Burgtheater reduziert auf 13 Premieren

13 große Premieren zeigt die interimistische Direktorin des Burgtheaters, Karin Bergmann, in der Saison 2014/15. „13 ist meine Glückszahl“, sagte sie. Für die definitive Leitung der Burg hat sie sich noch nicht beworben.

13 Premieren seien „auf den ersten Blick weniger als sonst, aber eine normale Größenordnung, wenn man an früher denkt“, so Bergmann. Im vergangenen Jahr hatte Matthias Hartmann 19 Produktionen angekündigt, darunter je zwei für Vestibül und Kasino. „Früher hatten wir jeweils sechs bis sieben Premieren an Burg und Akademietheater“, erinnerte Bergmann an die Direktionen Peymann und Bachler.

So habe es in den ersten vier Jahren unter Klaus Bachler insgesamt 79 Premieren, in den ersten vier Hartmann-Jahren derer 105 gegeben.

Keine Premieren am Kasino

Dass keine Premieren für das Kasino bekanntgegeben wurden, „heißt überhaupt nicht, dass ich das Kasino nicht bespielen werde, es heißt, dass ich kein Tagträumer bin. Es heißt nicht: Klappe zu!“ Vielmehr werden bestehende Produktionen (darunter Hartmanns „Krieg und Frieden“-Inszenierung) weitergespielt und verschiedene aktuelle Projekte entwickelt.

Bergmann

APA/Robert Jäger

Spielplan bei der Pressekonferenz präsentiert

Aber sie wäre „eine Traumtänzerin“, erwähnte sie nicht, dass es natürlich Gespräche über die Zukunft des Kasino gebe. „Solange es Hoffnung gibt, wird etwas im Kasino stattfinden.“ Im Vestibül sollen künftig neben Projekten der Jungen Burg „wichtige, aber keine großen Premieren“ stattfinden, bei denen sich etwa Regieassistenten bewähren dürfen.

Neue Regisseure für Wien

Für ihre Spielplanpräsentation hatte sich Bergmann „fest vorgenommen, nur über Kunst zu reden“: „Es geht nicht ums Geld. Das haben wir ohnedies die ganze Zeit im Hinterkopf.“ Sie hoffe, „erstens spannende Projekte, zweitens für Wien neue Regisseure“ präsentieren zu können. So inszenieren etwa Dusan David Parizek, Christian Stückl, Robert Borgmann und Jette Steckel erstmals am Burgtheater.

Es gehe „um die zentralen Themen der Menschheit, um den Konflikt zwischen Staat und Individuum“. Man spanne dabei einen Bogen von der Antike bis zur Gegenwartsdramatik und biete ein breites Spektrum an unterschiedlichen künstlerischen Handschriften.

Spielplan auch aus Plänen Hartmanns erarbeitet

„Pi mal Daumen“ schätzte Bergmann den Anteil eigener und vom entlassenen Direktor Matthias Hartmann übernommener Projekte auf „fifty-fifty“. „Es war ein ganz schönes Stück Arbeit“, meinte sie. So habe es in den vorgefundenen Plänen allein „vier Regiepositionen Matthias Hartmann“ gegeben, ein geplantes Großprojekt habe gestrichen werden müssen.

Man habe versucht sicherzustellen, dass die Theaterbesucher von den finanziellen Kalamitäten des Hauses nichts bemerken werden, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Königstorfer: „Wir haben nicht versucht zu kürzen, sondern umzuschichten und an der Qualität der Produktionen nicht zu kratzen.“ Rund 800.000 Euro an Produktionskosten und 1,4 Mio. Euro an Personalkosten wurden bzw. werden eingespart.

Bergmann

APA/Robert Jäger

Karin Bergmann

Saisonauftakt mit „Die letzten Tage der Menschheit“

Die Saison 2014/15 startet im Burgtheater am 5. September mit Karl Kraus’ „Die letzten Tage der Menschheit“. An der nun, anstelle von Matthias Hartmann, von Georg Schmiedleitner inszenierten Produktion, die im Juli im Salzburger Landestheater bei den Salzburger Festspielen Premiere hat, wirken auch Gäste wie Gregor Bloeb mit.

