Prozess „Puber“: „Teilweise schuldig“

Der Sprayer „Puber“, der mit seinem Schriftzug in Wien unzählige Hauswände besprüht haben soll, steht seit Mittwoch wegen schwerer Sachbeschädigung vor Gericht. 232 Fakten sind angeklagt. Der 30-Jährige bekannte sich teilweise schuldig.

Der 30-jährige Schweizer, der sich seit vergangenem Jahr in Wien befand, hinterließ seine wenig originellen Schriftzüge auf zahlreiche Hausfassaden. Staatsanwalt Markus Berghammer legte ihm 232 Fakten zur Last. „Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht“, dann würde man vor allem eines sehen, nämlich „Puber“-Schriftzüge. Sie seien für die Hausbesitzer „eine Plage“ und würden einen immensen Schaden anrichten. Der Angeklagte habe „der Stadt seinen Stempel aufgedrückt“, sagte Berghammer.

Prozess Puber

APA/Herbert Pfarrhofer

„Puber“ kurz vor Prozessbeginn am Wiener Straflandesgericht

„Puber“ flüchtete über Hausdach

Der Schweizer mit brasilianischen Wurzeln würde „Sachbeschädigung mit System“ betreiben, weswegen ihm in seinem Heimatland bereits ein Verfahren droht. Deshalb sei er vermutlich im vergangenen Jahr unangemeldet nach Österreich gekommen und habe hier als U-Boot in Wien gelebt. Um Geld zu verdienen, habe er ab und zu als Security gearbeitet.

2013 sei er in der Nähe des Cafe Leopold von einem Sicherheitsmann beim Sprühen erwischt worden. Der Angeklagte habe den Security angefleht, ihn nicht zu verraten, er werde den Schaden wieder gut machen. Er habe dem Mann seine Namen genannt. Aufgrund dieser Daten sowie durch ein Überwachungsvideo habe man den Schweizer in einer Wiener WG ausfindig gemacht, sagte Berghammer.

In der Wohnung wurden zahlreiche Spraydosen sowie Graffitiutensilien gefunden. Der 30-Jährige flüchtete mit seinem Laptop aufs Dach und wollte den Computer in einem Kamin versenken. Davon hielten ihn die Polizisten ab. Auf dem Laptop wurden anschließend zahlreiche Fotos von diversen Graffiti sichergestellt - mehr dazu in Polizei verhaftet Sprayer „Puber“.

Angeklagter seit Festnahme in U-Haft

Ein grafologisches Gutachten, das auf der Basis jener Schriftzüge erstellt worden sei, bei denen man ihn erwischt habe, kam zu dem Schluss, dass es sich bei einigen Tags mit „sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ um jene des 30-Jährigen handelt. Sein Anwalt Phillip Bischof kritisierte, dass jener Sachverständigen nicht vor Gericht geladen wurde. Seit seiner Verhaftung befindet sich der Angeklagte in Untersuchungshaft, ein Antrag auf eine Fußfessel wurde abgelehnt - mehr dazu in Keine Fußfessel für „Puber“.

Der Rechtsvertreter bezeichnete den Strafantrag als „Zumutung“. Bei zahlreichen Fakten würde es sich um keinen Schaden handeln, weil die Schriftzeichen abwaschbar oder auf einem Abbruchhaus platziert waren. Einige Fakten seien wiederum doppelt angeklagt. Ein weiterer Fall wurde bereits in einem anderen Verfahren eingestellt. Der Strafantrag liefe ganz nach dem Motto, „wir haben Puber, alle auf ihn. Wo Puber drauf steht, ist auch Puber drin“, sagte Bischof. Sein Mandant werde sich teilweise schuldig bekennen.

„Der Schriftzug wird von ziemlich vielen Leuten verwendet“, sagte der Angeklagte vor Richter Wilhelm Mende. Er habe „Puber“ an die 20 bis 30 Mal gesprüht. Auf den Vorhalt Mendes, dass die Art des Schriftzuges, wie sie der Schweizer tätigt, in Wien zumindest 111 Mal vorkomme, meinte der 30-Jährige: „Aber die sind nicht alle von mir und stammen aus einer Zeit, in der ich noch nicht einmal in Wien war.“ Dem Schweizer drohen aufgrund der Gesamtschadenshöhe von mindestens 50.000 Euro im Fall einer Verurteilung sechs Monate bis fünf Jahre Haft.

"Puber"-Schriftzüge in Wien

APA/Helmut Fohringer

Auszug aus „Pubers Werk“ in Wien

Urteil vermutlich am Donnerstag

Neben 30 Privatbeteiligtenvertretern - darunter die Stadt Wien und die Wiener Linien - sind 40 Zeugen geladen, die an den beiden Tagen befragt werden. Laut Bischof gebe es jedoch nur zwei Zeugen, die „Puber“ beim Sprayen beobachtet haben. Der Anwalt rechnet mit einem Urteil am Donnerstag.

Im Vorfeld des Prozesses rückte die Frage ins Zentrum, wann Graffiti Kunst und wann Kriminalität ist. Wien entwickelt sich immer mehr zu einer Hauptstadt der Streetart - mehr dazu in Graffiti zwischen Kunst und Kriminalität. In der Szene wird „Puber“ entweder gehasst und vergöttert, er könnte wohl auch eine „Leinwandkarriere“ starten - mehr dazu in „Puber“: „Leinwandkarriere“ möglich.