

Das ist es auch, was „Jane’s Walks“ grundlegend von Touristenführungen unterscheidet. Es soll kein reiner Vortrag sein. „So kann der Spaziergang sowohl für jene interessant sein, die den Stadtteil nicht kennen oder gerade erst hingezogen sind, als auch für die, die schon länger dort wohnen,“ erklärt Lindinger das Ziel hinter der Initiative. Die Dauer eines Walks beträgt durchschnittlich eineinhalb bis zwei Stunden.

Brunnenmarkt

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Die Gegend um den Brunnenmarkt steht auch im Mittelpunkt eines Walks.

Austausch steht im Mittelpunkt

„Einer hat sich gemeldet, der seit seiner Geburt in der Brunnenmarkt-Gegend lebt, der auch ein Buch über die Entwicklung dort geschrieben hat. Der wird eben am 3. Mai den Walk durch diesen Stadtteil anführen.“ Einheimische sind natürlich besonders beliebte Guides. Der andere bereits bestätigte Spaziergang wird am Abend des 2. Mai in Grinzing stattfinden.

Auch Petra Jens, die Beauftragte für Zu-Fuß-Gehende in Wien, begrüßt, dass die Initiative in Wien Einzug hält. „Es sind die Menschen, die die Stadt ausmachen. Jane’s Walks erinnern uns daran, dass Straßen Lebensräume sind. Sie vermitteln Lebensqualität und machen Lust aufs Spazierengehen.“ Auch der Austausch unter den Teilnehmern steht im Mittelpunkt. So können sich Nachbarn kennenlernen, Freundschaft schließen oder auch Geschäftskontakte austauschen. Alles ist erlaubt.

Menschen

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Bislang sind zwei Spaziergänge in Wien geplant, es können aber mehr werden.

Benannt nach Aktivistin

Der Name „Jane’s Walks“ ist der 2006 verstorbenen Autorin und Aktivistin Jane Jacobs gewidmet, deren Idee, dass sich Bürgerinnen und Bürger selbst aktiv am Stadtentwicklungsprozess beteiligen sollen, somit überall auf der Welt aufgegriffen wurde. In Toronto wurde das Projekt von einigen Freunden gegründet, die Jacobs damit nach ihrem Tod ehren wollten.

Für Wien sind bislang zwei Spaziergänge angelegt. Am 2. Mai wird ab 17.30 Uhr Grinzing erkundet, am 3. Mai dann der Brunnenmarkt ab 14.00 Uhr. Nähere Informationen gibt es auf der Website.

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