Migrantische Unternehmer verdienen wenig

Die Hälfte der migrantischen Unternehmer in Wien verdient weniger als 1.000 Euro pro Monat - trotz guter Ausbildung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Arbeiterkammer Wien. Probleme gebe es etwa bei der Anerkennung von Qualifikationen.

Die AK befragte insgesamt 255 Wiener Unternehmer mit Migrationshintergrund. Dabei konzentrierte man sich auf Einwanderer aus der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien und den Staaten der EU-Osterweiterung. „Ein Deutscher, der hier ein Buchgeschäft betreibt, hat uns nicht interessiert“, schilderte Thomas Ritt, Leiter der Abteilung Kommunalpolitik in der AK, bei der Präsentation der Umfrage am Dienstag.

Migrantische Unternehmer machen 30 Prozent aller Wiener Selbstständigen aus. Ihr Ausbildungsniveau ist sehr hoch: Ein Drittel hat die Matura, 36 Prozent sogar einen Uni-Abschluss. Mehrheitlich handelt es sich um Männer bis 45 Jahren. Dass viele so wenig verdienen, erkläre sich auch dadurch, dass viele noch in der Gründungsphase stecken, so Ritt. 80 Prozent der Unternehmen wurden erst nach 2000 gegründet, 35 Prozent bestehen erst seit 2010.

Scheinselbstständigkeit als Problem

Probleme gibt es laut AK-Präsident Rudolf Kaske neben der Anerkennung von Qualifikationen am Arbeitsmarkt auch bei Lohndumping und Scheinselbstständigkeit. Man bemühe sich in der AK, die Anerkennung von Kenntnissen und Qualifikationen aus dem Ausland voranzutreiben, erklärte Kaske. Dazu habe man nun auch österreichweit vier neue Beratungsstellen eingerichtet.

Von Scheinselbstständigkeit seien vor allem die Branchen Bau und Transport betroffen. „Da müssen wir mehr gegen Lohn- und Sozialdumping tun“, bekräftigte der AK-Chef. Er forderte daher strengere Regelungen bei Subunternehmerketten sowie faire Bezahlung als Auftragsvergabekriterium - vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen.

Migranten öfter selbstständig als Österreicher

Im Vergleich zu den Österreichern (7 Prozent) sind Migranten deutlich häufiger selbstständig (11 Prozent). Zwei Drittel der migrantischen Unternehmen fallen dabei in die Kategorie Klein- und Kleinstbetriebe. Die Branchen, in denen sie tätig sind, variieren nach Herkunftsland.

Während die Österreicher vor allem in freiberuflichen und technischen Dienstleistungsberufen arbeiten, dominieren bei den neuen EU-Staaten die Branchen Handel und Bau, bei Migranten aus der Türkei belegt der Handel sogar Platz Eins, gefolgt von der Sparte Verkehr. Zuwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien (ausgenommen Slowenien) arbeiten dagegen am ehesten ebenfalls in freiberuflichen und technischen Dienstleistungsberufen, gefolgt vom Handel.

Auch wenn Zuwanderer meist nicht viele Mitarbeiter haben, stimme das Klischee nicht, dass nur Menschen aus dem eigenen Herkunftsland beschäftigt und bedient bzw. beliefert würden, betonte Kaske. Etwa ein Drittel der Mitarbeiter stamme aus Österreich, ein Drittel aus dem eigenen Herkunftsland und eines aus anderen Zuwanderungsländern.

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