Nach Explosion: Arbeiten dauern an

Nach dem Hauseinsturz in Rudolfsheim-Fünfhaus bleibt die äußere Mariahilfer Straße bis auf weiteres gesperrt. Laut der Berufsfeuerwehr sind bis zur statischen Sicherheit noch weitere Arbeiten am Gebäude nötig. Die Anrainer konnten kurz in ihre Wohnungen zurückkehren.

Die Berufsfeuerwehr schloss gegen Mittag ihren Einsatz ab und übergab die Baustelle an die Baubehörde bzw. eine Schadensanierungsfirma. Am Vormittag waren noch rund 30 Feuerwehrleute im Einsatz, so Gerald Schimpf, Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr.

Nach 10.00 Uhr durften die Bewohner Dokumente und Wertgegenstände holen, unter der Voraussetzung, dass das für die jeweilige Wohnung statisch als sicher angesehen wurde, so Heimo Ernst Weiss, Geschäftsführer der Belfor, die die Arbeiten an dem Haus in der Mariahilfer Straße 182 übernommen hat. Manche der Anrainer mussten daher weiterhin darauf warten, wichtige persönliche Gegenstände abzuholen.

Arbeiter bei eingestürztem Haus in der äußeren Mariahilfer Straße

ORF

Arbeiten laufen, bis „statische Sicherheit“ wieder gegeben ist

„Schadhafter Teil Schicht für Schicht abtragen“

Die Aufgabe seiner Firma beschrieb Weiss so: „so schnell wie möglich, aber vorsichtig“, den schadhaften Teil des Hauses Schicht für Schicht abzutragen, bis die statische Stabilität des Gebäudes gegeben ist. Jeweils nach der Abtragung einer Schicht kann die statische Situation neu bewertet werden.

Teilweise abgetragen werden die Außenmauer des zweites Stocks sowie Teile der dritten Etage. Zusätzlich muss nach derzeitigem Stand der Dachstuhl abgetragen werden. „Da es sich um einen Vierkanter handelt, kann wahrscheinlich der hintere Bereich des Hauses erhalten bleiben, während der Dachstuhl und der gesamte Straßenbereich vermutlich abzutragen sind“, sagte die Sprecherin der Baupolizei. Einsturzgefahr bestehe im Moment jedenfalls nicht. Laut Weiss gibt es alle sechs Stunden Besprechungen mit der Baupolizei und Statikern.

Nicht zuletzt geht es darum, die Mariahilfer Straße möglichst rasch wieder für den öffentlichen und den Individualverkehr zu öffnen. Wann das sein wird, stand Montagmittag noch nicht fest. Durch die Explosion wurden rund 200 Meter Oberleitungskabel und 1.600 Meter Datenkabel zerstört. Diese müssen nun erneuert werden.

Fotos von der Rettungsaktion

Ein Patient kurz vor Entlassung aus dem Krankenhaus

Von den drei Opfern in Spitalsbehandlung sollte eines noch im Laufe des Montags das Spital verlassen, sagte Conny Lindner, Sprecherin des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV). Die anderen beiden Opfer blieben in stationärer Behandlung. Ein Mann befand sich weiterhin auf der Intensivstation, war aber in stabilem Zustand. Eine 48-Jährige, die am Samstag erst nach Stunden aus den Trümmern geborgen worden war, lag ebenfalls weiterhin im Krankenhaus auf einer Normalstation.

Bewohner weiter in Ersatzquartieren

Die Bewohner des Gebäudes übersiedelten in Ersatzquartiere, die das Büro für Sofortmaßnahmen zur Verfügung stellte. „Wir haben inzwischen alle Personen, die ein Ersatzquartier benötigt haben, untergebracht“, bestätigte Walter Hillerer, Leiter des Büros für Sofortmaßnahmen. Vier Familien übersiedelten in Notfallwohnungen, zwei Personen bezogen das Notquartier des Büros in der Reichsapfelgasse. Andere kamen bei Verwandten oder Freunden unter oder befinden sich derzeit noch im Spital.

„Werden Teile des Hauses oder das gesamte Gebäude abgerissen, bemühen wir uns auch um dauerhafte Ersatzlösungen“, sagte Hillerer. Dann stelle das Büro für Sofortmaßnahmen bereits eingerichtete „Prekariumswohnungen“ zur Verfügung, bei denen auch so weit wie möglich auf die Wünsche der Mieter eingegangen werde.

Die Sperre der äußeren Mariahilfer Straße trifft auch die umliegenden Geschäfte. Die Wirtschaftskammer Wien kündigte daher am Montag Soforthilfe für Unternehmer an. Sie sollen aus den Mitteln des Notlagenfonds entschädigt werden.

Gefährlicher Einsatz für Feuerwehr

Der Einsatz war für die Feuerwehr auch am Sonntag noch gefährlich. „Wir arbeiten hier auf wackeligem Terrain. Die Situation ändert sich laufend“, sagte Feiler über die Arbeiten. „Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Wenn ein Haus teilweise eingestürzt ist, ist es für uns schlimmer, als wenn es komplett einstürzt. Wir müssen trotzdem in das Haus hinein“, sagte Feiler.

Suizid: 19-Jähriger soll Gasleitung gekappt haben

Das Haus war am Samstag nach einer Explosion teilweise eingestürzt. Ein Mensch starb, 14 wurden verletzt. Eine Frau überlebte rund acht Stunden unter den Trümmern - mehr dazu in Hauseinsturz: Ein Toter, Frau lebend geborgen.

Am Sonntag hieß es von der Polizei, dass die Explosion in dem Haus offenbar auf den Suizid eines 19-Jährigen zurückgeht. Er soll eine Gasleitung in seiner Wohnung gekappt haben. Der junge Mann wurde gerettet, starb dann aber auf dem Weg ins Krankenhaus - mehr dazu in Hauseinsturz: Polizei spricht von Suizid.