Popfest: „Pop muss mutig sein“

Das Wiener Popfest auf dem Karlsplatz startet am Donnerstag mit seiner fünften Auflage. Geboten werden dieses Jahr über 60 (Live-)Künstler der ausschließlich heimischen Popszene - so viele wie noch nie. Kurator Wolfgang Schlögl gibt Tipps.

Ob die österreichische Musikszene auf vielen Kanälen etwas unterrepräsentiert ist, wird spätestens seit den Diskussionen rund um das Okto-Video mit Elke Lichtenegger von einer breiten Öffentlichkeit diskutiert. Wie viel gute Musik aus Österreich kommt, bestätigt zum Beispiel das Popfest in Wien Jahr für Jahr. Genau aus diesem Grund wurde es vor fünf Jahren ins Leben gerufen - um die Vielfalt, Innovation und Qualität der heimischen Popmusik einer großen Öffentlichkeit zu präsentieren.

Auch heuer ist das Programm von diesen Attributen gekennzeichnet. Mehr als 60 Künstler aus allen erdenklichen Genres und Formationen, von Rap bis Techno, von Singer-Songwriter bis Band, von Chartstürmer bis Geheimtipp, treten von 24. bis 27. Juli beim Popfest auf. Das Zentrum ist wieder die „Seebühne“ auf dem Karlsplatz, weitere Spielstätten sind der Prechtlsaal der Technischen Universität, das MuseumsQuartier, das Wien Museum, das brut, der Club Roxy, der Red-Bull-Brandwagen und die Karlskirche am Sonntag.

Kuratoren

Sixtus Preiss

Wolfgang Schlögl und Violetta Parisini kuratieren das Popfest heuer gemeinsam

„Amalgam aus Einflüssen und Kontakten“

Kuratiert wird das diesjährige Freiluftspektakel von den Musikern Schlögl (Sofa Surfers, I-Wolf und TE PO) und Violetta Parisini, die somit Robert Rotifer (2010 bis 2012) und Patrick Pulsinger (2013) nachgefolgt sind. Die Maxime des Teams war es, die popmusikalische Landschaft Österreichs so breitgefächert wie möglich darzustellen und dabei eigene Einflüsse aus ihren doch recht unterschiedlichen persönlichen und musikalischen Blasen in Einklang zu bringen. Doch auch die Musiker selbst konnten auf das Kuratorenduo zukommen.

„Da kam extrem viel. Da sieht man auch, welche große soziale Wirkung das Popfest mittlerweile hat, denn es gibt keine teure Gage, es bietet aber Öffentlichkeit. Noch heute bekommen wir Anfragen von Musikern, die spielen wollen“, sagt Schlögl über die Bedeutung des Popfests. Was das Buchen der Künstler betrifft, erweise sich das bei einem subventionierten Festival als schwieriger, wenn es sich um kommerziell erfolgreiche Musiker handelt. „Die sind dann oft schwer zu kriegen. Aber da darf man nicht wehleidig sein“, sagt Schlögl.

Nazar

Michael Breyer

Der Wiener Rapper Nazar ist auch außerhalb von Österreich sehr erfolgreich

Rap am See

Damit hat er recht. Die österreichische Musikszene ist facettenreich genug. Das beweist schon der erste Abend des Popfests. Um 20.00 Uhr wird die „Seebühne“ von Rapper Nazar gemeinsam mit der Poetry Slamerin Yasmo, der 16-köpfigen Hip-Hop-Band S.K. Invitational und dem Londoner Rapper Blak Twang bespielt. „Er ist ein migrantischer Superstar, das kann man schon so sagen“, sagt Schlögl über Nazar, der iranische und türkisch-afscharische Wurzeln hat und auch in Deutschland erfolgreich ist. „Pop muss mutig sein.“

Danach tritt Schmieds Puls auf, die Band um die Singer-Songwriterin Mira Lu Kovacs, die Schlögl begeistert eine „echte Persönlichkeit“ und „starke Frau“ nennt. Für ihn ist sie definitiv eines der großen Highlights der diesjährigen Ausgabe des Popfests. Wer schon am Donnerstag länger durchhält, sollte sich um 0.30 das Elektroduo Julian und der Fux nicht entgehen lassen. Die beiden Wiener Produzenten sind mit ihrem gemeinsamen Projekt mittlerweile Stammgäste in den FM4-Top-Ten.

Schmieds Puls

Apollania Bitzan

Schmieds Puls ist für Wolfgang Schlögl eines der großen Highlights dieses Jahr

Stressiges Wochenende

Am Freitag spielen unter anderen die Indie-Lieblinge We Walk Walls (17.00 Uhr) und Effi (21.30 Uhr) auf der „Seebühne“, während man später am besten zum brut hinübergeht, um das Experimentaltrio Bulbul und später Elektro Guzzi zu sehen, die ihren Techno mit analogen Instrumenten spielen. Interessant ist auch Schlögls neues Projekt TE PO mit der Sängerin Rahamey Po, das um 1.30 Uhr im Prechtlsaal der TU sogar sein Livedebüt feiert.

Am Samstag wird es dann richtig stressig. Zumindest wird es fast unmöglich sein, sich zwischen den einzelnen Konzerten zu entscheiden. An diesem Abend wird nämlich auch das MuseumsQuartier bespielt - die MUMOK-Hofstallungen, das Cafe Leopold, der Salon Leopold und das Ziegelfoyer in der Kunsthalle. Besonders spannend sind laut Schlögl die Auftritte in Letzterem. „Der Raum hat eine besondere Akustik, die Bühne ist in der Mitte. Das ist sowohl für die Künstler als auch für das Publikum neu.“ Immerhin sei es auch die Aufgabe von Kuratoren zu inszenieren.

Fontarrian

Zanshin

Der Elektronik-Newcomer Fontarrian wird um 0.00 Uhr im Ziegelfoyer spielen

Diskussionen und Panels

Am Samstag- und Sonntagnachmittag finden außerdem Panels statt, bei denen es zum Beispiel um die Sinnhaftigkeit von Pop-Awards, Gender-Strategien und Social-Media-Karrieren geht. Die Gäste und Moderatoren sind Experten aus der Musikszene, zwischendurch werden auch hier schon kleine Konzerte stattfinden. Wie auch sonst sollte man mehr als 60 Künstler im Programm unterbringen? „Man kann ja auch nicht jede Band in jeden Raum stecken“, sagt Schlögl über die Zuteilung der Künstler zu den Spielstätten.

Am Sonntag geht das Popfest dann schließlich gemächlich zu Ende. Im Wien Museum tritt um 19.30 Uhr Leo Riegler auf, die eine Hälfte des Virtuosenduos Koenigleopold und künstlerischer Leiter der Jazzwerkstatt Wien. Auch die Karlskirche wird von 21.00 Uhr bis nach Mitternacht bespielt, unter anderem von Dorit Chrysler, der in New York lebenden Wienerin, die ihr Theremin so in der adäquaten Umgebung einsetzen kann.

Leo Riegler

Rania Moslam

Leo Riegler, die eine Hälfte von Koenigleopold, ist am Sonntag im Wien Museum

Mehr wollen als geht

Auf die Frage, was die Kuratoren sich vorgenommen hatten, aber heuer nicht geschafft haben, antwortet Schlögl: „Man will immer mehr als geht. Wir wollten auch audiovisuelle Spielflächen, weil mittlerweile viele Künstler damit arbeiten, aber das ging sich nicht mehr aus.“ Er wird es aber den Nachfolgern nächstes Jahr ans Herz legen.

Vergangenes Jahr zählte das Popfest an den vier Tagen der Veranstaltung insgesamt 60.000 Besucher. Dieses Jahr werden es wohl wieder so viele sein. Besonders bei der „Seebühne“ und im brut muss man mit großem Andrang rechnen. Da die Kapazität von Letzterem beschränkt ist, lohnt es sich, sich früh anzustellen. Besonders bei den Bands am Freitag. Hitzebeständig sollte man da übrigens auch sein.

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