SOHO: Grätzelkunde in Ottakring
„SOHO in Ottakring“ gibt es seit 13 Jahren. Das Programm des Festivals konzentriert sich seit jeher auf eine bunte Mischung aus Konzerten, Kino, Radio, Ausstellungen, Diskussionen, Gesprächen, Lesungen und Performances. Von 17. bis 31. Mai ist auch heuer viel Zeit für ein aufwändiges Programm. „Wir fangen jedes Jahr wieder bei Null an und überlegen uns ein sinnvolles Konzept“, sagt die Organisatorin und künstlerische Leiterin Ula Schneider. Der Gesamtfokus der Veranstaltung liegt dieses Jahr auf dem am Rand von Ottakring gelegenen Viertel Sandleiten, an dem das Programm auch auch inhaltlich angelehnt ist.
Recycling und Touren
So wird die Geschichte des Grätzels mit seinem vor 90 Jahren erbauten Sandleitenhof, dem größten Gemeindebau Wiens, im Vergleich mit dem heutigen Leben besprochen, die laut Schneider kaum vorhandenen öffentlichen Räume kollektiv umgedeutet und unterschiedlich bespielt. Künstlerisches Handwerk, Recycling, Musikworkshops sowie Touren werden für Jung und Alt angeboten und die Bewohner werden eingeladen, sich einzubringen. „Besonders ältere Menschen haben das Bedürfnis, ihre Geschichte zu erzählen“, erzählt Schneider.
Basurama
Basurama leiten den Workshop „Alles auf Rädern“. Es werden Möbel gebaut.
Eröffnung mit Kopfhörern
Schon die Eröffnung verspricht etwas ganz Spezielles zu werden, wird doch der Medien- und Performancekünstler Oliver Hangl das Eröffnungsspektakel einnehmen und ihm gleich einmal den Ton abdrehen. Die Reden des Organisationsteams um Ula Schneider und Hansel Sato sowie jene der stellvertretenden Bezirksvorsteherin Eva Weißmann und des Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) können nur über Kopfhörer mitverfolgt werden.
Außerdem wird es ebenso leise Kurzkonzerte geben und eine Tour, in der laut Hangl nur die individuelle Wahrnehmung der Teilnehmer ins Zentrum seiner lautlosen Parade gerückt werden sollen. Aufgrund der nach innen gewandten Parole soll diese ein subversives Potenzial in sich tragen. Ausklingen lassen können die Besucher den Eröffnungsabend mit House und Funk von der Londoner Künstlerin Chilo Eribenne in der Cocktail-Bar „Latin Blech“, die sich im Museum in der Gomperzgasse 1-3 befinden wird.
HWimmer
In der Buschenschank Sandleiten verwöhnt Verena Palzenberger die Besucher.
Internationale wie nationale Highlights
In den zwei Wochen des Festivals werden auch ein paar internationale Künstler und Kollektive nach Ottakring kommen. So wird zum Beispiel die Gruppe Basurama aus Madrid alte Möbelstücke unter dem Motto „Alles auf Rädern“ in mobile Gegenstände umbauen. Zum Mitbasteln und Ausprobieren wird selbstverständlich eingeladen. Außerdem wird sich ein Kunstfestival aus der nordtürkischen Stadt Sinop mit Projekten und Gesprächen vorstellen. Für Ula Schneider zählen aber auch viele Workshops aus Österreich zu den Highlights.
Sie empfiehlt die Pop-Up-Ausstellung „Geschichte Willkommen!“, zu dem Alltagsgegenstände mitgebracht werden, um dann in den geschichtlichen Kontext von Sandleiten eingebettet zu werden. Nach Ende des Festivals soll die Sammlung dem Bezirksmuseum übergeben werden. Als außerdem spannend erwähnt Schneider den Fokus auf die Jugendkultur der „Schlurfs“ in den 1940er Jahren. Da diese neben quietschenden Schuhen auch eine Vorliebe für Swing und Jazz hatten, wird bei „SOHO in Ottakring“ zum Beispiel eine Tanzschule inszeniert.
katsey
Die von der Fotografin katsey erstellte Fotocollage ist das heurige Festivalbild.
Grätzelerlebnisse bei freiem Eintritt
Das Festival "SOHO in Ottakring findet von 17. bis 31. Mai im Viertel Sandleiten im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring statt. Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei (sofern nicht anders angegeben). Sich selbst einzubringen ist möglich und willkommen.