Selbstverteidigung hoch im Kurs

Die Nachfrage an Selbstverteidigungs- und Kampfsportkursen in Wien steigt. Nicht zuletzt eine Serie an Raubüberfällen auf Frauen hat dazu beigetragen. Wien.ORF.at stellt drei Institute vor und gibt Tipps, wie in einer Gefahrensituation reagiert werden soll.

Die Erleichterung war groß, als die Polizei bekanntgab, eine Serie von Überfällen auf Frauen in Wien geklärt zu haben. Dabei schlug ein 21-jähriger Mann seine Opfer nieder und flüchtete. Er soll mindestens acht Überfälle begangen haben, sieben hat er gestanden - mehr dazu in Brutale Überfälle auf Frauen geklärt (wien.ORF.at, 28.4.2014).

Polizei: „Nicht durch Musik ablenken lassen“

Bereits im Vorfeld hatte die Polizei Frauen empfohlen, in der Nacht nur in Begleitung unterwegs zu sein. „Nicht ablenken lassen, nicht telefonieren oder Musik hören“, sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger. „Wenn ich bemerke, dass mich jemand beobachtet oder mir folgt, sofort die Polizei rufen.“ Generell empfohlen werden auch Selbstverteidigungskurse.

Selbstverteidigung

SAMI Self Defense and Martial Arts Institute

In Selbstverteidigungskursen wird Prävention und Kampftechnik gelehrt

Durchspielen von Notsituationen

Das Self Defense and Martial Arts Institute (S.A.M.I.) in Floridsdorf etwa bietet Selbstverteidigungskurse für Frauen an. „Kurse werden mit einem ‚Model Mugging‘ abgeschlossen, einem realitätsnahen Durchspielen von möglichen Angriffsszenarien mit einem Trainer in Ganzkörperschutzanzug, an welchem das Gelernte mit voller Kraft ausgeübt werden kann“, so Chefinstruktorin Irmengard Hanzal.

In den Kursen wird auch gelehrt, wie man einer Notsituation möglichst vorbeugt. „Welchen Weg nehme ich, wohin setze ich mich, was habe ich in der Hand? Ich denke, dass die erhöhte Aufmerksamkeit ein ganz wichtiger Faktor ist, um frühzeitig reagieren zu können, um sich nicht plötzlich in einer Notsituation wiederzufinden, sondern immer gefasst zu sein“, sagte Hanzal.

„In unseren fortlaufenden Krav-Maga-Trainings finden sich circa 35 Prozent Frauen ein - Tendenz steigend“, so Hanzal weiter. Nach einem Wochenendseminar hätten die Teilnehmerinnen die unterste Stufe der Sensibilisierung für das Thema und die Umsetzung eines Notfallplanes erreicht. Empfohlen werden mindestens drei bis sechs Monate regelmäßiges Training. Das Institut bietet kostenlose Schnuppertrainings an.

Empfindliche Körperteile als Angriffsziel

Im Institut Goshindo Women Defence Vienna in Margareten absolvieren derzeit rund 300 Frauen einen Semester- oder Zehnwochenkurs. Auch hier steigt die Nachfrage. „Nach einem Kurs mit zehn Einheiten können die Teilnehmerinnen mindestens fünf bis acht Techniken unter Stressbelastung effizient anwenden“, so Trainer Michael Takacs. Die meisten Täter lassen laut Takacs bei Gegenwehr vom Opfer ab.

„Täter suchen immer leichte Opfer und rechnen nicht damit, dass man sich richtig wehrt. Geben Sie körpersprachlich mit sicherem Auftreten, wenn nötig auch mit Worten laut und energisch zu verstehen, dass Sie sich nicht alles gefallen lassen. In jedem Fall dürfen Sie sich gegen Belästigungen, An- und Übergriffe wehren“, sagte Takacs. Er empfiehlt Frauen in einer Notwehrsituation den Täter auf empfindliche Körperteile wie Kehlkopf, Augen, Hals und Hoden zu schlagen.

Auch Gegenstände wie Schlüssel, Kugelschreiber, Regenschirm, Taschen und heiße Getränke können zur Verteidigung verwendet werden. Zur Vorbeugung wird außerdem empfohlen, den Schlüssel nicht erst vor dem Haustor zu suchen, sondern schon vorbereitet zu haben und vor dem Aufsperren mit einem Schulterblick die Umgebung zu prüfen. Sollte es zu einer Notsituation kommen, sei Flucht die beste Reaktion.

Übung von Pfefferspray-Einsatz

Wenn Flucht nicht sofort möglich sei, raten Trainer der Wing Tchun Akademie in Neubau „Feuer“ statt „Hilfe“ zu rufen. Der Einsatz von Pfefferspray und anderen Waffen werde nur empfohlen, wenn diese beherrscht werden. Die Wing Tchun Akademie bietet Selbstverteidigungskurse in Frauengruppen in Wing Tsun und Escrima an. Die Kurse würden nicht nur zur Erlernung von Verteidigungstechniken dienen, sondern auch zur Körper und Geistesbeherrschung. Es gebe kostenlose Schnuppermöglichkeiten.

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