22 Mio. Euro Verlust bei Bundestheatern

Die Bundestheater-Holding hat am Donnerstag den Geschäftsbericht 2012/2013 mit einem Bilanzverlust von 22,261 Mio. Euro vorgelegt. Die Reduktion von Angeboten ist für Geschäftsführer Georg Springer kein Tabu mehr.

Den zusätzlichen Finanzbedarf für 2014/15 bezifferte Springer mit zwischen 12,5 und 16,9 Mio. Euro. Nachdem zwar die bisherige Einmalzahlung des Bundes von 4,5 Mio. Euro mit dem kürzlich beschlossenen Budget künftig nachhaltig in die Basisabgeltung einberechnet werden kann, aber darüber hinaus keine zusätzlichen Geldmittel des Bundes zu erwarten sind, sind die Bundestheater zu gravierenden Sparmaßnahmen angehalten. Erstmals seien Angebotsreduktionen in den Diskussionen nicht tabu, sagte Springer.

Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Georg Springer

APA/Hans Klaus Techt

„Schwierigste wirtschaftliche Situation“

Laut Bericht befinden sich die Österreichischen Bundestheater in der schwierigsten wirtschaftlichen, insbesondere finanziellen Situation ihres Bestehens. Nicht nur die vorgelegten Zahlen, auch die Tatsache, dass der Geschäftsbericht 2012/13 erst mit dreimonatiger Verspätung vorgelegt werden konnte, zeige die Dramatik der Lage, sagte Holding-Chef Springer: „Sparen macht schlank, das ist gut so. Aber irgendwann kann Sparen auch krank machen.“

Das im Rahmen vorangegangener Evaluierungen erhobene „Optimierungspotenzial bis 31.8.2015“ betrage unverändert 12,4 Mio. Euro und sei in allen Kalkulationen eingerechnet. Aber alleine die Kostensteigerungen würden „am Ende des Tages“ über dieser Summe liegen.

Weniger Produktionen möglich

Trotz laufender weiterer Maßnahmen wie vorgezogener Preiserhöhungen und der künftigen Nachhaltigkeit der zuletzt geleisteten Einmalzahlung des Bundes (wodurch die Basisabgeltung ab 2014 148,9 Mio. Euro beträgt) beträgt der Finanzbedarf für 2013/14 gesamt 8,5 Mio. Euro. 3,5 Mio. Euro sollen durch die Kürzung des Instandhaltungsbudgets der Holding aufgebracht werden.

Weitere fünf Mio. werden „durch den Verkauf einer Immobilie und durch eine erhebliche Reduktion der Investitions- und Instandhaltungsaufwendungen der Bühnengesellschaften finanziert werden“, heißt es im Lagebericht. Diese Reduktion sei bereits erfolgreich umgesetzt, während „mit heutigem Tage“ noch nicht sicher sei, ob eine kürzlich frei gewordene Wohnung im Hanuschhof, um die es dabei offenbar geht, tatsächlich verkauft werden müsse, sagte Springer.

Immobilienverkäufe sind damit freilich nicht vom Tisch. Denn der Finanzbedarf für 2014/15 werde zwischen 12,5 Mio. Euro (nach Rechnung der Holding) und 16,9 Mio. Euro (nach Berechnungen der Tochtergesellschaften) betragen. Daher müsse einnahmenseitig über alle möglichen Maßnahmen nachgedacht werden. „Jede Idee ist erlaubt. Die Frage ist, ob man kulturpolitisch so weit geht.“ Auch Spielstättenschließungen, Schließtage und die Reduktion von Produktionen stünden zur Diskussion.

Zukunft von Springer noch unklar

Für die Immobilie des Hanuschhofs im ersten Bezirk mit knapp unter 13.000 Quadratmetern verfügbarer Fläche gebe es derzeit nur ein Nutzwertgutachten und verschiedene Ideen, die sich erst im Laufe der kommenden Wochen konkretisieren werden, wenn klar ist, wie viel Geld benötigt werde. „Bis zum Juni wollen und sollen wir es schaffen, dass genehmigungsfähige Budgets abgeschlossen werden und damit das kommende Geschäftsjahr abgesichert ist. Von einer Mehrjahresplanung sind wir allerdings weit entfernt“, sagte Springer, der versicherte: „Wenn es zur Absiedelung kommt: Der erste, der hier weggeht, werde sicher ich sein.“

Das betrifft freilich nur die Frage der Büros, für die laut Springer überaus schlanke Holding, die „auf jeden Fall eine personelle Aufstockung“ benötige, nicht aber ihn persönlich. Sein Vertrag laufe bis Ende des Jahres, die momentane Situation mache ihm den Abschied allerdings nicht leicht: Man lasse lieber eine geordnete Situation als ein Schlamassel zurück. Seine persönliche Zukunft sei daher noch nicht klar. „Ich strebe aber sicher keine andere Funktion an.“

Die Holding hält Springer, abgesehen von ihrer zu geringen personellen Ausstattung, für die richtige Struktur: „Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass das die beste Organisationsform ist. Ich finde, dass es toll funktioniert hat. Die Ausgliederung ist eine in Österreich einmalige Erfolgsgeschichte.“ Die strategische Führung sei eine der wesentlichen Aufgaben der Holding. Dabei gehe es etwa darum, „zu verhindern, dass durch die Rettung der einen Bühnengesellschaft die andere vor die Hunde geht“.

Einnahmen über dem Plan

Die Patronanzerklärung der Holding in der Höhe von zehn Mio. Euro, die dem Burgtheater die Bilanz gerettet hat, findet im vorgelegten Zahlenwerk noch keinen Niederschlag. Zwei Arbeitsprozesse, angestrengt von den entlassenen ehemaligen Geschäftsführern Silvia Stantejsky und Matthias Hartmann gegen das Burgtheater, werden gegenwärtig geführt, wie weit man die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften KPMG und PwC zur Verantwortung ziehen könne, werde derzeit geprüft. Springer: „Ich sehne mich nach einem Ende und einer Klärung.“

Positives gibt es aus der laufenden Saison. Im Burgtheater liegt die Platzauslastung derzeit bei 85,25 Prozent, die Einnahmen liegen um 50.000 Euro über Plan. In der Volksoper hält man bei 82,86 Prozent und bei 496.000 Euro über Plan. In der Staatsoper verzeichnet man eine Auslastung von 98,96 Prozent und überplanmäßige Einnahmen von 2,844.000 Euro. Deutliche Worte finden jedoch Staatsopern-Direktor Dominique Meyer und der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Platzer in ihrem Geschäftsbericht: „Ab der Saison 2014/15 müsste die jährliche Basisabgeltung entsprechend erhöht werden, um den Spielbetrieb in der derzeitigen im Gesetz vorgesehenen Form fortzuführen.“

Das Burgtheater hat 2012/13 einen Bilanzverlust von 19,643 Mio. Euro geschrieben. Die interimistische Direktorin Karin Bergmann sprach bei der Bilanzpräsentation von einem „Neustart“. In einem 100 Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog, der in der kommenden Saison „Ergebnisverbesserungen“ in der Höhe von vier Mio. Euro bringen soll, sind auch Preiserhöhungen vorgesehen, die bei den besten Sitzplätzen im Schnitt rund zehn Prozent betragen.

Links: