Produktpiraterie: Tampo, Tinpo, Tempo?

Sie sehen aus wie das Original, fühlen sich an wie das Original, kosten aber um ein Vielfaches weniger. Eine Ausstellung im designforum stellt jetzt Originale ihren Fälschungen gegenüber, um zu zeigen wie präsent Plagiate im Alltag sind.

Es sind nicht nur die vermeintlichen Taschen von Louis Vuitton und die Glitzer-Tanktops von Armani Jeans, die man im Urlaub im Süden auf diversen Touristenmärkten überraschend günstig erstehen kann. Auch alltägliche Gebrauchsgegenstände von der Gießkanne bis hin zum einfachen Papiertaschentuch werden oft mir nichts, dir nichts gefälscht. Sie werden billig nachproduziert und können somit zu Schleuderpreisen verkauft werden. Die Schäden können enorm sein.

Um ein Bewusstsein für die Gefahren zu schaffen, die aus der Produktpiraterie sowohl für Hersteller als auch für Konsumenten resultieren, eröffnet am Mittwoch die Ausstellung „(UN)ECHT - Original vs. Fälschung“ im designforum Wien im MuseumsQuartier. Die Schau konfrontiert etwa 50 Originalprodukte mit ihren Kopien, darunter ein oberflächlich exakt nachgebauter Nintendo Game Boy, ein Bree-Rucksack, ein Duschkopf von Grohe sowie ein Wasserkocher von Siemens. Auf eben solche großen Marken haben es die Plagiatoren abgesehen.

Bilder: Originale und Fälschungen bekannter Produkte

Der Zwerg mit der goldenen Nase

Das Anliegen der Kuratorin Bettina Steindl war es, vor allem zu demonstrieren, wie häufig man im Alltag mit Plagiaten konfrontiert ist. „Die Auswahl ruht auf den drei Säulen Haushalt, Freizeit beziehungsweise Spiel und Technik. Und natürlich habe ich nach Eyecatchern gesucht, nach Firmen, die man kennt“ - mehr dazu in Kuratorin Bettina Steindl im Gespräch mit Ö1. Inszeniert wurde die Ausstellung von Architekt Klaus Michael Scheibl.

Plagiarius

Der Negativpreis wurde von Designer Rido Busse ins Leben gerufen, nachdem seine Firma selbst Opfer von Plagiatoren wurde. Sein Ziel war es, darauf aufmerksam zu machen, wie leicht es diese haben, Produkte zu fälschen.

Seit 1977 gibt es außerdem die Aktion Plagiarius, die seit 1986 auch als Verein arbeitet. Diese verleiht jährlich sogar den Negativpreis „Plagiarius“ im Rahmen der Designmesse „Ambiente“ in Frankfurt an Hersteller und Händler besonders dreister Nachahmungen. Der Preis ist eine kleine schwarze Statue in Form eines Zwerges mit einer langen goldenen Nase, was natürlich für die sprichwörtliche „goldene Nase“ steht, die sich die Händler der Produktplagiate mit ihren Billigversionen verdienen. Doch nicht nur wirtschaftlich schaden die Fälschungen den Herstellern der Originale.

Gameboy

Aktion Plagiarius

Ein Nintendo Game Boy und seine Fälschung - kaum zu unterscheiden.

Kurze Lebensdauer und Gesundheitsgefährdung

Es geht auch nicht nur um den Diebstahl von geistigem Eigentum, auch das Image eines Unternehmens leidet unter den billigen Kopien, die oft in unbekannter Zahl im Umlauf sind. Grundsätzlich ist es eine gezielte Schädigung von Produzenten und Verbrauchern. Da der gesamte Aufwand für Forschung und Entwicklung sowie der Designprozess wegfällt, kann die Kopie eben wesentlich günstiger produziert werden. Der Konsument erhält im schlimmsten Fall statt eines Designprodukts eine gesundheitsgefährdende Kopie, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Die Ausstellung „(UN)ECHT - Original vs. Fälschung“ mit Exponaten aus der Sammlung der Aktion Plagiarius e.V. findet bis 14. September im designforum Wien statt. Der Eintritt kostet zwei Euro beziehungsweise einen Euro für designaustria Mitglieder.

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