Zwei Demos gegen Erdogan

Gegen den Besuch des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdogan wird es zwei Demonstrationen geben. Eine Kundgebung soll zur Albert-Schultz-Halle führen, in der Erdogan am Donnerstag sprechen wird. Die Halle ist bereits ausverkauft.

Einem Polizeisprecher zufolge plant ein Bündnis mehrerer türkischer und österreichischer Vereine, am Donnerstag ab 13.00 Uhr vom Praterstern in die Donaustadt zu marschieren. Die Organisatoren gehen laut Anmeldung von rund 10.000 Demonstrationsteilnehmern aus. „Es wird morgen noch Gespräche mit den Veranstaltern geben“, sagte der Polizeisprecher.

Kopfzerbrechen bereitet der Exekutive vor allem die Route, die wohl über die vielbefahrene Wagramer Straße bis zur Albert-Schultz-Halle führen würde. Dort soll der Auftritt Erdogans um 14.00 Uhr beginnen. Eine zweite Demo soll um 14.00 Uhr bei der Oper starten und in den Sigmund-Freud-Park ziehen. Diesen Protestzug hat der Verein zur Förderung des Gedankenguts von Kemal Atatürk angemeldet. Die Veranstalter erwarten rund 1.000 Teilnehmer.

Recep Tayyip Erdogan bei einer Rede in Köln im Mai 2014

EPA/Henning Kaiser

Der Auftritt von Recep Tayyip Erdogan löst Proteste aus

Tickets bereits vergeben

Die gut 7.000 Gratistickets für die Rede Erdogans sind vergriffen, hieß es am Dienstagnachmittag bei der einladenden Organisation UETD Austria. Die Einlassberechtigungen in die Albert-Schultz-Halle seien bereits am ersten Tag praktisch zur Gänze weggegangen. Wie viele Menschen zusätzlich vor der Halle über Video den Ausführungen Erdogans folgen werden, könne man nicht vorhersagen, aber die UETD erwartet eher mehr als die zugelassenen 10.000. Laut Polizei ist bisher kein Platzverbot geplant. „Unsere Aufgabe ist die Sicherung der Veranstaltung“, betonte der Polizeisprecher.

Die Zahl der eingesetzten Beamten gibt die Polizei nicht bekannt. Für Inspektionsbeamte soll der Veranstalter aufkommen. Die Organisatoren von Erdogans Besuch müssen auch rund 100 Ordner garantieren. Die Veranstalter müssen zudem 14 Eingangsschleusen einrichten. Genehmigt ist das Event von 12.00 bis 17.00 Uhr. Um 14.00 Uhr beginnt das Programm.

Sperren im öffentlichen Verkehr

Erdogans Besuch in der Schultz-Halle wird laut Wiener Linien auch Auswirkungen auf die öffentlichen Verkehrsmittel haben. Demnach werden die Linien 22A, 26A, 27A, 93A und 94A von etwa 10.30 Uhr bis voraussichtlich 20.00 Uhr kurz- bzw. abgelenkt geführt. Die Linie 25 kann nur bis etwa 10.00 Uhr fahren. Auf sicherheitspolizeiliche Anordnung wird bei der U-Bahn-Linie U1 die Station Kagran ab etwa 13.00 Uhr durchfahren. Die Wiener Linien empfehlen Besuchern der Veranstaltung, rechtzeitig mit der U1 anzureisen und für Hin- und Rückfahrt etwas mehr Zeit einzuplanen.

Kritik an „Privatbesuch“

Die Wiener FPÖ bekräftigte am Dienstag ihre Kritik an Erdogans Auftritt. Klubobmann Johann Gudenus sah einen diplomatischen Affront gegen Österreich: „Mit diesem Auftritt brüskiert er nicht nur das offizielle Österreich, sondern treibt auch einen Spalt in die türkische Community, den wir so nicht brauchen.“ Am Montag hatten sich auch andere Politiker gegen den Auftritt ausgesprochen - mehr dazu in Vor Erdogans „Privatbesuch“ in Wien.

Erdogan kommt auf Einladung der Union Europäisch Türkischer Demokraten (UETD) nach Wien. Die Albert-Schultz-Halle war dabei nicht die erste Wahl, Stadthalle und Krieau wurden aber laut UETD verhindert - mehr dazu in Erdogan-Rede: Veranstalter kritisiert Intervention (wien.ORF.at; 13.6.2014).