Prozess: Wiener Imam kein „Hassprediger“

Ein Imam einer Wiener Moschee wurde von einer Zeitung als „Hassprediger“ bezeichnet. Er soll zwei Wiener Mädchen islamistisch radikalisiert haben. Der Imam sagte, er habe die Mädchen nicht gekannt und klagte wegen übler Nachrede.

Die beiden Wiener Jugendlichen machten sich im April auf den Weg nach Syrien, um dort nach eigenen Angaben im Bürgerkrieg zu kämpfen. Die Familien der beiden bosnischstämmigen Mädchen begaben sich verzweifelt auf die Suche, bisher waren die Mädchen nicht wieder aufgetaucht - mehr dazu in Verschwundene Mädchen haben sich gemeldet.

Die Tageszeitung „Heute“ stellte die Behauptung auf, dass der Imam, der mehrmals wöchentlich in einer Moschee in der Leopoldstadt predigte, die beiden Mädchen radikalisiert hätte. Das Medium bezeichnete den Mann auch als „Hassprediger“, der unter dem Namen „Ebu Tejma“ predigte. Er widersprach diesen Behauptungen. Er würde „niemals“ predigen, dass gläubige Moslems in einen bewaffneten Krieg ziehen sollen. „Wenn jemand zu mir kommen würde und mich fragen würde, ob er das tun soll, dann würde ich sagen, machen Sie das nicht. Gehen Sie in die Schule, machen Sie Karriere“, sagte er vor Richter Stefan Apostol.

Iman hält Blatt vor Gesicht

APA/Pfarrhofer

„Ich hab nie mit den beiden Kontakt gehabt“, sagte der 32-Jährige, der eigenen Angaben zufolge sunnitischen Islam predigt. Sie seien nie in der Moschee gewesen, da in seiner Moschee aus Platzgründen die Männer beim Gebet unter sich bleiben würden. Nach dem Verschwinden der zwei Mädchen habe ein Vater der Jugendlichen Kontakt mit ihm gesucht.

Denn die Moschee gilt als Salafisten-Zentrum, das auch vom Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) in frühere Ermittlungen eingeschlossen war. Erst Anfang Juli war ein 21-jähriger Wiener wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung schuldig gesprochen worden, der sich zuvor die Ausführungen des Predigers anhörte, wie Apostol festhielt - mehr dazu in Ausbildung in Terrorcamp: Haftstrafe für Wiener.

Imam bekommt Entschädigung

Apostol ließ ein Video vorspielen, indem der Mann über Osama Bin Laden sprach - „lobend“, wie der Richter ausführte. „Ich lobe ihn nicht“, sagte der 31-Jährige. „Aber man wird in dieser Welt gezwungen, schlecht über ihn zu reden.“ In der arabischen Welt schaue man ganz anders auf Bin Laden, „nicht als Verbrecher, sondern als einen, der sie befreit“.

„Ebu Tejma“ hielt fest, dass viele Videos seiner Predigten, die im Internet kursieren, in verkürzter Fassung ins Netz gestellt worden sind. Seine Vorträge würden nie unter einer Stunde dauern, die paar Minuten, die dann veröffentlicht werden, seien aus dem Zusammenhang gerissen. Der Prediger bekam eine Entschädigung von 2.500 Euro zugesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.