8. Mai: Von Mahnwache bis Festkonzert

Mit einer Mahnwache des Bundesheeres haben am Donnerstag die Feiern zum 69. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs begonnen. Auf einen Staatsakt im Bundeskanzleramt folgte am Abend ein Konzert beim Fest der Freude auf dem Heldenplatz.

Die Wiener Symphoniker luden zu einem Gratiskonzert auf den Heldenplatz. Mehr als 12.000 Menschen besuchten das Konzert. „Die Vielzahl an Besucherinnen und Besucher an diesem Tag der Freude und des Gedenkens bei diesem großartigen Konzert der Wiener Symphoniker ist überwältigend“, resümierte Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ), in einer Aussendung den Abend. „Wir danken allen, die dieses Fest ermöglicht und hier teilgenommen haben.“

Beleuchtete Hofburg mit Bühne davor

APA/Herbert Neubauer

Der Heldenplatz als Konzertkulisse

Musik und Festansprachen

Im Rahmen des Fests der Freude erklangen Werke von Ludwig van Beethoven, Jules Massenet und Charles Gounod, dirigiert von Bertrand de Billy, dem ehemaligen Chefdirigenten des ORF-Radio-Symphonieorchesters. Unter anderen hielten Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ), Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) Festansprachen.

Bundeskanzler Werner Faymann hält Rede am Heldenplatz

APA/Herbert Neubauer

Ansprachen von Politikern rundeten die Veranstaltung ab

Veranstaltet wurde das Konzert vom MKÖ in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien und dem Verein Gedenkdienst.

Festakt im Bundeskanzleramt

„Das Gedenken am 8. Mai ruft uns dazu auf, niemals zu vergessen und aus unserer Geschichte zu lernen“, sagte Bundeskanzler Faymann zuvor bei einem Festakt im Bundeskanzleramt. Mehr als 60 Mio. Menschen hätten zwischen 1939 und 1945 ihr Leben gelassen, Soldaten, zivile Opfer, vor allem aber Opfer des Holocaust und der politischen Verfolgung. „Die Menschen in Europa haben die richtigen Konsequenzen aus der Vergangenheit gezogen und begonnen, eine gemeinsame Union zu verwirklichen“, so Faymann.

An Europa könne man viele kleine Dinge kritisieren, aber „die großen Dinge haben wir richtig gemacht“ mit dem Friedensprojekt EU, stellte auch Spindelegger fest. Heute habe Europa die Verantwortung, „nicht wegzuschauen, wo andere in Not sind“ - und beizutragen, dass es nicht zu Eskalation und Krieg, sondern zu Frieden und Entwicklungsmöglichkeiten kommt.

Fotos: Gedenken zum 8. Mai

In seiner Festrede erinnerte der Künstler Arik Brauer daran, dass Demokratie ein Gut sei, dass nicht hoch genug geschätzt werden könne. Die Menschen in diesem Land könnten sich glücklich schätzen, in Österreich und damit in der EU zu leben. Denn die EU sei ein Jahrtausendereignis, bei dem sich verschiedene Länder mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen freiwillig zusammengefunden hätten.

Mahnwache zum Auftakt der Gedenkveranstaltungen

Von 7.00 bis 18.00 Uhr stellte das Österreichische Bundesheer eine Mahnwache zum Gedenken an die Opfer des Faschismus am Äußeren Burgtor. Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ): „Aus unserer Sicht ist der 8. Mai ein Tag mit zwei Gesichtern. Einerseits wollen wir der Opfer gedenken, darum gibt es die Mahnwache. Andererseits ist es ein Tag der Freude. Wir feiern die Befreiung von einem Regime, das ganz Europa in Schutt und Asche gelegt und Millionen Menschen ermordet hat.“

Klug bezeichnete die Mahnwache als „bewusstes politisches Signal an rechte Gruppierungen und Burschenschafter“. Diese hatten bis zum Vorjahr auf dem Heldenplatz ihr „Totengedenken“ abgehalten. Er könne sich auch vorstellen, den 8. Mai zu einem Feiertag zu machen, so Klug. Bei einem Symposium an der Landesverteidigungsakademie ging es schließlich noch um die Frage, „wie aus jungen Männern Massenmörder werden“. Anlass ist der jüngste Kinofilm „Das radikal Böse“ von Stefan Ruzowitzky, der auch am Symposion teilnahm.

Verteidigungsminister Gerald Klug (m.) im Weiheraum der Krypta  am Heldenplatz

APA/Herbert Pfarrhofer

Gedenken in der Krypta auf dem Heldenplatz anlässlich der Mahnwache des Bundesheeres zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Mahnmal für 120 Vertriebene

Auf dem Campus der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien wurde am Donnerstag ein Mahnmal enthüllt, das an Studenten und Mitarbeiter, die in der NS-Zeit von der früheren Hochschule für Welthandel (HWL) vertrieben wurden. Die Namen von fast 120 Vertriebenen wurden zu einer Weltkugel verbunden.

Die Vertreibung nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland hatte damals massive Auswirkungen auf die HWL: Jüdische Studenten wurden von Studien und Prüfungen ausgeschlossen, Dozenten und Verwaltungsangestellte entlassen und akademische Grade aberkannt. 150 der damals 750 Studenten sowie ein Fünftel der damals rund 50 Mitarbeiter waren betroffen, berichtete der Leiter des Instituts für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der WU, Peter Berger.

Demonstration in der Innenstadt

Die IKG warnte anlässlich des Jahrestages vor populistischen Parteien in ganz Europa. Politik und Zivilgesellschaft seien gefordert, antisemitischer und rassistischer Hetze „keinen Fußbreit Boden zu überlassen“ und wenn nötig auch dagegen juristisch vorzugehen, mahnte IKG-Präsident Oskar Deutsch in einer Aussendung.

Am Vormittag fand auf dem Ballhausplatz eine Gedenkveranstaltung der Grünen für Wehrmachtsdeserteure statt. Am Nachmittag startete am Schottentor eine Demonstration der Offensive gegen Rechts, die bereits im Jänner eine der beiden Kundgebungen gegen den von der FPÖ veranstalteten Akademikerball in der Hofburg organisiert hatte. Die Veranstalter erwarteten dazu rund 1.000 Teilnehmer.

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