Im Akademietheater startet man am 6. September 2014 mit der Uraufführung von „Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz, der sich dafür an Joseph Conrads Roman „Herz der Finsternis“ und dem Film „Apokalypse now“ orientiert hat.

Joachim Meyerhoff kommt wieder fix an das Burg-Ensemble zurück und wird in „Dantons Tod“ erstmals wieder zu sehen sein. Auch das Burgtheater feiert den 70er von Peter Turrini und spielt sein bisher nur in Klagenfurt gezeigtes, autobiografisch geprägtes Stück „Bei Einbruch der Dunkelheit“.

Schimmelpfennig, Palmetshofer und Bahr

Nach Hans Christian Andersens „Die Schneekönigin“ inszeniert Robert Borgmann die Uraufführung „Die Unverheiratete“ von Ewald Palmetshofer, „ein Stück über Täter und Opfer und wie ihre Vergangenheit miteinander verwoben ist“. Mit David Bösch wird die Zusammenarbeit in Heinrich von Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“ fortgesetzt, für Hermann Bahrs „Das Konzert“ hat der Wunschregisseur noch keine endgültige Zusage gegeben.

Bergmann

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Bergmann stellte Pläne vor

Roland Schimmelpfennigs „Das Reich der Tiere“ sei „ein großartiges Stück über unser Metier“, schwärmte Karin Bergmann, „eine tieftraurige, aber auch groteske Backstagekomödie“, die der Autor selbst inszeniere. „Die Macht der Finsternis“ heißt das erste Theaterstück von Leo Tolstoi, das „alles enthält, was ein Krimi braucht: Habgier, Eifersucht, Ehebruch und Giftmischerei“. Michael Thalheimer widmet sich Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“, das kürzlich von Nicolas Stemann beim Festival „Theater der Welt“ uraufgeführt wurde.

Mit Jelineks Übersetzung von Eugene Labiches „Die Affäre Rue de Lourcine“ arbeitet die Zürich-Intendantin Barbara Frey wieder am Burgtheater, während Jette Steckel mit der „Antigone“ des Sophokles ihr Burg-Debüt gibt. „Es ist ein Stück, das gut in unsere Zeit passt“, meinte Bergmann im Hinblick auf Themen wie Revolte gegen die Staatsmacht, Fundamentalismus oder das Aufbegehren von Frauen gegen die ihnen zugedachten Rollen.

Gedenkveranstaltung für Hackl

Für den kürzlich verstorbenen Schauspieler Karlheinz Hackl ist eine Gedenkveranstaltung geplant. Neben einer vermehrten Beschäftigung mit Lyrik (unter anderem zum 90. Geburtstag von Friederike Mayröcker oder zum 100. Todestag von Georg Trakl) sind die losen Serien „Grenzgänger/Grenzdenker“ (in Nachfolge von „Kakanien“), gestaltet von Martin Pollack, sowie „Carte Blanche“, gestaltet von Philipp Blom geplant.

Bergmann rechnet nicht mit Verlängerung

Dass Bergmann auch „Verabredungen, Gespräche und Kontakte“ mit weiteren Regisseuren wie Alvis Hermanis, Andreas Kriegenburg, Herbert Fritsch, Andrea Breth und Leander Haußmann sowie „Pläne, Gedanken und Wünsche“ wie Stücke von Robert Musil und Werner Schwab für die Spielzeit 2015/16 andeutete, liegt daran, dass sie durchaus damit rechnet, dass danach wieder Schluss sein werde.

Sie habe sich auf die bis 16. Juni laufende Ausschreibung für die künstlerische Leitung ab 1. September 2016 nicht beworben und werde das wohl auch nicht tun: „Ich habe mich ein einziges Mal am Theater beworben - das war vor 35 Jahren bei Claus Peymann.“ Dass sie im Ensemble große Fürsprecher habe, sei schön, aber „ich halte nichts davon, dass ein Ensemble Königsmacher ist“. Für den Fall, dass sie von Kulturminister oder Findungskommission gefragt werde, hielt sich Bergmann bedeckt: Sie gehe aber nicht davon aus, dass sie gefragt werde.

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