Intime Krankendaten: Protest im Internet

Wer von der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) die Kosten für eine Psychotherapie zurückerstattet haben will, muss künftig intime Krankendaten bekanntgeben. Der Wiener Landesverband für Psychotherapie protestiert nun mit einer Online-Petition dagegen.

Bereits über 3.000 Personen haben die Online-Petition gegen das neue Formblatt unterschrieben. Dieses orientiert sich an der Salzburger Gebietskrankenkasse, die die strengeren Regeln bereits 2006 einführte. Die Wiener Gebietskrankenkasse wollte dieses Formblatt in abgespeckter Form bereits vor zwei Jahren übernehmen. Auch damals protestierten die Psychotherapeuten. Die Folge war eine Überprüfung durch die Datenschutzkommission, die das Formblatt aber für in Ordnung befand.

Daher tritt das neue Formblatt der WGKK am 1. Juli in Kraft. Ab dann müssen Versicherte den genauen Grund für die Therapie angeben, wenn sie die Kosten rückerstattet haben wollen. Dazu gehören Informationen wie Krankenstandstage, Alkoholmissbrauch und traumatische Ereignisse wie sexueller Missbrauch oder der Suizid eines Familienmitglieds - mehr dazu in Intime Krankendaten: Streit um Psychotherapie.

WGKK: Formular wird eingeführt

Die Not der Patienten wird missbraucht, sagt Leonore Lerch vom Landesverband. „Wenn diese Daten nicht ausgefüllt werden, dann steht in dem Formular auch, dass es nicht bearbeitet werden kann. Infolge können die Patienten den Kostenzuschuss nicht bekommen“, so Lerch gegenüber Radio Wien. Gefordert wird vom Landesverband zudem, dass „die WGKK die Anonymisierung der sensiblen Patientendaten sicherstellt“.

Die Wiener Kasse verteidigt das Formular, es verhindert unnötige Kontrolltermine der Patienten bei der Kasse. Außerdem habe die Datenschutzkommission das Formular geprüft und grünes Licht gegeben. Die Petition des Landesverbandes dürfte nichts ändern. Das neue Formular werde ab 1. Juli verbindlich eingeführt, heißt es von der WGKK.

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