Experten: Echte Nahrungsmittelallergien selten

Immer mehr Menschen glauben, bestimmte Lebensmittel nicht zu vertragen. Nur ein bis drei Prozent der Bevölkerung leiden jedoch an einer echten Nahrungsmittelallergie, erklärten Allergieexperten bei einer Pressekonferenz in Wien.

„Jeder von uns kennt mindestens eine Person, die sagt, dass sie etwas schlecht verträgt. Sehr schnell geht das dann in Richtung Nahrungsmittelallergie“, sagte die Wiener Sozialmedizinerin Anita Rieder (MedUni Wien) am Dienstag. Im österreichischen Allergiebericht aus dem Jahr 2006 sei nur beschränkt auf diesen Problembereich eingangen worden. Die epidemiologischen Daten seien relativ „weich“. Man müsse aber von ein bis drei Prozent an Nahrungsmittelallergikern in der Allgemeinbevölkerung, bei Kindern acht bis zehn Prozent, ausgehen.

Im Sprachgebrauch von Laien vermischt werden durchaus unterschiedliche Beschwerdebilder und Ursachen von Symptomen, so die Wiener Dermatologin und Allergiespezialistin Nadine Mothes-Luksch. Das sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten durch einen Enzymmangel, Kreuzallergien und echte Nahrungsmittelallergien. Die Expertin erklärte dazu: „Wenn man eine Unverträglichkeit hat, macht die Menge das Gift. Bei Nahrungsmittelallergien machen auch kleine Mengen zum Teil schwere Symptome.“

Allergietest

Fotolia/Alexander Raths

Ein Allergietest bringt Gewissheit

Bei Kindern verschwinden Allergien oft wieder

Kreuzallergien sind beispielsweise durch Heuschnupfen und ähnliche Beschwerden charakterisierte Erscheinungsbilder, bei denen aber bei Genuss von den inhalativen Allergenen ähnlichen Nahrungsmittelbestandteilen - zum Beispiel Birkenpollenallergie und Steinobst oder Sojaprodukte - vor allem Beschwerden in Mund und Rachen auftreten. Stabile Allergene, die auch durch die Magensäure nicht unschädlich gemacht werden, zeichnen die echte Nahrungsmittelallergie aus.

TV-Hinweis:
In „Wien heute“ ist am Dienstag Allergieexpertin Karin Hoffmann-Sommergruber (MedUni Wien) zu Gast im Studio, zu sehen um 19.00 Uhr auf ORF 2 und danach in der TVthek.

80 Prozent der Fälle im Kindesalter - da treten besonders Kuhmilch- und Eiallergien auf - „wachsen sich aus“. Bei Erwachsenen sind dann Seafood, Fisch, Nüsse, Weizen, aber auch Soja mögliche Allergieauslöser. Bei erheblichen Problemen sollte auf jeden Fall der Arzt aufgesucht werden. Dann geht’s zumeist auch zum Allergologen für die entsprechende Testung.

Allergischer Schock kann tödlich sein

Von den ein bis drei Prozent der Nahrungsmittelallergiker in der Gesamtbevölkerung weist nur ein einstelliger Prozentsatz schwere Symptome auf. Allerdings kommt es zu fünf bis sieben Todesfällen pro 100.000 Einwohnern und Jahr.

Ein Drittel der Notfallaufnahmen wegen starker Beschwerden, wie einem anaphylaktischen Schock, sind auf Seafood-Allergien zurückzuführen. Solche Patienten - auch Kinder und deren Eltern und Betreuer - sollten immer Notfallmedikamente (Adrenalin-Autoinjektoren) bei sich haben.

Kennzeichnungspflicht für Lokale kommt

Die EU und Österreich sind bis Ende des Jahres dabei, die Kennzeichnungspflicht für fertige Produkte und auch in Lokalen auf Nahrungsmittelbestandteile, die allergische Reaktionen auslösen können, entsprechend zu etablieren. Dies erklärte Ingrid Kiefer, Ernährungwissenschafterin von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. Für echte Nahrungsmittelallergiker ist nämlich strikte „Karenz“ bei den ursächlichen Lebensmitteln angesagt.