Im Gefängnis vergewaltigt: Verhandlung vertagt

Der Prozess wegen Raubes gegen jenen Burschen, der mit 14 Jahren im Gefängnis vergewaltigt worden ist, ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Eine Gutachterin soll klären, ob der 14-Jährige überhaupt verhandlungsfähig ist.

Dem Burschen, der mit seiner Mutter vor Gericht erschien, ging es laut seiner Anwältin in der Verhandlung immer schlechter. Daraufhin wurde von der Richterin die Verhandlung zur Einholung des Gutachtens vertagt. Zuvor war die Öffentlichkeit von dem Verfahren ausgeschlossen worden.

Die Kinder- und Jugendpsychiaterin Wörgötter, die der Verhandlung beiwohnte, hat den Burschen schon einmal in Augenschein genommen, nachdem von der Jugendgerichtshilfe eine verminderte Reife des Beschuldigten festgestellt wurde. Aufgrund ihres Gutachtens wurde der damals 14-Jährige enthaftet. Trotz der Einschätzung Wörgötters hielt die Staatsanwaltschaft an der Anklage wegen versuchten Raubes fest.

Komplizen wegen Raubes bereits verurteilt

Der 14-Jährige soll im April 2013 gemeinsam mit drei Komplizen, einer davon war damals noch strafunmündig, auf der Straße versucht haben, einem älteren Mann das Mobiltelefon abzunehmen. Dabei sollen sie auch zwei Messer gezückt haben. Der 14-Jährige und seine beiden strafmündigen Komplizen wurden in Untersuchungshaft genommen und in die Jugendabteilung der Justizanstalt Josefstadt gebracht. Nur ein paar Tage später wurde der 14-Jährige dort vergewaltigt - mehr dazu in Jugendlicher in Haft misshandelt.

Am Prozess gegen seine beiden Komplizen, die bei dem Überfall als Rädelsführer und Aufpasser agiert haben sollen, im Jahr 2013 nahm der nun Angeklagte aus gesundheitlichen Gründen nicht teil. Seine Komplizen wurden zu 20 bzw. 17 Monaten Haft verurteilt - mehr dazu in Komplizen von missbrauchtem 14-Jährigen verurteilt.

Heftige Diskussionen um Jugendstrafvollzug

Die Peiniger des damals 14 Jahre alten Jugendlichen waren im April wegen Misshandlung und Vergewaltigung schuldig gesprochen worden - mehr dazu in Vergewaltigung in Gefängnis: 15 Monate Haft.

Der Fall hatte im vergangenen Sommer für heftige Diskussionen um den Jugendstrafvollzug gesorgt und der damaligen Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) herbe Kritik eingetragen. Sie richtete dem 14-Jährigen in einer ersten Reaktion auf die erlittene Misshandlung aus, der Strafvollzug wäre „kein Paradies“ und schloss eine Entschädigungsmöglichkeit für den Burschen aus. Erst Tage später ruderte Karl zurück und setzte eine Task Force ein, die Verbesserungen im Jugendstrafvollzug in die Wege leitete - mehr dazu in Jugendhaft: Task Force für Vermeidung.

Erst am vergangenen Samstag sprach sich Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) dafür aus, im Polizeianhaltezentrum Wien-Hernals ein Jugendgefängnis zu schaffen. In Wien gibt es seit 2003 kein eigenes Jugendgefängnis mehr - mehr dazu in Neues Jugendgefängnis in Wien-Hernals?.