Spekulationen um Deutsch-Nachfolge

Nach dem Rückzug von SPÖ-Landesparteisekretäs Christian Deutsch gibt es Spekulationen um seine Nachfolge. Der Politologe Peter Filzmaier bezeichnete den Zeitpunkt für den Wechsel im Wiener Landesparteisekretariat als „relativ spät“.

Christian Deutsch hat am Montag seinen Rücktritt als SPÖ-Landsparteisekretär mit 31. Juli erklärt. Sein Mandat im Gemeinderat will Deutsch behalten - mehr dazu in Deutsch-Rücktritt für „neuen Elan“.

In einigen Zeitungen werden mögliche Nachfolger genannt, allen voran Katharina Schinner. Die 34-Jährige führt zwei Modegeschäfte in Wien, ist im Wirtschaftsverband, dem roten Flügel in der Wirtschaftskammer, aktiv und erst im Herbst dem nunmehr zurückgetretenen Christian Deutsch als Stellvertreterin zur Seite gestellt worden. Gegenüber der APA hieß es, unter anderem mit Verweis auf Schinners Alter und ihre noch eher geringe Erfahrung, dass sie vorerst auf dem Stellvertreterposten bleiben werde.

Chancen für Spitzer

Hoch im Kurs stehen laut Medienberichten zwei Gemeinderäte: Mietervereinigungs-Präsident Georg Niedermühlbichler und SPÖ-Floridsdorf-Geschäftsführer Gerhard Spitzer. „Natürlich traue ich es mir zu. Ich kenne den Job und das Jobprofil und kenne auch die Arbeit von Christian Deutsch gut“, so Spitzer mit Verweis auf seine derzeitige Parteimanageraufgaben im mächtigen roten Flächenbezirk Floridsdorf.

Schon jetzt setze er sich mit ähnlichen Aufgaben auseinander - als Landesparteisekretär wäre das dann einfach „eine Etage höher“. Der 49-Jährige ist seit 1994 Geschäftsführer der SPÖ im 21. Bezirk, seit 2008 sitzt er für die Sozialdemokraten auch im Wiener Stadtparlament. In Sachen Deutsch-Nachfolge habe das Telefon noch nicht bei ihm geklingelt, versicherte Spitzer: „Noch hat mich niemand ernsthaft kontaktiert.“ Es freue ihn, im Gespräch zu sein - „weil das bedeutet, dass es Menschen gibt, die mir das zutrauen“.

Niedermühlbichler ist zurückhaltend

Der 48-jährige Georg Niedermühlbichler, seit 2005 Abgeordneter im Stadtparlament, zeigte sich zurückhaltend: „Ich habe noch keinerlei Gespräche geführt und wurde auch von niemandem kontaktiert.“ Er rätsle derzeit selbst, warum sein Name so oft genannt wurde: „Ich würde mich jetzt nicht zum inneren Kreis zählen.“ Als Präsident der Mietervereinigung - die Funktion hat er seit 2008 inne - habe es derzeit zudem einen sehr spannenden Job, betonte er.

Die Entscheidung für den roten Spitzenposten liegt jedenfalls beim Landesparteivorsitzenden - sprich: bei Bürgermeister Michael Häupl. Sie soll „in den nächsten Wochen“ fallen, hieß es heute aus seinem Büro.

Filzmaier: „Undankbarer Job“

Der Politologe Peter Filzmaier hat im Ö1-Morgenjournal den Wiener SPÖ-Landesparteisekretär als derzeit „undankbaren Job“ bezeichnet. „Wenn die absolute Mehrheit verloren ging und wahrscheinlich kaum zurückzugewinnen ist, dann ist es Mängelverwaltung. Das heißt, man muss dauernd in der Partei kommunizieren, dass es weniger Macht und weniger Geld gibt, das macht einen nicht beliebt“, begründete Filzmaier.

Der neue Landesparteisekretär muss laut Filzmaier vor allem ein Vertrauter des Bürgermeisters sein: „Ein Spitzenkandidat und sei er noch so mächtig wie Bürgermeister Häupl wäre geradezu verloren ohne starken Landesparteisekretär, denn das ist der Topmanager für den Wahlkampf.“

Später Zeitpunkt für Wechsel

Filzmaier bezeichnete weitere Veränderungen im engsten Kreis der Wiener SPÖ als „wahrscheinlich“. Allerdings sei der Zeitpunkt schon relativ spät. „Ein Jahr vor der Wahl klingt nur frühzeitig, aber wenn Parteimanagement bedeutet, die gesamte Budgetverantwortung wie auch die zentrale Koordination bis hin in alle Teilorganisationen und alle Sprengel in 23 Bezirken, da tauscht man nicht ein Jahr vorher der Wahl die gesamte Managementebene aus, das würde man vor anderen Großereignissen auch nicht gerne tun“, so Filzmaier.

Die von der SPÖ als Wahlziel ausgegebene absolute Mehrheit werde ein „sehr, sehr weiter Weg“, glaubt Filzmaier: „Die Rückgewinnung der absoluten Mehrheit liegt irgendwo zwischen ambitioniert und Prinzip Hoffnung, aber was soll die SPÖ in Wien denn sonst sagen. Sie könnte sagen wir führen einen rot-grünen Lagerwahlkampf. Aber auch wenn diese Kooperation bei SPÖ-Funktionären mehr oder weniger akzeptiert wird bedeutet das nicht, dass die Partei bereit ist für einen solchen Lagerwahlkampf.“

IFES-Umfrage: SPÖ bei 40 Prozent

Laut Imma Palme vom IFES-Institut liegt die SPÖ laut Umfragen vom Juni „zwischen 37 und 40 Prozent“. Die rot-grüne Variante sei „die mehrheitsfähige, die die Leute mögen“, meinte Palme gegenüber „Wien heute“. Die absolute Mehrheit sei ein „schweres Ziel“, aber die SPÖ habe „großes Potenzial“.

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