Siebeneinhalb Jahre Haft für Einbrecher-Capo

Ein 48-jähriger Mann aus Georgien ist am Mittwoch am Wiener Straflandesgericht wegen krimineller Vereinigung und Geldwäscherei zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Schöffensenat war „felsenfest davon überzeugt“, dass der 49-Jährige von seiner in Wien-Penzing gelegenen Wohnung aus mehrere in ihrer Heimat angeworbene Einbrecher kommandiert und deren Beute kiloweise in seinem Schlaf- und Wohnzimmer deponiert hatte. Der Verteidiger meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Der Staatsanwalt legte ebenfalls Rechtsmittel ein.

„Siebeneinhalb Jahre ist keine milde Strafe, aber es gibt auch keinen Anlass für eine milde Strafe“, stellte der vorsitzende Richter Christoph Bauer fest. Es bedürfte einer „Signalwirkung“. „Es muss ein Zeichen an die Öffentlichkeit gesetzt werden, dass sich so etwas nicht lohnt“, sagte Bauer.

„Deswegen hab’ ich Sie verurteilt. Auf Wiederschauen“

„Ich habe gedacht, Österreich ist ein Rechtsstaat“, protestierte der 49-Jährige. „Stimmt. Deswegen hab’ ich Sie auch verurteilt. Auf Wiederschauen“, erwiderte ihm der Richter. Verteidiger Joseph Philipp Bischof meldete nach einer kurzen Besprechung mit seinem Mandanten Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Staatsanwalt Marcus Böhm legte ebenfalls Rechtsmittel ein.

Mindestens zehn georgische Einbrecher angeführt

Der Anklage zufolge soll der Mann in Wien mindestens zehn georgische Einbrecher angeführt haben, wobei er von den Ergebnissen einer umfassenden Telefonüberwachung belastet wurde. Er soll den von Hintermännern angeworbenen Tätern in Wien Unterkünfte besorgt haben, wobei er auch festlegte, wer mit wem zusammenzuwohnen hatte. Teilweise soll der 49-Jährige die Täter beim Aufbrechen fremder Wohnungen überwacht haben.

Die Beute bewahrte er in seiner Bleibe auf, Schmuckstücke und Wertgegenstände ließ er gewinnbringend weiterverkaufen. Die weniger kostbaren Preziosen soll er per Post nach Georgien geschickt haben.

Wie der Staatsanwalt darlegte, kümmerte sich der 49-Jährige um seine Männer, wenn diese von der Polizei festgenommen wurden: „Er hat veranlasst, dass sie im Gefängnis Handys und Geld bekommen.“ Mitgeschnittene Telefonate zwischen Häftlingen und dem Angeklagten würden das belegen, betonte Böhm.

533 Gegenstände sichergestellt

Der mutmaßliche Capo wurde am 23. März 2014 festgenommen. Neben ihm klickten für weitere fünf Georgier die Handschellen, die seiner Organisation angehört haben sollen. Bei einer Hausdurchsuchung wurden in der Wohnung des 49-Jährigen nicht weniger als 533 Gegenstände sichergestellt, die in den vorangegangenen Wochen und Monaten als gestohlen gemeldet worden waren.

Neben Uhren und Schmuck stießen die Ermittler in Koffern und Taschen, die der Mann unter seinem Bett und im Wohnzimmerschrank deponiert hatte, vor allem auf Computer, Laptops und Smartphones. Daneben fanden sich Reisepässe von elf Georgiern. Zehn von ihnen befinden sich mittlerweile in Haft - mehr dazu in Bande stahl 20 Kilo Schmuck (wien.ORF.at; 22.5.2014).

Auf das Konto der kriminellen Organisation dürften wesentlich mehr als die 25 Fakten gehen, die ihnen im Zuge der Ermittlungen zugeordnet werden konnten. Dafür spricht die Statistik. 674 Einbrüche wurden im vergangenen März in der Bundeshauptstadt verzeichnet. Nach der Festnahme der Georgier reduzierte sich diese Zahl im April auf 397.

„Es war eine Dummheit von mir“

Der Angeklagte hatte in seiner Einvernahme behauptet, er habe gutwilligerweise für Landsleute Taschen übernommen und nicht gewusst, dass sich darin Diebsgut befand: "Es war eine Dummheit von mir. Ich hab’ mich drauf eingelassen. Ich wollte meine Landsmänner unterstützen. Die Vielzahl der ihn belastenden Telefonate erklärte er damit, er habe als „Verbindungsmann“ zu den Familien der Männer fungiert. Mit einer kriminellen Vereinigung und Geldwäscherei habe er nichts am Hut.