Der Espresso unter den Filmen

Kurzfilme, Diskussionsrunden, internationale Gäste und das unter freiem Himmel. Das espressofilm-Festival sticht trotzdem hervor. Mit Programmschwerpunkten wie „Tricky Women“ und Spike Jonze, der Kulisse sowie mit freien Eintritt ab 10. Juli.

„Kurzfilm ist der Espresso unter den Filmen. Die gleiche Dosis, nur weniger Wasser“: Filmautor und Cutter Gerhard Schumm bringt die Essenz des Genres Kurzfilm mit seinem Espresso-Vergleich auf den Punkt. Daher rührt übrigens auch der Name des kleinen Filmfestivals im Gartenpalais Schönborn (Volkskundemuseum) in der Laudongasse in Wien-Josefstadt. Von 10. Juli bis 29. August findet es heuer bereits zum fünften Mal statt und feiert mit penibel zusammengestelltem Programm und märchenhafter Kulisse. Der Eintritt ist für alle Vorstellungen frei.

Espresso

David Bogner

Die Atmosphäre des espressofilm-Festivals im Schönbornpark ist einzigartig.

Loslassen als Motto bei der Eröffnung

„The Discipline Of Do Easy“ lautet das Thema am Eröffnungstag, der mit einem Sektempfang beginnt und mit insgesamt 57 Minuten an filmischem Programm zum Thema glänzt. Darunter das titelgebende Werk von Gus Van Sant, welches auf Beat-Schriftsteller William S. Burroughs zurückgeht, der die Disziplin in den 80ern als solche entdeckt hat. Weiters liefert Feminismus-Ikone Martha Rosler in „Semiotics Of The kitchen“ ein Alphabet zur Dekonstruktion der Küchengeräte. Außerdem dabei die Indierock-Band OK Go mit ihrem Video „This Too Shall Pass“.

Am 11. Juli wird der „Filmgalerie 8 1/2“ gehuldigt. Das kleine Delikatessengeschäft für Film in der Garnisongasse am Alsergrund, in dem seit jeher jeder dort erhältliche Titel als Empfehlung verstanden wird, gibt es mittlerweile seit zehn Jahren. In seinem Kontext ist auch das „espressofilm“-Festival entstanden. Unter dem Motto „The Shop Around The Corner“ werden Kurzfilme gezeigt, die den Mikrokosmos des Ladens um die Ecke zwischen 1964 und 2014 erkunden - skurrile Begegnungen und pointierte Alltagsszenen inklusive.

Bilder: Filmstills „espressofilm“-Festival

Trickfilme und ein Abend für Fritz Ofner

Mit „Tricky Women“ hat sich das Festival ein ganz besonderes Gastprogramm geholt, das am 17.Juli zu sehen ist. So heißt nämlich das europaweit einzige Filmfestival, das sich ausschließlich mit von Frauen geschaffenen Trickfilmen auseinandersetzt. Im Gepäck sind preisgekrönte Highlights, die von Filmemacherinnen aus Russland, Dänemark und Kanada sowie Belgien und Österreich zur Verfügung gestellt werden. Im Anschluss wird es einen „espressotalk“ mit den „Tricky Women“-Leiterinnen Waltraud Grausgruber und Birgitt Wagner geben.

Solche Diskussionen und Gespräche gibt es im Übrigen nach fast allen Filmprogrammen. So auch nach dem Spezialprogramm über den österreichischen Dokumentarfilmemacher Fritz Ofner, der selbst auch anwesend sein wird. Die Filme des 1977 geborenen Steirers bestechen durch ihre Unaufdringlichkeit und die doch so großen Themen im Nahen Osten. Ofner ist außerdem Preisträger des Egon-Erwin-Kisch-Stipendiums für investigativen Journalismus.

Espresso

David Bogner

Das breite Programmspektrum lockt seit fünf Jahren Besucher an.

Durch die Donau zum Robotermärchen

Auch der aus Rumänien stammenden Anca Miruna Lazarescu wird am 1. August ein Abend gewidmet. Ihr Kurzfilm „Silent River“, der auch beim „espressofilm“-Festival zu sehen sein wird, ist mit etwa 80 Auszeichnungen seit seiner Premiere auf der Biennale 2011 Deutschlands meistprämierter Kurzfilm. Er handelt von zwei Rumänen, die sich entschließen, aus dem Land zu fliehen - schwimmend durch die Donau. Einer der beiden bringt unangekündigt eine hochschwangere Frau mit. Dieses und zwei andere Werke der 32-Jährigen werden gezeigt.

Am vorletzten Festivaltag am 28. August richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Ausnahmeregisseur Spike Jonze, der dieses Jahr einen Oscar für sein Robotermärchen „Her“ erhalten hat. Mit „I’m Here“ wird beim Festival der Vorläufer dazu gezeigt, der gemeinsam mit dem Rodeo-Dokumentarfilm „Amarillo By Morning“ und der Adaption des Arcade Fire-Albums „The Suburbs“ aus dem Jahr 2011 zur Coming-of-Age-Trilogie wird. Das filmische Programm dauert 91 Minuten, persönlich anwesend wird Jonze nicht sein.

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MJZ

Filmstill aus Spike Jonze Robotermärchen „I’m Here“.

Kaffee, Kuchen, Kurzfilm, Konzert

Am finalen Festivalabend wird es bunt. So spielt die französische Singer-Songwriterin Milkymee ein Konzert nach dem Filmprogramm, in welchem sie übrigens auch mitwirkt. Im Film „A Safe Place For The Wild“ von der schwedischen Regisseurin Hanna Högstedt spielt Emilie Hanak, so der bürgerliche Name der Sängerin, eine in Schweden lebende Musikerin. Außerdem charmant - der Film „Coffee Time“, der vier adrette alte Damen beim Kaffeekränzchen zeigt. Die Themen drehen sich um Enkelkinder, Kochrezepte und Handarbeit.

Das „espressofilm“-Festival findet von 10. Juli bis 29. August im Gartenpalais Schönborn und beim Volkskundemuseum in der Laudongasse 15-17 statt. Der Eintritt ist frei.

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