Smartphones verändern die Sprache

Mit Ausdrücken wie „Lg“ und „Lol“ verändern das Handy und Technik im Allgemeinen nachhaltig unsere Sprache. Laut einer neuen Studie wird der Wortschatz mit Anglizismen erweitert - auf Kosten des österreichischen Deutsch und des Dialekts.

Als stärksten Einflussfaktor auf das Sprachverhalten nennen die Österreicherinnen und Österreicher die Technik (58 Prozent), so das Ergebnis der Social-Impact-Studie 2014 von A1, die am Freitag in Wien vorgestellt wurde. Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) gab an, dass Jugendliche beziehungsweise die Jugendkultur am meisten die Sprache verändern. Davon sind vor allem junge Menschen bis 24 Jahre überzeugt (58 Prozent). Als drittstärkster Einflussfaktor werden Medien wie die Zeitung und das Fernsehen genannt.

Telefon Smartphone  iPhone 5

APA/EPA/Christopher Dernbach

„Wir sehen eindeutig, dass neue Technologien das Sprachverhalten und die Kommunikation verändert hat, und sind überzeugt, dass sie dies auch künftig tun werden“, so Hannes Ametsreiter, Generaldirektor der Telekom Austria (TA). „Mit Blick auf die letzten 15 Jahre lässt sich außerdem sagen, dass Kommunikation heute seltener persönlich stattfindet, alles immer schneller geht und jeder jederzeit erreichbar ist.“

Verlust des Dialekts

58 Prozent der Österreicher empfinden die Veränderung der Sprache sowohl positiv als auch negativ, ein Drittel bewertet sie als „eher negativ“. Positiv wird die Erweiterung des Wortschatzes gesehen, gefolgt von Globalisierung und Modernisierung. Junge Menschen nennen als positiven Aspekt die Erweiterung des Wortschatzes. Als negative Aspekte werden Anglizismen und der Verlust der „österreichischen Sprache“ und des Dialekts genannt. Personen über 55 Jahre bewerten Anglizismen als negative Entwicklung.

Hohe Toleranz bei Fehlern

41 Prozent der Österreicher finden Rechtschreibfehler in der digitalen Sprache zulässig beziehungsweise eher zulässig. Für 29 Prozent sind sie ein absolutes „No-Go“. Junge bis 24 Jahre sind hier besonders wenig streng: Für 60 Prozent sind Fehler in der digitalen Sprache (eher) zulässig, bei der Gruppe der über 55-Jährigen sind es nur 29 Prozent.

Social-Impact-Studie

Die Studie wurde 2014 zum 15. Mal umgesetzt. Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut GfK Austria untersucht in dieser repräsentativen Befragung den Einfluss mobiler Kommunikation auf die Gesellschaft. Von 10. Juli bis 18. Juli wurden österreichweit 1.000 Handyuser ab zwölf Jahren befragt.

Rechtschreibfehler werden hauptsächlich in SMS (69 Prozent) und in Chats wie WhatsApp, Skype und Co. (65 Prozent) akzeptiert. In beruflichen Mails finden sie lediglich zwei Prozent zulässig. „Eine mögliche Erklärung für die hohe Toleranz bei Fehlern bei Jungen bis 24 Jahre ist, dass diese das Handy zu zwei Dritteln für die schriftliche Kommunikation nutzen, wo man sich schnell und unmittelbar mit anderen austauscht, und nur zu einem Drittel für die mündliche. Bei der Allgemeinheit verhält es sich genau andersrum“, sagte Rudolf Bretschneider von GfK Austria.

Starke Veränderung der eigenen Sprache

Ein Viertel der Befragten spürt eine starke Veränderung der eigenen Sprache, nur 13 Prozent meinen, ihre Sprache hat sich überhaupt nicht verändert. Bei den bis zu 24-Jährigen spüren 47 Prozent eine (sehr) starke Veränderung, bei den über 55-Jährigen trifft das nur auf 18 Prozent zu. Besonders gerne texten die Österreicher in den öffentlichen Verkehrsmitteln (50 Prozent), gefolgt von privaten Verabredungen (32 Prozent) und während sie etwas mit Freunden unternehmen (27 Prozent). Immerhin 26 Prozent kommunizieren im Schlafzimmer und 21 Prozent auch auf dem WC mit modernen Kommunikationsmitteln.

Haben 2013 nur elf Prozent Kommunikations- und Nachrichtendienste am Handy genutzt, sind es 2014 bereits 52 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit dem Verschicken von Fotos und Videos am Handy (2013: 31 Prozent; 2014: 49 Prozent) und der Nutzung von Sozialen Netzwerken (2013: 27 Prozent; 2014: 39 Prozent). „Mit Blick auf die Geschlechter werden Klischees bestätigt, denn junge Frauen zwischen zwölf und 29 Jahren nutzen besonders gerne Social Networks sowie Kommunikationsdienste und verschicken gerne Fotos und Videos“, so Bretschneider.

App-Nutzung legt zu

Nutzte 2011 nur ein Viertel (25 Prozent) Apps, sind es 2014 bereits 56 Prozent. Und der Trend hält an: 20 Prozent der Nichtnutzer können sich vorstellen, in den kommenden zwölf Monaten Applikationen aus dem App Store auf das Handy zu laden.

Handy länger lautlos

Blieb das Handy 2002 während der Woche 1,9 Stunden täglich lautlos gestellt, sind es 2014 bereits 5,2 Stunden. Zugleich ging die Zeit, in der das Handy wochentags ganz ausgeschaltet bleibt, zurück: 2002 blieb das Handy 5,3 Stunden täglich ausgeschalten, 2014 waren es nur noch 3,1 Stunden.

Besonders beliebt sind Gratis-Apps: 83 Prozent nutzen keine kostenpflichtigen Apps, 2010 waren es nur gut zwei Drittel (67 Prozent). Ebenso ist der Trend zu Smartphones ungebrochen: 2010 verwendete ein Drittel (32 Prozent) ein Smartphone, 2014 sind es schon fast drei Viertel (72 Prozent). Bei den Jungen zwischen zwölf und 29 Jahren liegt die Nutzung sogar bei 89 Prozent.

88 Prozent finden es wichtig, dass ältere Personen, und 73 Prozent, dass Kinder in Notsituationen ein Mobiltelefon haben. Drei Viertel fühlen sich bei Reisen sicherer, wenn sie ein Handy bei sich haben. Dieses dient auch der Bequemlichkeit: 79 Prozent gaben an, dass das Handy die Koordination mit Freunden und Familie erleichtert. Für drei Viertel vereinfacht es das Leben allgemein.

„Offline gehen“ ist „in“

Begrüßten es 1999 noch 85 Prozent sehr, für andere Personen jederzeit erreichbar zu sein, sind es 2014 nur noch 69 Prozent. Sechs von zehn Personen nahmen 2014 das Handy bewusst nicht mit, um ungestört zu sein, 2009 waren es nur 46 Prozent. 1999 sah nur ein Fünftel das Handy als Störenfried an, 2014 sind es bereits 39 Prozent.

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