Künstlicher Fluss für Forschungszwecke

In Wien-Brigittenau wird derzeit ein künstlicher Fluss für Forschungszwecke gegraben. Der Fluss wird die Donau und den Donaukanal verbinden. Untersucht werden sollen etwa Fischtreppen für Wasserkraftwerke.

Seit März wird kurz nach der Abzweigung des Donaukanals von der Donau in Wien-Brigittenau gebaut. Neben dem künstlichen Fluss soll hier in den nächsten Jahren auch ein überdachtes Wasserbaulabor errichtet werden, erklärte Helmut Habersack von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien. Er forscht am Institut für Wasserwirtschaft der BOKU und hat seit Jänner einen UNESCO-Lehrstuhl für „Integrated River Research and Management“ inne.

Die Bauarbeiten für den Fluss müssen noch in diesem Jahr abgeschlossen sein. Dann geht auch das EU-Projekt zu Ende, mit dem der 2,6 Millionen Euro teure Bau großteils finanziert wird, so Habersack. An dem Bauvorhaben ist auch die Technische Universität Budapest beteiligt, das Forschungslabor soll auch anderen Forschern aus dem In- und Ausland zur Verfügung stehen.

Grabungsarbeiten für künstlichen Fluss

APA/Konrad Stogart

Noch heuer soll der künstliche Fluss fertig werden

Strategien gegen Flussbettschwund

Der Wasserbauer will wissenschaftlich untersuchen, wie man die Donau etwa zur Energieversorgung und als Transportweg möglichst umweltfreundlich nutzen kann. Derzeit sei es etwa ein großes Problem, dass sich das Flussbett an manchen Stellen rasch eintieft und anderswo stark verlandet. Dadurch werde die Schifffahrt eingeschränkt, und Kraftwerke verlören Stauraum.

Derzeit grabe sich die Donau stromabwärts vom Kraftwerk Freudenau etwa zwei Zentimeter pro Jahr in die Flusssohle. Von den Kraftwerksbetreibern werden zwar flussabwärts pro Jahr 200.000 Kubikmeter Schotter in die Donau gekippt, doch das sei zu wenig, um die Eintiefung zu verhindern. Auch sei es schwer, überhaupt so viel Schotter zu bekommen und dorthin zu transportieren.

Untersuchung von Fischtreppen für Kraftwerke

Thema von Forschungen werden auch Fischtreppen sein: Gemeinsam mit Biologen will Habersack untersuchen, wie viel Wasser die Treppen führen müssen, damit sich die Fische an der Strömung orientieren und sie als möglichen Weg erkennen können. Bis jetzt gebe es zur „Lockströmung“ kaum wissenschaftliche Daten. „Wir wollen dies objektivieren, denn für die Energiewirtschaft geht es hier um viel Geld“, sagte er.

Fotos von den Grabungsarbeiten:

„Strombojen“ als Alternative zu Kraftwerken

Habersack will auch „Strombojen“ als Alternative zu Staukraftwerken testen, denn das Aufstauen sei aus Umweltschutzgründen nicht überall möglich und sinnvoll. Ein österreichischer Erfinder habe Schwimmkörper mit Rotor als modernes „Wasserrad“ entwickelt, die man als „ökologisch orientierte Nischenlösung“ einsetzen könnte, meint er. Im Forschungsgerinne werde man etwa ausprobieren, bei welchen Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten sie gut funktionieren und mögliche Auswirkungen auf die Gewässersohle oder die Fische erkennen, erklärte der Wasserbauer.

Schaulabor für Schüler geplant

Untersucht werden soll auch, wie man verhindern kann, dass sich Stauräume im Fluss mit Sand und anderen Ablagerungen füllen. Und: „Es ist auch ein Schaulabor geplant, wo zum Beispiel Oberstufen-Klassen aus dem Gymnasium mit Modellen Versuche zum Hochwasserschutz und anderen Themen machen können“, sagte er. Damit wolle er einerseits das Interesse des Nachwuchses an naturwissenschaftlichen Fächern wecken und andererseits sichtbar machen, dass von dem von Österreich an die EU gezahlten Geld durchaus etwas zurückkommt, um große und wichtige Projekte zu ermöglichen.

Rechen verhindert Eindringen von Fischen

Der künstliche Fluss wird von einem etwa elf Meter breiten Einlass aus der Donau gespeist werden, wo ein Rechen verhindert, dass Fische oder Treibgut hineingelangen. Der Bereich, in dem die Forscher ihre Versuche aufbauen und durchführen können, wird etwa 30 Meter lang und fünf Meter breit sein. Weil an dieser Stelle zwischen Donau und Donaukanal drei Meter Gefälle sind, kommt man komplett ohne Pumpen aus.

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