Stadtregierung will Autoverkehr halbieren

Bis 2030 sollen in Wien nur halb so viele Autos fahren wie heute, so die Stadtregierung. Das Ziel ist Teil der „Smart City“-Strategie, die Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) vorstellten.

Derzeit beträgt der Anteil des motorisierten Individualverkehrs in Wien 28 Prozent, bis 2030 soll dieser auf 15 Prozent gesenkt werden, bis 2050 auf deutlich unter 15 Prozent. Bis 2050 sollen außerdem alle Autos innerhalb der Stadtgrenzen mit alternativen Antriebstechnologien unterwegs sein.

So steht es in der „Smart City“-Rahmenstrategie, die Häupl und Vassilakou am Dienstag präsentierten. Die Zielsetzungen sollen gewissermaßen den Weg zu einer „Stadt, die nicht auf Kredit der zukünftigen Generationen lebt“, ebnen, umschrieb der Wiener Planungsdirektor Thomas Madreiter das international inzwischen übliche Schlagwort „Smart City“.

Überkopfanzeiger mit Geschwindigkeitsanzeige auf der Süd-Ost-Tangente

ORF

Um die Autos in der Stadt zu reduzieren, soll das öffentliche Verkehrsnetz ausgebaut werden

Ausbau der Öffis und Radwege

Bei der Lebensqualität das jetzige Niveau in den kommenden Jahrzehnten zu halten, sei angesichts des starken Wachstums eine enorme Herausforderung, verwies Häupl in einer Pressekonferenz einmal mehr auf Prognosen, wonach um 2030 bereits zwei Millionen Menschen in der Bundeshauptstadt leben werden.

Um den Autoverkehr in der Stadt zu halbieren, soll das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel und die Rad- und Fußgängerinfrastruktur weiter ausgebaut werden, damit so viele Menschen wie möglich freiwillig aufs Auto verzichten, erklärte Vassilakou: Denn Öffi-Nutzer verbrauchten pro Fahrkilometer nur ein Zwanzigstel jener Energie, die Autofahrer für die gleiche Strecke benötigten.

Mehr erneuerbare Energien

Weitere Zielsetzungen: Bis 2050 soll die Hälfte des Wiener Energiebedarfs aus erneuerbaren Rohstoffen stammen. Gleichzeitig will man die Treibhausgasemissionen pro Kopf um 35 Prozent bis 2030 und sogar 80 Prozent bis 2050 - jeweils im Vergleich zu 1990 - reduzieren. Dank neuer Gebäudestandards soll zudem der Energieverbrauch für Heizen, Kühlen und Warmwasser kontinuierlich um ein Prozent pro Kopf und Jahr gesenkt werden.

Kosten für „Smart City“-Plan unklar

Auch Bildung, Innovation und Forschung sollen stärker gefördert werden. Die Maßnahmen im Rahmenplan Smart City sind derzeit aber eher noch Überschriften, auch die Kosten kann Häupl noch nicht beziffern: „Ich habe auch keine Ahnung, wie die Inflation der nächsten zehn Jahre verlaufen wird. Das steht hier auch nicht im Vordergrund.“ Beschlossen werden soll der Rahmenplan am 24. Juni im Gemeinderat.

Opposition: „Verhaltensoriginell“

Die Langzeitpläne der Wiener Stadtregierung, die u.a. die Halbierung des Autoverkehrs bis 2030 vorsehen, sind am Dienstag bei der Opposition nicht gerade auf Begeisterung gestoßen. Rot-Grün werde „mehr und mehr verhaltensoriginell“, meinte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache dazu per Aussendung. ÖVP-Landesparteichef Manfred Juraczka sprach von „Autofahrer-Bashing“, das alles andere als smart sei.