„Käfig League“ als Kaderschmiede

Die Wiener Fußballkäfige gelten einerseits als „soziale Problemzonen“ und andererseits als Sprungbrett für junge Fußballtalente. Die Spieler der Käfig League der Caritas werden sogar vom FC Bayern München beobachtet.

„Fußballprofis wie David Alaba oder Marko Arnautovic haben in den Wiener Käfigen begonnen“, erzählt Martin Saboi, von der youngCaritas Käfig League. „Doch es gibt weit mehr Spieler, die hier entdeckt worden sind und nun bei professionellen Vereinen kicken.“

Seit vier Jahren organisiert die Caritas unter dem Titel Käfig League kostenlose Trainings und Turniere in den Wiener Fußballkäfigen. Rund 600 Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren nehmen dieses Angebot in Anspruch. Es gibt Kooperationen mit dem SK Rapid, dem FK Austria Wien und seit drei Jahren auch mit dem FC Bayern München.

Käfig League

Caritas Wien

Im Fußballkäfig lernen die Kids Werte wie Toleranz, Respekt und Fairness

Wiener Käfigkicker in München

Im Mai wurde Österreich beim internationalen FC Bayern Youth Cup in München von einer Käfig-League-Mannschaft vertreten. „Das ist ein U16-Wettbewerb, es haben also hauptsächlich ehemalige Käfigkicker mitgespielt“, so Saboi. Es waren Teams aus Deutschland, Italien, China, Indien, Japan, Thailand & Myanmar und den USA vertreten. Saboi: „Die Käfigkicker aus Österreich erreichten schließlich den fünften Platz.“

Insgesamt bietet die Caritas in 23 Käfigen in 19 Bezirken einmal pro Woche ein Training an. „Wir wollen möglichst flächendeckend sein. Die Standorte richten sich auch danach, wo soziale Brennpunkte in der Stadt sind und wo es bereits eine bestehende Kickerkultur gibt“, so Saboi.

Die meisten Jugendlichen, die in der Käfig League spielen, haben Migrationshintergrund. „Die Sprache ist aber kein Problem, die Kinder können alle Deutsch“, so Saboi. Unterschiede gibt es jedoch bei den sozialen, ökonomischen, kulturellen und religiösen Hintergründen der Jugendlichen. Saboi: „Das merkt man auch bei der Ausrüstung. Manche spielen in Dressen und mit guten Schuhen, andere spielen in Jeans.“ Diese Unterschiede können auch zu Konflikten in den Käfigen führen.

Kampf gegen Rassismus

Hier setzt die Arbeit der Caritas an. „Fußball verbindet und kann dazu beitragen, das eigene Leben in den Griff zu bekommen und die Persönlichkeit zu entwickeln“, so Saboi. „Man lernt auch, auf den anderen einzugehen und sich auf ein Ziel zu fokussieren. Die Kinder haben die Möglichkeit ein Erfolgserlebnis und ein Feedback bekommen. Das kriegen sie sonst nicht so leicht - oder gar nicht.“

Über das Spiel lernen die Jugendlichen, wie sie mit Rassismus und Vorurteilen umgehen können. Außerdem werden Probleme gewaltfrei gelöst und Werte wie Fairness, Toleranz und Respekt vermittelt.

Für das wöchentliche Training stellt die Caritas 30 Trainer zur Verfügung. „Die meisten sind Sportstudenten“, so Saboi. „Wir bieten ihnen Fortbildungen und Erste-Hilfe-Kurse an. Manche bekommen auch eine kleine finanzielle Aufwandsentschädigung für das Training.“

Käfig League

Caritas Wien

Einmal pro Jahr spielen die Käfigkicker beim „FC Bayern Youth Cup“

Finale vor der Sommerpause

Damit sich die verschiedenen Wiener Käfigmannschaften untereinander kennenlernen, wird einmal pro Monat an einem Samstag zusätzlich ein Turnier organisiert. Ende Juni findet am Donauinselfest das Finalturnier der Käfig League statt. Im Juli und August ist trainingsfrei.

Veranstaltungshinweis

Sommerfinalturnier der youngCaritas Käfig League, Samstag, 28. Juni 2014, am Donauinselfest

„Wir orientieren uns am Schuljahr. Das hat auch pragmatische Gründe. Im Sommer sind sowohl die Kinder als auch viele Trainer auf Urlaub“, so Saboi. Eine Winterpause gibt es dafür nicht. „Da wird das Training in verschiedene Hallen verlegt - meistens in den Turnsaal von Schulen.“

Wer in der Käfig League mitkicken möchte, kann jederzeit zum Schnuppern vorbeikommen. „Wir freuen uns über neue Gesichter“, so Saboi. Übrigens: Auch Mädchen sind willkommen. „In der Herbststraße gibt es auch eine eigene Mädchenmannschaft“, so Saboi. „Aber es gibt auch gemischte Mannschaften und das funktioniert auch ganz gut.“

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