Gezerre um das Amerlinghaus

36 Jahre gibt es das „Kulturzentrum Spittelberg im Amerlinghaus“. Jetzt hat der Gemeinderat eine deutliche gekürzte Subvention beschlossen. Das Kulturzentrum befürchtet nun das „Aus“. Die Stadt will aber demnächst über weitere Zahlungen entscheiden.

245.000 Euro machte die Subvention im Jahr 2013 aus, am vergangenen Dienstag wurden für das Jahr 2014 im Gemeinderat nur noch 113.000 Euro bewilligt. 60.000 Euro davon gehen als Miete direkt an den Hauseigentümer Gesiba.

Amerlinghaus

ORF

Amerlinghaus in Wien-Neubau

Der Verein stößt sich nun aber an dieser direkten Überweisung ebenso wie an der reduzierten Subvention und befürchtet das Aus: „In mühevollen Verhandlungen wurde 2013 eine Einigung über die Grundkosten-Förderung in der Höhe von 245.000 Euro erzielt. Das ist das unterste Limit für unseren Fortbestand“, sagte Lisa Grösel. „Wir wären gezwungen, den Betrieb einzustellen“, würde die Subvention tatsächlich auf 113.000 Euro gekürzt.

MA 13 entscheidet über Höhe der Subvention

„Es wurde nie gesagt, dass die 113.000 Euro die letzte Zahlung für 2014 ist“, betonte ein Sprecher des zuständigen Stadtrats Christian Oxonitsch (SPÖ). Vielmehr wolle man mit diesem Betrag den grundlegenden Erhalt des Vereins und des Amerlinghauses sichern. „Die Summe deckt sowohl die Miete, als auch die Betriebskosten und die anteiligen Personalkosten ab“, meinte er.

Aktivisten des Kulturzentrums hatten am Montag das Büro von Oxonitsch kurzzeitig sogar besetzt, weil man trotz mehrmaliger Anfrage keinen Termin beim Stadtrat bekommen habe, so die Besetzer. Jetzt liegt der Ball jedenfalls bei der Magistratsabteilung für Bildung und außerschulische Jugendbetreuung (MA 13), die demnächst über die tatsächliche Höhe der künftigen Subvention entscheiden soll.

SPÖ und Grüne verteidigen Kulturzentrum

Im Gemeinderat war am Dienstag nicht über die Höhe der Subvention zu entscheiden, sondern nur darüber, ob die Förderung überhaupt gewährt wird. „Wir wollen es (das Amerlinghaus, Anm.) erhalten“, sagte SPÖ-Gemeinderat Heinz Vettermann in der Sitzung. Das Amerlinghaus leiste gute und wichtige Arbeit. Die Vielfalt der Gruppen von Kunst und Kulturgruppen über Kindergruppen bis zu gesellschaftskritischen Initiativen würden das Besondere des ausmachen. Er gehe davon aus, dass Stadt und Verein „eine langfristige und positive Lösung“ finden.

Vom Amerlinghaus als einem Ort der Begegnung sprach Grünen-Gemeinderätin Birgit Hebein. Es sei ein kulturelles Zentrum mit mehr als 60 Initiativen zwischen Jung und Alt. Es gehe um Vielfalt und interkulturelle Begegnungen. 50.000 Menschen würden das Amerlinghaus pro Jahr nutzen. Es fänden auch systemkritische Veranstaltungen statt, aber dies sei Demokratie. Sie gab zu, dass es Fehler gegeben hätte, jedoch hielt selbst das Kontrollamt fest, dass es keinen Schaden gegeben hätte.

Opposition fordert Ende der Subvention

Anders sah das die Opposition. Es sei nicht einzusehen, dass die Subventionen zwar gekürzt, aber nicht ganz eingestellt worden sind, so Johann Gudenus, Klubobmann der FPÖ Wien. Das Geld werde direkt von der Stadt an den Eigentümer, die Gesiba, überwiesen, um wenigstens die Miete sicherstellen zu können. Das Geld wäre deutlich besser in Projekte wie leistbares Wohnen, Bildungssystem oder Sicherheit investiert.

19,9 bisher in das „antikapitalistische Experiment“ investierte Millionen Euro seien genug, sagte ÖVP-Kultursprecherin Isabella Leeb im Gemeinderat. Das Amerlinghaus gelte als Symbol der Hausbesetzerszene. In Neubau mangle es an Kinderbetreuungsplätzen, ein Kindergarten werde dringend benötigt. Auch ein Tageszentrum für Senioren wäre eine Alternative. Davon hätten die Steuerzahler sicherlich mehr als von diesem gescheiterten Projekt, so Leeb.

Link: